Quelle: http://www.gzg.fn.bw.schule.de/lexikon/referate/weihnach.htm
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Am nächsten Morgen war Samstag und er hatte keine Schule. Er fuhr mit seinen Eltern in den Wald um Reisig für den Adventskranz zu sammeln. Nach drei Stunden kamen sie völlig erschöpft nach Hause. Als sie sich daheim wieder ein wenig erholt hatten, fingen sie an den Adventskranz mit Reisig und Grünzeug zu binden und mit den vier dicken Kerzen und danach mit den Bändern zu schmücken. Vor lauter Aufregung vergaß Hans an diesem Tag sein Türchen im Adventskalender zu öffnen. Das war ihm noch nie passiert. Also machte er am 3. Dezember, das war der erste Advent , zwei Türchen auf. Er fand eine kleine Glocke und einen Engel darin. Das Frühstück war heute besonders feierlich, da er die 1. Kerze des Adventskranzes anzünden durfte. Nach dem Mittagessen fingen Hans und seine Mutter an Brezeln , Klausemänner und Betmännchen zu backen. Es roch im ganzen Hause köstlich. Hans liebte diesen Geruch, denn er erinnerte sich immer sehr an Weihnachten. Auch freute er sich schon auf den nächsten Morgen, wenn er die gebackenen Sachen in seinen Kakao tunken durfte. Endlich war es so weit. Genüsslich aß er die triefenden Klosemänner. Sie schmeckten lecker. Da heute Barbaratag war, gingen sein Vater und er in den Garten und schnitten wie jedes Jahr Kirschzweige ab, die seine Mutter in eine Vase steckte. Sie sollten dann bis Weihnachten , also mitten im Winter, blühen.
Im 5. Türchen war ein Weihnachtsstempel, den er gleich in der Schule ausprobierte. Der Lehrer erzählte ihnen eine Nikolausgeschichte. Total begeistert kam er von der Schule nach Hause, und erzählte die ganze Geschichte über den Nikolaus seiner Mutter. Nach den Hausaufgaben putzte Hans seine Stiefel, die er am Abend für den Nikolaus vor die Tür stellte, damit dieser sie füllen konnte. Am nächsten Tag rannte er im Schlafanzug vor die Tür und schaute was der Nikolaus ihm hinein gelegt hatten. Lebkuchen, Orangen und ein kleines Buch waren darin zu finden. Vor lauter Freude verpasste er fast den Schulbus. Stolz zeigte er sein Buch herum. Da hörten sie ein dunkles Läuten. Kurz darauf kam der Nikolaus und der Knecht Ruprecht mit seinem großen, schweren Sack hinein. Der Nikolaus verteilte an jedes Kind einen Schokoladennikolaus, eine Orange und viele Nüsse. Alle Schüler waren begeistert. Am nächsten Tag war ihm schlecht von dem großen Schokoladenmann. Er musste zu Hause bleiben und schaute sich vormittags die Weihnachtsgeschichte im Fernsehen an. Leider musste er abends schon früh ins Bett und konnte deshalb die Wiederholung der Weihnachtsspiele (Seite 20) nicht sehen.
"Die Schule ist scheußlich", mit diesem Gedanken kam Hans am nächsten Tag von der Schule nach Hause, und als Trost aß er den Lebkuchen, der in seinem 8. Türchen steckte. "Hans ein Brief aus England von deiner Tante Marry ist für dich angekommen!" Mit diesen Worten schreckte seine Mutter ihn aus seiner Lebkuchenfreßattacke. Hans rannte in die Küche, um den Brief zu lesen. Seine Tante Marry hatte ihm das Rezept für Plumpudding geschickt. Er bettelte gleich seine Mutter an, dass sie ihm eine große Portion Plumpudding kochen sollte, was sie leider nicht tat. Vor lauter Frust verzog er sich gleich ins Bett. Zeit zum Schlafen hatte er genug, denn am heutigen Thomastag war die längste Nacht des Jahres.
Als er am nächsten Morgen aufstand und in die Küche kam, stand dort eine Riesenschüssel Plumpudding nur für ihn. Neben der Schüssel lag ein Zettel auf dem stand, dass seine Eltern zum Einkaufen gefahren waren. Hans machte das 9. Türchen auf und nahm ein Büchlein über Bethlehem heraus. Schnappte sich den Plumpudding und machte es sich auf dem Sofa bequem. Das Buch war interessant. Es handelte von Christi Geburt und dem Stall von Bethlehem. Als seine Eltern nach Hause kamen brachten sie eine wunderschöne Krippe mit. Hans pochte darauf, die neue Krippe, die man noch zusammenkleben musste, gleich aufzubauen. Mitten in der Arbeit klingelte das Telefon und seine Tante Marry war daran und fragte ihn, ob er am Boxing-Day für ein paar Tage zu ihm kommen wolle. Hans sagte zu, obwohl er seine Eltern nicht nach ihrer Meinung gefragt hatte. Voller Begeisterung stürzte er sich wieder in die Arbeit.
Am darauffolgenden Tag kam er besonders schlecht aus den Federn, weil er heute wieder in die Schule musste. Ihre Lehrerin erzählte ihnen eine Weihnachtsgeschichte über Engel. (Seite 24). Mit nachdenklichem Gesicht kam er nach Hause. Da fiel ihm siedendheiß ein, dass er noch gar nicht wusste, ob er zu seiner Tante gehen durfte. Mit viel Ausdauer konnte er seine Eltern dazu überreden. Glücklich ging er ins Bett.
Wie jeden Dienstag ging er am Nachmittag zur Jugendgruppe. Dort sprachen sie über Rauschgoldengel und bastelten noch einige Weihnachtsgeschenke (Seite 19), die er später unter den Weihnachtsbaum legen wollte. Dort erfuhr er, dass es auch einen Ort gab, der Christkindl hieß und von dem schwedischen Brauch am Tag der heiligen Lucia. Schnell huschte er ins Haus, damit seine Mutter die Weihnachtsgeschenke nicht sehen konnte. Es waren nämlich einige für sie dabei.
Als er am nächsten Morgen aufwachte, roch das ganze Haus wieder nach
Plätzchen. Wie schön, dachte Hans, dass Advent
ist. Dann kam seine Mutter ins Zimmer und fragte ihn, ob er mit zum Christkindlmarkt
fahren würde. natürlich wollte er. Dort fanden sie ein sehr schönes
Weihnachtsgeschenk für Vater.
Hans war ganz traurig. denn er sollte allein
zu Hause bleiben, weil seine Eltern in das Weihnachtsoratorium
gehen wollten. Dafür kam am Abend ein Bericht über das Christfesttaler
im Radio. Besonders interessant war es zu erfahren, wie in anderen
Ländern das Fest gefeiert, oder die Kinder beschenkt werden. Die Weihnachtsgeschichte
von Marco aus Mexiko beeindruckte ihn ganz besonders, da dort das Fest mit
übermütiger Fröhlichkeit gefeiert wird.
Am nächsten Tag war in der Schule von einem ziemlich interessanten Thema die
Rede. Es handelte von dem Weihnachtswetter.
Am Mittagessen redete er von nichts anderem mehr als von Weihnachten, so dass er
schon in den Spaghettis Lametta (Seite 23) sah. Heute waren sie auf einen
Adventskaffee bei Frau Huber eingeladen worden. Dort gab es einen wundervollen
Weihnachtsstollen.
Am nächsten Tag in der Kirche hörte er zum ersten Mal von Epiphanias (Seite
28), dem Fest der Erscheinung. Am Nachmittag fuhren sie alle zusammen nach Borgholzhausen
um sich die Stadt ein wenig anzuschauen. Hans war total müde, als sie abends
zurück kamen.
Am Nachmittag des nächsten Tages ging Hans zu seinem Freund Klaus. Dort wollten Klaus, Jonas, Peter, Markus und Hans sich treffen um noch einmal über die Sternsinger zu reden. Jonas meinte: "Wir müssen nach dem Sternsingerspruch C+M+B an die Tür schreiben. Die Abkürzung für die Namen der Drei Könige. Am Freitag vor Weihnachten packte Hans fröhlich seine Weihnachtsgeschenke ein, die er kurz vor der Bescherung unter den Weihnachtsbaum legen wollte. Draußen vor seiner Tür hing ein Schild: "STRENG GEHEIM".
Ein Tag vor Weihnachten, es war ein Samstag, fragte ihn seine Mutter, ob er
nicht mitkommen wolle, den Gänsebraten
zu kaufen. Natürlich wollte er mit, denn er dachte: "Vielleicht bekomme ich ja
wieder eine Brezel. Und außerdem dauert das Warten auf Weihnachten nicht mehr so
lange."
Endlich. Auf diesen Tag hatte Hans schon ewig gewartet. Vierter
Advent. Heilig
Abend. Am Morgen las ihm sein Vater die Weihnachtsgeschichte mit dem Titel
"Wie es Weihnachten wurde" vor. Zum Mittagessen gab es nur eine Kleinigkeit, da
es am Abend den Gänsebraten geben sollte. Hans lief nach dem Essen gleich in
sein Zimmer um noch mal das Weihnachtslied
"Oh
, Du fröhliche..." zu üben, denn er wollte es am Abend als auf seiner Flöte
vorspielen. Danach zog er sich seine gute Hose und den guten Pullover an, denn
sie wollten nun in die Christmesse
gehen. In der Kirche verkündete der Pfarrer die Geburt Jesu. Danach las der
Pfarrer das Weihnachtsevangelium (Seite 20) vor. Anschließend spielten ein paar
Kinder ein Krippenspiel
und zwischendurch sang die Gemeinde Weihnachtslieder.
Nach der Kirche lief Hans sehr schnell nach Hause, denn er konnte die Neugier
nicht mehr lange aushalten. Zu Hause angekommen gab es, wie zu jedem Weihnachtsfest,
die Bescherung. Hans durfte ins Wohnzimmer gehen. Da stand der Weihnachtsbaum
mit Kerzen und Lametta und bunten Kugeln geschmückt. Vor Staunen blieb er stumm
stehen. Doch dann lief er ins Zimmer. Er konnte sich gerade noch von dem
Geschenken zurückhalten. Aber dann stellte er sich in die Mitte des Zimmers und
spielte mit zittrigen Fingern "Oh du fröhliche...". Doch dann ging es endlich an
die Geschenke. Hans öffnete die Geschenke und strahlte vor Freude. Es war eine
Eisenbahn, die er sich schon ewig gewünscht hatte und ein Puzzle mit zwei Bären.
Er sprang freudig auf Papas Schoß und umarmte ihn und danach seine Mutter. Bis
spät in die Heilige
Nacht puzzelte er herum und ließ die neue Eisenbahn fahren. Diesen Tag wird
er bestimmt nicht so schnell vergessen.
Am Boxing-Day
(Stephanstag) flog Hans zu seiner Tante nach England, wo er den Rest seiner
Ferien verbringen durfte. Nun konnte er miterleben, dass Weihnachten in England
ganz anders als bei uns in Deutschland gefeiert wird. Doch auch dort gehen viele
der Weihnachtsbräuche auf alte abergläubische Vorstellungen und Aberglauben
zurück.
Als Alexey spürte, dass seine Hand gelegentlich zu zittern begann, da wusste er, dass ihm nur noch eine kurze Spanne Zeit blieb, die feinen Pinsel zu führen und seine Kunst auszuüben. Mit großer Sorgfalt suchte er eines Tages unter den gelagerten Holztafeln eine heraus, die keine Risse aufwies und lange abgelagert war. Neun Tage brütete er über einen Plan für das Bild, aß kaum etwas und schlief in den Nächten nur wenige Stunden. Immer wieder ging er in die Kirche und bat den Heiligen um ein gutes Gelingen des letzten Bildes. Endlich war es so weit. Er bereitete die hölzerne Tafel vor, mischte die Farben und begann zu malen. In der Mitte des Bildes war auf goldenen Grund der Heilige Nikolaus in einem prächtigen roten Gewand zu sehen. Er hielt das Evangelienbuch in der Hand und blickte den Betrachter liebevoll an. Rundum leuchtete ein Kranz kleiner Bilder, sechzehn an der Zahl, die das Leben und Wirken des Heiligen von der Geburt bis zum Tode darstellten. So fasste Alexey alles auf einer einzigen Tafel zusammen, was er oft in Einzelbildern dargestellt hatte.
In einer festlichen Prozession wurde die Ikone in die Kirche getragen. Und bald sprach es sich weit und breit herum, welchen Schatz die Kirche der Mönche beherbergte. Auch in der Stadt Omsk im fernen Sibirien hörte man davon. Eines Abends trug sich dort im Hause des reichen Pelzhändlers Fjodor Popolow eine merkwürdige Begebenheit zu. Fjodor hatte viele Gäste eingeladen. Zu später Stunde kam das Gespräch auch auf jenes Bild in Nischni-Nowgorod. Da rief Fjodor Popolow aus: "Nischni-Nowgorod hat viele herrliche Ikonen. Und heute was haben wir hier in unserer Stadt? Sind wir nicht auch Menschen, die Trost und Heil, die Bilder der Heiligen in ihren Mauern haben sollten?" Fjodor Popolow war aufgesprungen, reckte seinen rechten Arm hoch und sagte: "Bei allen, was mir heilig ist, ich zahle 10000 Goldrubel für die Ikone des Heiligen Nikolaus und werde demjenigen, der sie in mein Haus bringt, 3000 Goldrubel Belohnung geben."
Nun war unter den Gästen ein junger Mann, Pjotr Tutalew mit Namen, der für seinen Leichtsinn bekannt war. Der hatte wenige Wochen zuvor sein ganzes Vermögen im Spiel verloren. Er erbot sich, das wundertätige Bild nach Omsk zu schaffen, koste es, was es wolle. "Bravo!" schrie Fjodor Popolow begeistert. "Ich werde dir ein gutes Pferd geben, damit du den weiten Weg nach Nischni-Nowgorod sicher schaffst."
Gleich am nächsten Tag machte Pjotr Tutalew sich auf den Weg. Lange Wochen war er unterwegs. ritt durch weite Ebenen, quälte sich über Paßstraßen des verschneiten Uralgebirges, mied die großen Städte und sah endlich in der Ferne die goldenen Kuppeln von Nischni-Nowgorod im Abendlicht aufleuchten. Während er des Weges war ein Gedanke in Pjotr Tutalew immer mächtiger geworden. Warum sollte er für das Bild soviel Geld bezahlen? Wie denn, wenn er es heimlich aus der Kirche wegnähme und nach Omsk brächte? Sein erster Weg in Nischni-Nowgorod führte ihn in die Kirche der Mönche. Er schaute sich die Ikone des Heiligen Nikolaus genau an, maß sie in einem günstigen Augenblick aus und ließ sich in der Stadt einen ledernen Beutel anfertigen, gut mit Schafwolle ausgepolstert und so mit Tragriemen versehen, dass er das Bild gut auf dem Rücken tragen konnte. Genau kundschaftete er in den folgenden Tagen aus, wann die Mönche am Abend die Tore verschlossen. Am späten Nachmittag des vierten Tages ging er wieder in die Kirche. Es war schon dämmrig, und die vielen Kerzenflammen standen wie helle Sterne im wachsenden Dunkel der Kirche. Pjotr verbarg sich in einem finsteren Winkel. Zur gewohnten Zeit kamen zwei Mönche, verneigten sich vor den Heiligenbildern und verschlossen die Kirchentüren. Pjotr wartete noch eine ganze Stunde, aber nichts rührte sich mehr. Endlich schlich er sich in die Seitenkapelle und löste vorsichtig die Nikolausikone von ihrem Haken. Behutsam barg er das Bild in seiner Ledertasche und tastete sich durch das finstere Kirchenschiff bis zum Portal. Da zeigte sich, dass die Mönche den Schlüssel im Schloss der Tür von innen nicht abgezogen hatten. So war es ein leichtes für ihn, die Tür aufzuschließen und sich davonzustehlen. Er ritt in der selben Nacht los, machte auch am Tag keine Pause und hatte Kloster und Stadt bald weit hinter sich gelassen. Erst am folgenden Abend suchte er sich ein Quartier in einem Gasthaus. Er bestellte ein gutes Essen und trank ein Glas Wein dazu. Dann zog Pjotr vorsichtig die Ikone aus dem Lederfutteral, rückte die Lampe näher zu sich heran und betrachtete das Bild lange und voller Freude über den gelungenen Diebstahl. Er zuckte zusammen, als ein alter Mann ihn ansprach. "Was für ein wundersames Bild", und er schlug das Kreuzzeichen. "Ich hoffe", fuhr der alte Mann fort und setzte sich neben Pjotr auf die Bank, "ich hoffe, du kennst die Geschichten, die das Bild erzählt?" "Welche Geschichten?" fragte Pjotr erstaunt. Da wies der alte Mann mit seinem Finger auf eines kleinen Bilder am Rand der Ikone und sagte: "Na, hier zum Beispiel siehst du, wie der Heilige Nikolaus den drei armen Mädchen in Myra dazu verholfen hat, einen Mann zu bekommen. "Einen Mann?" fragte Pjotr und lachte. "Ja, wirklich", antwortete der alte Mann, zupfte nachdenklich an seinem eisgrauen Backenbart und begann zu erzählen: "Da war ein Kaufmann in Myra, dem die Frau gestorben war. Er war darüber so verzweifelt, dass ihm die Geschäfte gleichgültig wurden. Oft und oft saß er in den Kneipen und versuchte seinen Kummer zu ertränken. So verschleuderte er in kurzer Zeit sein Hab und Gut. Nun hatte der Kaufmann drei Töchter. Die hätten gern einen guten Mann geheiratet. Aber in Myra war es üblich, den Töchtern eine Aussteuer mit in die Ehe zu geben. Dazu fehlte dem Kaufmann das Geld. Er kam auf den bösen Gedanken, die jüngste Tochter auf dem Sklavenmarkt zu verkaufen, um mit dem Erlös, die beiden älteren zu verheiraten. Davon hörte der Bischof Nikolaus. Eilends lief er zu seinen Freunden. und sammelte Geld. Er sagte, es sei eine Sache für Leben und Tod, und wenn es möglich sei, möchten sie ihm ein Goldstück geben. Am Abend hatte er einen ganzen Beutel voll Geldstücke beisammen. Heimlich schlich er sich den Garten hinter das Haus des Kaufmannes und warf den Beutel durch das geöffnete Fenster. Der Kaufmann dankte dem Himmel für diese Gabe. Seiner ältesten Tochter richtete er eine fröhliche Hochzeit aus und gab ihr die notwendige Aussteuer. Doch für die zweite Tochter reichte es nicht mehr. Nikolaus macht sich zum zweitenmal zum Bettler, und alles verlief so, wie es zuvor gegangen war. Weil auch die jüngste Tochter ein Mann bekommen sollte, sprach der Nikolaus zum dritten mal bei seinen Freunden vor. Einige schauten schon ärgerlich, aber weil Nikolaus sagte, es gehe um eine wichtige Sache, kam doch das Geld zusammen. Diesmal aber hatte sich der Kaufmann auf die Lauer gelegt. Als der Bischof den Beutel durch das Fenster geworfen hatte, trat der Kaufmann hinter seinem Busch hervor und hielt Nikolaus am Mantel fest. Doch der schlüpfte ganz schnell heraus, ließ den Mantel in den Händen des Kaufmanns zurück und machte sich in der Dunkelheit davon. Am nächsten Abend legte sich der Kaufmann um und eilte ins Gasthaus. Der Wirt erkannte aber den Bischofsmantel und sagte: "Bist du schon so weit heruntergekommen, dass du unserem Bischof den Mantel stiehlst?" Da erschrak der Kaufmann. Jetzt wusste er, wer ihm geholfen hatte. Er trug den Mantel zum Haus des Bischofs, faltete ihn und legte ihn vor auf die Türschwelle. Doch es war, als ob der Nikolaus den Kaufmann erwartet habe. Es öffnete sich die Tür, und Nikolaus bat ihn ins Zimmer. Mit einem Male sah der Kaufmann sein liederliches Leben vor sich, und es reute ihn, dass er den Töchtern so ein schlechter Vater war. Er warf sich vor dem Bischof auf die Knie, doch der zog ihn empor und sagte: "Mit Geld und Gold kommt viel Unglück in die Welt. Aber dann und wann kann man damit Not lindern und Leben retten. Danke nicht mir, sondern denk an den, der uns mahnt, ein Leben voller Güte zu führen", und dabei zeigte Nikolaus zum Himmel hinauf.
Gespannt hatte Pjotr dem Alten gelauscht. Dann drängte er ihn: "Und was ist mit den anderen Bildern? Es sind doch sicher noch mehr Geschichten aus den Bildern zu lesen." "Ich denke schon", gab der Alte zu. "Aber für heute ist es genug. Es sind nämlich Geschichten, die man im Inneren erwägen muss." Dann stand er auf. "Ich lege mich auf´s Ohr", sagte er. Lange noch saß Pjotr am Tisch, nickte mehrmals ein wenig ein, aber bis in den Schlaf hinein beschäftigte ihn diese Nikolausgeschichte, und irgendwie spürte er, dass er mit seinem Leichtsinn dem Kaufmann ziemlich ähnlich war. Zum ersten Male freute es ihn nicht mehr, dass ihm der Raub des Bildes geglückt war.
In aller Frühe schwang Pjotr sich auf sein Pferd und ritt weiter. In einem kleinen Ort im Ural hörte er, die Nachricht sei vernommen worden, dass in Nischni-Nowgorod die wundertätige Ikone des Mönchen Alexey gestohlen worden sei. Aber der Täter, ein Vater von vier kleinen Kindern, sei schon gefasst. Zwar gestehe er noch nicht, wo er das kostbare Bild versteckt halte, aber wenn er nicht freiwillig verrate, würde die Folter ihm schon die Zunge lösen. An diesem Abend zeigte Pjotr seine Ikone nicht. Bevor er schlafen ging, stellte er sie auf die Kommode und versuchte, vor ihr eine dünne Kerze anzuzünden. Aber der Docht flammte nur kurz auf, und die Flamme erlosch.
War es nur Zufall, dass Peter am nächsten Abend die Geschichte erzählt bekam, in der Nikolaus drei unschuldige Verurteilte vom Henker errettete? Das alles ist in längst vergangene Zeit geschehen, sagte sich Peter und versuchte sich zu beruhigen. Aber seltsam war es doch, dass auch an diesem Abend die Kerzen vor der Ikone nicht brennen wollten. Tage später durchquerte er eine seltsame Gegend. Als er spät abends ein Dorf erreichte, konnten ihm die Leute nichts zu essen geben. Die schmale Ernte war aufgezehrt und die Menschen litten unter Hunger. "Warum kauft ihr denn kein Getreide?" fragte er. "Wir sind arm, und das Korn bei den Händlern ist teuer." Als Peter seine Ikone hervorgeholt hatte, erinnerte sich eine Frau an eine Geschichte, die ihr ihre Mutter erzählt habe. Sie berichtete, dass auch in Myra, der Stadt des Heiligen Nikolaus, einst eine große Hungersnot geherrscht hatte. Nirgendwo habe es noch eine Krume Brot gegeben: Da fuhren Schiffe mit Korn in den Hafen, aber das Korn sei für Rom bestimmt gewesen, nicht für Myra. Doch Bischof Nikolaus habe mit dem Kapitän gesprochen, und die Menschen von Myra hätten von dem Korn nehmen dürfen.
"Ach, wenn's doch auch uns so erginge", seufzten die Leute und versuchten, vor der Ikone ein paar Kerzen anzuzünden. Peter aber hatte Mitleid mit ihnen. Bevor er am nächsten Morgen weiterzog, nahm er 500 Rubel aus seinem Beutel und legte das Geld auf den Tisch. "Für Nikolausbrot", schrieb er auf einen Zettel. Zum ersten Male nach langen Wochen fühlte er sich glücklich.
Am Abend fand Peter Aufnahme in einer armseligen Bauernhütte. Sie hatten nur einen winzigen Raum, in dem sich der Vater, die Mutter, die alte Großmutter und sechs Kinder aufhielten.
Die Familie hatte ein Feuer im Kamin angezündet. Wie an jedem Abend stellte er die Ikone auf. Im Wechselspiel von Schatten und Flammen sah der Heilige höchst lebendig aus. Da fragte das jüngste Kind, ein sechsjähriges Mädchen: "Ist das der Nikolaus, der den wirklichen Dieb herausgefunden hat?" Peter fuhr zusammen. Die Großmutter sagte: "Ja, Nadja, das ist er. Er fand den Dieb und rettete den unschuldigen Gefangenen." "Erzähle bitte die ganze Geschichte", bat Peter. "Schnell berichte", sagte die Großmutter.
"Einst wurden drei römischen Offizieren die Pferde gestohlen. Der Dieb war ein reicher Gewürzhändler in der Stadt Myra. Er wusste jedoch seine Untat zu verbergen. Als aber doch ein Verdacht bei ihm aufkam, da beschwor er: "Niemals habe ich die Pferde der Offiziere auch nur gesehen." Er beschuldigte den armen Müller und sagte: er habe es ihm gestanden. Der Müller beteuerte seine Unschuld, aber Richter glaubte ihm nicht und lieferte den Unglücklichen dem Henker aus. Der Galgen war bald gerichtet. Als Nikolaus davon hörte, eilte er herbei. Eine große Volksmenge war zusammengeströmt und wollte das grausame Schauspiel sehen. Der Gewürzhändler saß auf einem Ehrenplatz. Da sprach Nikolaus ihn an, und fragte ihn vor allem Volke: "Warum hast du den Offizieren die Schimmel gestohlen?"
Verblüfft antwortete der Händler: "Schimmel? Die drei Offiziere besaßen zwei Rappen und eine Fuchsstute." Große Stille herrschte. Nun erst bemerkte der Gewürzhändler, dass er sich verraten hatte. Er warf sich auf den Boden nieder, bot sein ganzes Vermögen für die Armen an und bat um Gnade. Der Müller aber konnte frei davonkommen."
Diese Geschichte traf Peter ins Herz. Schlaflos wälzte er sich auf dem Batt. In der Morgenfrühe brach er auf. Als Peter im Hause des Pelzhändlers angekommen war, schaute der sich die Ikone lange, lange an. Er freute sich über alle Maße und rief seine Freunde zusammen. Jeder sollte eine Kerze mitbringen, damit der Heilige Nikolaus wisse, wie sehr man ihn in Omsk verehre. Die Freunde kamen, und die Kerzen wurden vor dem Bild aufgestellt. Entzünden konnte sie jedoch keiner. Sie wollten und wollten nicht entflammen. Da bekannte Peter Tutalew seine Untat. Er wollte dem Pelzhändler das Geld zurück zahlen. Eine große Angst packte ihn. 500 Goldrubel hatte er ja den armen Leuten gegeben. Gewiß würde Fjodor Popolow ihn ins Gefängnis werfen lassen. So genau er das Geld aber auch zählt wurde, es waren 10000 Goldrubel. Kein einziger Rubel fehlte. Da dankte Peter Tutalew dem Heiligen Nikolaus und versprach: "Ich werde dein Bild, du Wundertäter, zurückbringen zu den Mönchen nach Nischni-Nowgorod. Gleich Morgen mache ich mich auf den Weg. " Zuerst wollte Fjodor Popolow ihm widersprechen, und manche Gäste begannen, Peter zu beschimpfen, aber da flammten auf einmal die vielen Kerzen auf, und die Nikolausikone erstrahlte in einem herrlichen Goldglanz. Alle verstummten nun und ließen es zu, dass Peter das Bild wieder in die Lederhülle steckte und davontrug. Ohne Pferd und Geld bettelte er sich durchs Land und gelangte nach vielen beschwerlichen Wochen ans Ziel. Er erkundigte sich nach dem Mann, der des Diebstahls beschuldigt worden war. "Er lebt", sagte man ihm. "Erst, wenn er das Versteck preisgibt, wird er zu Tode gebracht. Pjotr eilte zum Kloster, beugte sich tief vor dem Abt und gestand unter Tränen seine böse Tat. Der Abt richtete ihn auf und sprach: "Im Himmel ist mehr Freude über einen Sünder, der sich bekehrt, als über neunundneunzig Gerechte. Warum soll es auf Erden anders sein."
Da bat Pjotr Tutalew den Abt, ihn zum Hüter der Ikone zu machen. Das gewährte ihm der Abt.
Das letzte Bild aber, das der Mönch Alexey gemalt hat, wird von vielen
Menschen aufgesucht. Sie bitten um die Fürsprache des Heiligen Nikolaus, und
getröstet ziehen sie in ihre Dörfer und Orter.
Nikolaus
Knecht Ruprecht
Ursprünglich war er der bärtige und vermummte
Begleiter des heiligen Nikolaus, dessen Festtag, der 6.12. vielerorts schon im
Mittelalter als Beschertag für die Kinder begangen wurde. Auch als Ruprecht,
Knecht Nikolaus, Nickel, Pelznickel, Pelzmäntel, Hans Muff, Hans Trab (Elsass),
oder Krampus wie in Österreich, zog er in pelzbesetzter Kleidung, meist mit
einer Rute in der Hand und einem Sack voller Geschenke über der Schulter, von
Tür zu Tür. Im Verlauf der Entwicklung des Brauchtums wurde der Knecht Ruprecht
bisweilen dem Heiligen gleichgesetzt, dann aber vom Nikolaus getrennt und
schließlich zu einem selbständigen Geschenkbringer, der den Kindern am
Nikolausabend (5. 12.) Nikolaustag (6.12.) oder am Heiligabend als
Weihnachtsmann oder Begleiter des Christkindes seine Gaben beschert.
Die
Figur Hans Trapp geht auf einen Hofmarschall des Kurfürsten von der Pfalz
zurück, der Hans von Dratt hieß und seine Bauern im 16. Jahrhundert so
drangsaliert hatte, dass er in Südwestdeutschland zum Kinderschreck geworden
ist. (Abb. Seite 4546) In manchen Gegenden kennt man den Erbsbär, der in den
Kämpfen zwischen Sommer und Winter in einem Zottelgewand aus Erbsenstroh
auftaucht und begleitet von einem Engel und einem Teufel von Hof zu Hof zog.
Lucia
Die älteste Tochter im Hause stellt die Heilige dar. Sie trägt einen grünen Kranz mit einer Reihe brennender Kerzen. So geht sie Morgens von Zimmer zu Zimmer und weckt die Eltern und Geschwister auf. Alle warten schon darauf, denn Luzia bringt die ersten Kostproben der Weihnachtsplätzchen mit. Aber eigentlich bringt sie noch mehr mit: Ihr Licht erhellt den Morgen des neuen Tages, die brennenden Kerzen sind Vorboten des Weihnachtslichtes.
Auch manche Pfarrgemeinden bei uns feiern die Heilige Luzia mit einem besonderen Gottesdienst. Nach schwedischen Vorbild zieht Sankt Luzia im weißen Gewand, umgürtet mit einer weißen Schärpe, gekrönt mit einer Lichterkrone, begleitet von ihren Gefährtinnen, in die dunkle Kirche hinein. Sie verkündigt die nahe Geburt Christi, der das wahre Licht der Welt ist.
Nacht war so groß und stumm,
nun hört ein Brausen
ums stille Haus
herum
wie Flügelrauschen.
Seht dort, wie wunderbar,
kommt her mit
Licht und Haar
Sancta Lucia, Sancta, Lucia.
Bald flieht die Dunkelheit
aus dieser Welt.
Bald steigt dieser Tag
erneut,
vom Himmelszelt.
welch wunderbarer Geist,
der uns dies Licht
verheißt:
Sancta Lucia, Sancta Lucia.
Thomastag
Er war der Apostel, der an der Auferstehung des Herrn
zweifelte und erst dann glaubte, als er die Hand Christi Wunden legen durfte.
Ihm soll die längste Nacht und der kürzeste Tag des Jahres zugeteilt worden
sein, weil er am längsten an Christus gezweifelt hat, also am längsten in der
dunkelsten Nacht des Unglaubens verharrte. Am Thomastag begegnet man vielen
Sitten, die man in der Sylvesternacht wiederfindet: heiratslustige Mädchen
bleiben bis Mitternacht auf, wenn sie dann ins Wasser oder in den Spiegel
schauen, so sehen sie das Gesicht des Zukünftigen.
Auch die Christen haben
diesen Tag immer mit großem Nachdruck gefeiert, mit Nachtwachen, mit den
Versuchen, in Gebeten die Zukunft zu erforschen, mit Segenswünschen für alle
Nachbarn.
Thomasorakel Am Thomastag streut man in Bayern Gerstenkörner in einen Blumentopf mit guter, gehaltvoller Erde und stellt ihn in die warme Stube. Nach Weihnachten kann man von der Gerste ablesen, wie das Wetter im nächsten Jahr wird. Jeder Tag nach Weihnachten entspricht einem Monat im Jahr. So kann man Feuchtigkeit, Trockenheit, starkes Wachstum, frühes Gilben, usw. an der Gerste ablesen.
Festlegung des Datums für Weihnachten
Der 25. Dezember, der Tag der Sonnenwende war in vielen Kulturen
ein besonders wichtiger Tag. Im vorderasiatischen Mithraskult wurde an diesem
Tag die Geburt des indischen Lichtgottes gefeiert. Bei den Ägyptern wurde mit
dem Isiskult die Geburt des Horus auf diesen Tag gelegt. Die Römer begingen ihre
feierlichen Sarturnalien zu Ehren des Gottes Saturn, des unbesiegbaren
Sonnengottes, an diesem Tag. Die Germanen feierten im norddeutschen Raum bis
hinauf nach Skandinavien ihr Mittwinterfest oder Julfest, zugleich ein Toten-
und Fruchtbarkeitsfest. Um diese Feste ranken sich allerlei Geisterglauben, der
sich in der Tradition, gerade in abgelegenen Gegenden z.B. in den Alpen, bis
heute gehalten hat. Da sowohl in Rom als auch das asiatische, ägyptische und
römische Fest mit großem Pomp gefeiert wurde, versuchte Papst Hyppolit bereits
um 217 all diese Kulte damit zu beseitigen, dass er das Fest der Geburt Christi
auf diesen Tag, den 25. Dezember, verlegte. Man verwies darauf, dass schon das
Alte Testament den erwarteten Erlöser als "Sonne der Gerechtigkeit" (Mal 3,20)
bezeichnet. Außerdem habe sich Christus selbst das "Licht der Welt" (Joh. 8,12)
genannt, der als das "Wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet" (Joh.1,9), in
diese Welt gekommen sei. Mit der Datierung des Weihnachtsfestes auf das Fest des
"Unbesiegbaren Sonnengottes" gaben die Christen den Heiden zu verstehen: Die
Sonne ist gut, und wir freuen uns ihres immer neuen Sieges nicht weniger als
ihr. Aber sie hat ja keine Macht aus sich selbst, sondern sie hat nur Kraft,
weil Gott sie erschaffen hat. So kündet sie uns von dem wahren Licht, von Gott,
dem Schöpfer aller Dinge. Deshalb feiern wir an Weihnachten das Kommen des
wahren Gottes. Den Urquell allen Lichtes, nicht aber sein Werk, die Sonne, die
kraftlos wäre ohne ihn. Das ist der Sinn von Weihnachten: Es ist der Geburtstag
Christi, die Wintersonnenwende der Weltgeschichte, die uns in allen Auf- und
Niedergängen der Geschichte die Gewissheit gibt, das die dunklen Mächte der
Finsternis keine endgültige Macht besitzen.
Durchsetzen konnte es aber erst Papst Liberius 354. Zum Dogma, Glaubenssatz,
wurde es auf dem 2. Konzil von Konstantinopel 381 unter Kaiser Theodosius
erklärt.
Im 7. und 8. Jahrhundert setzte sich der Brauch, das Fest am 25.
Dezember zu feiern auch in Deutschland durch. Die Mainzer Synode erklärt 813
diesen Tag offiziell zum "festum nativitas Christi" . Mit ihm begann damals das
Kalenderjahr. Der erste Januar wurde erst ca. 800 Jahre später mit Einführung
des Gregorianischen Kalenders zum Jahresbeginn. Im Verlaufe der
Christianisierung der Menschheit hat das Weihnachtsfest dann seine heutige
weltweite Verbreitung gefunden. Der christliche Weihnachtsfestkreis beginnt mit
dem vierwöchigen Vorbereitungszeit des Advents und reicht in den katholischen
Bereichen bis zum 6.1. (Dreikönig). Die Griechische Orthodox feiern die Geburt
Jesu erst am 6.1. , die Armenier am 18./19. 1.
Zur Theologie des
Weihnachtsfestes
Wenn die frühe Christenheit vom "Anfang"
der "Frohen Botschaft von Jesus Christus" sprach, so meinte sie den Beginn
seines öffentlichen Wirkens. Erst später fragte die Kirche nach dem 'Ursprung
Jesu in Gott', also nach seiner Geburt, seiner Kindheit und Jugend. Diese Frage
wurde im Licht des Osterereignisses gestellt und beantwortet. Die dabei
berichteten Ereignisse gehören nicht mehr zur 'apostolischen Autopsie'. Sie sind
Glaubenszeugnisse, Christusbekenntnisse der jungen Kirche. Dabei leitet Lukas
und Matthäus nicht primär ein biographisches Interesse. Die Fachliteratur
spricht von einer 'homologetischen Geschichtsschreibung' (von gr. homologeo =
zusagen, zusichern, frei heraussagen, bekennen). Dabei steht die
Geburtsgeschichte Jesu zusammen mit der Tempelgeschichte im Mittelpunkt. Diese
Geburt ist prophetisch angekündigt und direkt vorausgesagt, wobei das Schema:
Verheißung Erfüllung die Kindheitserzählungen strukturiert. Ein Nebenmotiv ist
die Verbindung mit den Erzählungen von der Geburt des Täufers; dabei wird primär
die Zuordnung beider, erst sekundär das 'Überbietungsmotiv' deutlich.
Da in Christus die Zeit der Erfüllung und Vollendung anbricht, übernehmen die Hagiographen (Autoren der Lebensbeschreibung) die Stilmittel der Apokalyptik. Die Engel als endzeitliche Gottesboten sind hier vor allem zu nennen. So wird das Weihnachtsevangelium gleichsam von zwei Scheinwerfern angestrahlt: dem (im Licht milderen) der Prophetie und dem helleren, leuchtenderen der apokalytischen Erfüllung.
Im Evangelium des Lukas (in dem der größte Teil der Kindergeschichten Jesu
beschrieben ist) fällt auf, mit wie kargen Worten die Geburt des Herrn
beschrieben wird und wie breit der Evangelist die Verkündigung an die Hirten und
deren Kommen darstellt. Matthäus erwähnt die Geburt nur in einem Nebensatz und
wendet sich dann dem Stern der Offenbarung und dem Kommen der Magier zu. Wichtig
war das Aufleuchten der Herrlichkeit Gottes, die im Kind sichtbar ist, vor den
Juden und Heiden. Selbst die Weltmacht Rom (und damit alle irdische Macht) muß
in den Dienst des Kindes treten. (Lukas 2,1-3 "Es begab sich aber zu der Zeit
...")
Mit der Geburt Jesu soll verdeutlicht werden, dass dieses Kind wahrer
Gott und wahrer Mensch in einer unauflöslichen Verbindung ist.
Weihnachtsmann
Er ist die unbestrittene Hauptfigur der
weihnachtlichen Kinderbescherung. Kulturgeschichte ist der Weihnachtsmann aus
der Gestalt des Knecht
Ruprechts abzuleiten.
Weihnachtsgeschenke
Sie haben ihre christliche Wurzel in dem
Bibelwort 'Also hat Gott die Welt geliebt', in seinem Erlösungsgeschenk an uns
in Gestalt seines eingeborenen Sohnes. Ein Geschenk, das durch nichts
übertroffen werden kann, nur durch den Versuch, ihm so gut wie möglich
nachzufolgen.
Die Weihnachtsgeschenke sind jedoch auch eine Erinnerung an die Gaben, die die Heiligen Drei Könige dem Jesuskind darbrachten.
Beides soll in der Liebe weiterleben, mit der Weihnachtsgeschenke ausgetauscht werden, was schon darauf hinweist, dass es nicht um irdische Geschenke geht, sondern um Sinnbilder für die Gottes- und Nächstenliebe, die wichtiger ist als die kostbarsten Sachen. Das irdische Gegengewicht und auch der Wunsch nach gewaltigen und reichen Gaben steckt in der zweiten, in der nichtchristlichen Quelle des Gebens; der Weihnachtstermin deckt sich mit dem der Saturnalien, den römischen Feiern zu Ehren des Gottes Saturn. Dies galt als der Jahresanfang, die römischen Beamten und Sklaven wurden mit Geschenken belohnt. Jenseits der Alpen in Germanien stellten die Dienstherren ebenfalls zum neuen Jahr neue Knechte und Mägde ein und das Gesinde wurde mit reichen Geschenken weiter verpflichtet.
Schließlich war es Sitte, die Kinder zu beschenken, was mit dem Christentum
von den Perchten und Luzelfrauen auf die Heiligen überging, vor allem auf Martin
und Nikolaus. Bis ins vorige Jahrhundert hinein ist vor allem den Kindern
beschert worden, im Biedermeier hängte man die Geschenke in kleinen Päckchen
ganz hoch in den Baum, so dass sie die Kinder nicht vorzeitig erreichen konnten.
Weihnachtsgeschichte
"Es gab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot
vom Kaiser Augustus aus ging, dass alle Welt geschätzt wurde", so beginnt die im
Evangelium des Lukas, Kapitel 2, Vers 1-20, überlieferte Darstellung von Christi
Geburt.
Weihnachtsevangelium
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in
Bethlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach
Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen
Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihn zu huldigen. Als König Herodes
das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester
und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo
der Messias geboren werden sollte. Sie antworteten ihm: In Bethlehem in Judäa;
denn so steht es bei den Propheten: Du Bethlehem im Gebiet Juda, bist keineswegs
die unbedeutendste unter den führenden Städten von Judäa; denn aus dir wird ein
Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Bethlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mit, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter, da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrre als Gabe dar. Weil aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg Heim in ihr Land.
Weihnachtsspiele
So nennt man aus der kirchlichen Liturgie
hervorgegangene religiöse Volksschauspiele, die in volkstümlicher Art an das
Geschenken um die Geburt Christi erinnern.
Weihnachts- oder Christbaum
Das beliebteste Symbol zur
Weihnachtszeit ist der Christbaum. Erstaunlich daran ist, dass es ihn noch gar
nicht so lange gibt. Der Christbaum, wie wir ihn kennen, ist noch keine 400
Jahre alt. Den Brauch jedoch, die düstere Winterzeit mit grünen Pflanzen als
Hoffnung auf neues Leben und Kerzen als Hoffnung auf neues Licht zu schmücken,
gab es schon immer. Die Lebenskraft, die in wintergrünen Gewächsen steckte,
wurde als Heilkraft gedeutet. So glaubte man sich Gesundheit ins Haus zu holen,
wenn man dieses zu Neujahr mit Grünem schmückte. Schon die Römer bekränzten ihre
Häuser zum Jahreswechsel mit Lorbeerzweigen. Das mittelalterliche Deutschland
brachte je nach Landschaft Eibe, Stechpalme, Wacholder, Mistel, Buchs, Tanne und
Fichte ins Haus. => Aberglauben in der Weihnachtszeit. (Abbildung Seite
40/41)
Die Sitte, grüne Tannenzweige (Weihnachtsmaien") ins Haus zu stellen, wird sogar schon für 1494 im "Narrenschiff" Sebastian Brants bezeugt. Schon von 1535 ist überliefert, dass in Straßburg kleine Eiben, Stechpalmen und Buchsbäumchen verkauft wurden, die noch ohne Kerzen in den Stuben aufgehängt wurden. 1605 soll es bereits einen mit Äpfeln geschmückten, aber noch kerzenlosen Weihnachtsbaum in Straßburg gegeben haben. Es soll 1611 in Schlesien der erste kerzengeschmückte Tannenbaum im Schloss der Herzogin Dorothea Sybille von Schlesien gestanden haben.
Im 18. Jahrhundert wurde der Tannenbaum häufiger, so berichtet Lieselotte von
der Pfalz 1708 von einem Buchsbäumchen mit Kerzen. Goethe lernte den
Weihnachtsbaum in Straßburg 1770 kennen, und in Berlin soll der erste
Weihnachtsbaum um 1780 aufgetaucht sein. In Berlin stand 1780 der erste
Weihnachtsbaum. Für das Jahr 1813 werden die ersten Weihnachtsbaüme aus Wien und
Graz gemeldet, 1815 aus Danzig, allgemeiner verbreitet hat sich der Christbaum
in Österreich erst, seit Henriette von Nassau-Weilburg, die Gemahlin des
Erzherzogs Karl, im Jahre 1816 das Weihnachtsfest mit einem kerzengeschmückten
Weihnachtsbaum gefeiert hatte. In die Neue Welt kam der Weihnachtsbaum
gewissermaßen im Reisegepäck deutscher Auswanderer, und 1891 wurde erstmals ein
Lichterbaum vor dem Weißen Haus, dem Amtssitz des Präsidenten der USA, in
Washington aufgestellt.
Weihnachtsoratorium
Nicht wegzudenken aus den Konzertsälen der
Vorweihnachtszeit sind die aus den Weihnachtsspielen abzuleitenden
Weihnachtsoratorium. Die wohl bekanntesten schenkte uns im 17. Jahrhundert
Heinrich Schütz, im 18. Jahrhundert Johann Sebastian Bach und im 19. Jahrhundert
Joseph Haas mit dem Weihnachtsliederspiel "Christnacht" .
Weihnachtswetter
"Ist es Grün zur Weihnachtszeit, fällt der Schnee
auf Ostereier,
Ist´s windig in den Weihnachtstagen, sollen viel Obst die
Bäume tragen,
Hängt zur Weihnachten Eis an den Weiden, kannst du zu Ostern
Palmen schlagen",
so lauten einige der bekanntesten volkstümlichen
Wetterregeln im Zusammenhang mit der Weihnachtszeit. Ebenso bekannt wie vor
allem von den Wintersportlern gefürchtet ist das sogenannte Weihnachtstauwetter,
ein in Mitteleuropa häufig auftretender, durch den Vorstoß milder Meeresluft
(Weihnachtszyklone) nach einer Kälteperiode ausgelöster, bis weit in den
Kontinent hineinreichender Wärmerückfall in der Zeit zwischen Weihnachten und
Neujahr.
Weihnachtsfest
Das Weihnachtsfest mit seinen zahlreichen
Weihnachtsbräuchen (Sternsinger, Verwendung von Lichtern, Geschenke u.a. ...),
hat sich erst nach langer Zeit so entwickelt. Den ersten mit Lichtern und
Sternen geschmückten Tannenbaum zeigt ein Kupferstich aus dem Jahre 1509 von
Lucas Cranach dem Älteren. Um diese Zeit berichtet der Chronist Sebastian Brant
von Tannenbäumen, die um die Weihnachtszeit im Elsaß aufgestellt wurden. Etwa ab
1800 ist der Christbaum in gehobenen Züricher Familien zu finden. Heute ist der
Weihnachtsbaum in fast allen Häusern und Kirchen üblich. Mit dem Weihnachtsbaum
zog das Weihnachtsfest bald den Brauch der Familienbescherung mit sich.
Weihnachtsgebäck gehört schon seit langem zum Weihnachtsfest dazu. Ursprünglich
sollten wahrscheinlich arme Menschen damit versöhnt werden.
Gänsebraten
"Eene jut jebratene Jans is ne jute Jabe Jottes", so
heißt es in einem alten Berliner Spruch. Quer durch alle deutschen Landschaften
ist die Gans nach wie vor der schon fast Weihnachtsvogel. Der knusprige
Gänsebraten gehört zum Weihnachtsfest wie das Tannengrün und die Kerzen, ohne
hier eigentlich seine Herkunft zu haben. Aus England, wo heute der Puter als
Festbraten gilt, ist die Weihnachtsgans zu uns gekommen. Gewissermaßen die
Geburtsstunde der Weihnachtsgans schlug am Heiligabend des Jahres 1588 am Hofe
der Königin Elisabeth 1. Es gab zufällig Gänsebraten, als ihr die Nachricht von
der Zerstörung der spanischen Armada. Zur Erinnerung daran galt die Gans fortan
als Festbraten.
Christi Geburt
Das genaue Datum der Geburt Christi ist nach wie vor
unbekannt. Gewissermaßen offiziell gefeiert wurde der Geburtstag Jesu Christi
erstmalig am 25. Dezember des Jahres 354 in Rom. Falsch ist auf jedenfalls die
Meinung, dass Christus im Jahre 0 geboren wurde. Das wahre Geburtsdatum liegt
wohl 4-12 Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung. Als Beweisgründe seien zwei der
häufigsten Erklärungen genannt: Christus wurde geboren, als 4 v. Chr. bekannt
ist. Christus wurde auch geboren, als der römische Stadthalter Quirinus die
erste Volkszählung durchführen ließ, die von den Historikern in das Jahr 7 oder
11 vor Christi Geburt verlegt wird.
Christmesse oder -mette auch Christvesper
Vor allem in katholischen
Gegenden verbreiteten Bezeichnungen für den Gottesdienst in der Heiligen Nacht.
In neuerer Zeit hat auch die evangelische Kirche neue Formen der Christmesse
gefunden und diese zu einem vor allem auch musikalischen ausgestatteten
Gottesdiensten besonderer Art umgeformt.
Christkindl
Wohl kein Lexikon und kein Atlas nannte diesen auf den
Globus einzigartigen Flecken, bis ihn ein Poststempel in aller Welt bekannt
gemacht hat: Christkindl in Oberösterreich, ein Wallfahrtsort etwa 2 km westlich
der Stadt Steyr a. d. Enns gelegen. Seine Geschichte begann im Jahre 1695 oder
1696 mit dem Steyrer Thurnermeister Ferdinand Sertl, der von der als unheilbar
geltenden Epilepsie befallen war. Die Zölestinerinnen in Steyr hatten ihm eine
Wachsfigur des Jesuskind gegeben, die er in der Höhlung eines Baumes in der
Gegend des heutigen Ortes Christkindl aufstellte und jeden Samstag zu Gebet und
Andacht aufsuchte. Sertl wurde geheilt, was sich herum sprach und auch Pilger
aus Tirol, Steiermark Bayern und Italien in so großer Zahl anlockte, dass aus
den Opfergaben schon 1699 eine hölzerne Kapelle "Zum gnadenreiche Christkindl im
Baum unserem Himmel" errichtet werden konnte. Im Jahre 1708 nach Plänen des
italienischen Brauchmeisters Carlo Antonio Carlone und nach dem Vorbild des
Pantheons in Rom mit dem Bau der heutigen barocken Wallfahrtskirche, die
schließlich von dem österreichischen Baumeister Jacob Prandtauer vollendet und
1725 geweiht wurde. Die mehr weltlich bestimmte Berühmte von Christkindl begann
im Jahre 1950 mit der erstmaligen Einrichtung Eines Sonderpostamts zur
Weihnachtszeit, über das seither alljährlich von Ende November oder Anfang
Dezember bis einschließlich 6. Januar zum Weihnachtsfest in alle Welt geleitet
und mit einem jährlich wechselnden Sonderstempel versehen können. Wie kann man
sich selbst, seinen Kindern oder Bekannten diese Freude machen? Angenommen
werden mit Ausnahme Massendrucksachen, Massenwarenprodukte oder Briefsendungen
mit allgemein gehaltener Anschrift alle Arten von Briefsendungen des In- und
Auslandes eingeschrieben, die man ordnungsgemäß frankiert mit einem an das
Postamt A-4411 Christkindl in Oberösterreich adressierten besonderen Umschlag
zur Abstempelung und Weiterleitung sendet. Ausländische Interessenten, die nicht
im Besitz gültiger österreichischer Briefmarken zur Weiter- oder Rücksendung
sind oder sein können, müssen den entsprechenden Wert in den an jedem
Postschalter Weltpostvereins beilegen. Welcher Beliebtheit ...
Christkindl(es)markt
Der größte und wahrscheinlich älteste deutsche
Weihnachtsmarkt ist der Christkindlesmarkt in der Lebkuchen- und Spielwarenstadt
Nürnberg. Er wird alljährlich am 4. Dezember, dem Barbaratag, feierlich vom
Christkind persönlich in Begleitung lebendiger Rauschgoldengel eröffnet, endet
am 24. 12. und läßt sich in seiner Frühform bis in das Jahr 1697
zurückverfolgen. Auch die österreichische Metropole Wien hat ihren
Christkindlesmarkt, der ursprünglich Krippenmarkt hieß. Der Verlauf von
Süßigkeiten auf einem vorweihnachtlichen Budenmarkt ist für Wien schon um 1600
nachweisbar.
Lametta
Zum verbreitetsten Schmuck des Weihnachtsbaumes, aber
manchmal auch schon des Adventskranzes, gehört Lametta. Das Wort stammt aus dem
Italienischen und ist eine Verkleinerungsform zu "lama" = "Metallblatt". Dünn
und flach ausgewalzte Fäden aus Zinn oder Aluminium ("Silberpapier") bilden das
Material. Achtung: dünne Aluminiumfäden können brennen.
Plumpudding
Wie der Mistelzweig gehört auch der Plumpudding oder der
"christmas pudding" zu den traditionellen Symbolen des englischen
Weihnachtsfestes. Rindernierenfett, Brotkrumen oder Semmelmehl, Rosinen,
Sultaninen und Korinthen von jedem ein Pfund dazu kandierte Früchte, geriebene
Mandeln, verschiedene Gewürze, Milch und Eier (und zur Überraschung für den
Finder einige Münzen) ergeben in wochenlanger Vorbereitung den ebenso
schmackhaften wie kalorienreichen Weihnachtspudding, der dann nach mehrstündigen
Kochen im Wasserbad auf eine Platte umgestürzt, mit heißem Rum übergossen,
angezündet und brennend gegessen wird. Wer sich die Arbeit und Mühe ersparen,
damit aber auch die feierliche Zeremonie verzichten will, kann den ganzen
Pudding fix und fertig kaufen.
Boxing-Day
Mit dem edlen Sport der Selbstverteidigung hat der
Boxing-Day, wie der 2. Weihnachtsfeiertag in England heißt, nichts zu tun. »Box«
ist im Englischen ein »Gefäß«, und mit solchen Gefäßen erschienen einst die
Lehrlinge beim Lehrherrn, um ihre »Weihnachtsgratifikation« abzuholen. Aus
diesem Brauch entwickelte sich dann im Familienkreis das Bescheren am 26.
Dezember.
Weihnachtslieder
Stille Nacht, heilige Nacht
In der ganzen Welt kennt man dieses für
viele Menschen schönste Weihnachtslied, das um die Mitte des 19. Jahrhunderts
seinen Siegeszug über die Grenzen des Ursprungslandes Österreich antrat. Im
Unterschied zu vielen älteren Weihnachtsliedern sind hier Dichter und Komponist
bekannt. Den Text schrieb der katholische Pfarrer Joseph Mohr und die Noten der
Lehrer Franz Xaver Gruber. Die Uraufführung war am 24. Dezember 1818. Mohr wurde
in Salzburg als Sohn eines Musketiers und einer Strickerin geboren. Väterliche
Gönner ermöglichten dem aufgeweckten Knaben den Besuch der Laienschule des
Stifts Kremsmünster. In Salzburg empfing er 1815 die priesterlichen Weihen und
kam über eine Bergpfarrei im Lungau in den etwa eine halbe Autostunde von
Salzburg entfernten Marktflecken Oberndorf, wo er den als Organisten tätigen
Lehrer Gruber aus dem Nachbarort Arnsdorf kennen lernte und bald zum Freund
gewann. Aus dieser Verbindung entstand das vielleicht innigste Weihnachtslied,
das zur Christmette des Jahres 1818, zweistimmig zur Gitarre gesungen, in der
Dorfkirche von Oberndorf seine Welturaufführung erlebte und die anwesenden
einfachen Menschen sofort in seinen Bann schlug. Im Jahre 1838 wurde das Lied
von einem Zillerthaler Quartett nach Leipzig gebracht und fand 1843 Aufnahme in
Gebhardts "Musikalischen Hausfreund".
Vom Himmel hoch da komm ich her
Heiligabend 1535. Kurz nach
Mitternacht. Es scheint, als rücken die Häuser von Wittenberg in der Dunkelheit
näher zusammen. Nur in der Studierstube des Doktor Martin Luther brennt noch
eine Kerze. Luther schreibt seine Weihnachtspredigt nieder. Dann lehnt er sich
zurück und liest in einem handgeschriebenen Buch. Er liest die Verse: "Ich komm
aus fremden Landen her und bringt auch viel der neuen Mär (=Nachricht) ... er
liest sie einmal, zweimal Dann steckt er noch eine zweite Kerze an, rückt das
Tintenfass näher zu sich heran, nimmt den Federkiel und schreibt Zeile um Zeile.
Als er fertig ist, hat er den gelesenen Versen einen anderen, einen
weihnachtlichen Sinn gegeben: "Vom Himmel hoch, da komm ich her, ich bringt euch
gute, neue Mär; der guten Mär bringt ich so viel, davon ich singen und sagen
will. Zwei Jahrhunderte später liest Johann Sebastian Bach die Verse und dichtet
die Melodie dazu.
Es kommt ein Schiff geladen
In Straßburg lebte von 1300 bis 1371 ein
sehr berühmter und beliebter Prediger: der Dominikanermönch Johannes Tauler. Von
weit her kamen die Menschen, um seine Predigten zu hören. Er konnte in einer
verständlichen und "bildhaften" Sprache predigen. Von ihm stammt das älteste uns
bekannte Weihnachtslied. Die erste Strophe lautet: Es kommt ein Schiff geladen
bis an den höchsten Bord, bringt uns den Sohn des Vaters, bringt uns das ewige
Wort." Besonders beliebt ist dieses Lied bei den Rheinschiffern.
Ihr Kinderlein kommet
"So, das hätten wir wieder geschafft!" sagte
der Kaplan Christoph Schmid und setzte einen dicken Punkt hinter eine
Kindergeschichte. Wie viele er in den letzten Jahren geschrieben hatte, wusste
er nicht zu sagen. Aber er hatte noch eine besondere Überraschung bereit ...
Eine schwarze Fellmütze über die Ohren gestülpt, machte er sich auf den Weg zur
Kirche. Ein eisiger Wind wirbelte die Schneeflocken durch die Gassen des
bayrischen Dorfes Thannhausen an der Mindel. Den Leuten blieb fast der Atem weg.
In der Dorfkirche war von dem rauhbeinigen Winterwetter des Jahres 1794 nicht
viel zu merken, nur ab und zu rüttelte der Wind an den Kirchenfenstern. Die
jungen, die in der Sakristei eine Krippe bastelten, spürten kaum etwas davon.
Das habt ihr aber schön gemacht", lobte der Kaplan. "Die Krippe werden wir in
der Mitte aufstellen und dann bis zum Dreikönigstag stehen lassen. Da werden
eure Eltern Augen machen. Und die Ohren werden sie spitzen, wenn sie das Lied
hören, das vor ihnen noch kein Mensch gehört hat Für euch, für alle Kinder
dieser Welt habe ich die Worte gedichtet." Der Kaplan Christoph Schmid er war
damals 26 Jahre alt holte einen Zettel aus seiner Brusttasche und las: "Ihr
Kinderlein kommet, o kommet doch all!’ Wenig später schmetterten die Thannhäuser
Mädchen und jungen zum ersten Male nach einer Melodie des Komponisten Johann
Abraham Schub das neue Weihnachtslied in die Nacht hinaus.
O du fröhliche
Die Kriege unter Napoleon hatten viel Leid und große
Not über die Menschen gebracht. Auch in Weimar. Die Einwohner trauerten um ihre
Verstorbenen, sie froren in den kauen Wintern und hatten wenig Hoffnung.
Johannes Falk, Sohn eines Danziger Perückenmachers, wollte helfen. Er gründete
die "Gesellschaft Freunde in der Not" und die "Falkschen Anstalten." Das aber
war ihm nicht genug Ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen, ist notwendig, aber
die Menschen brauchten auch Trost. Am Heiligen Abend des Jahres 1806 an einem
Abend voller trauriger Erinnerungen, summte Johannes Falk die Melodie eines
alten Seemannsliedes aus Sizilien. Er hatte schon wiederholt seinen berühmten
Freund Goethe gebeten, zu dieser Melodie einen neuen Text zu dichten. Jetzt
versuchte er es selbst: "O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende
Weihnachtszeit. Welt ging verloren, Christ ward geboren, freue, o freue dich, o
Christenheit!"
Es ist ein Ros´entsprungen
Der Legende nach ist ein Mönch des
Mosellandes namens Laurentius vor mehr als 300 Jahren "mitten im kalten Winter"
bei einer Waldwanderung eine Rose vor den Füßen erblüht. Die Melodie des
"altkatholischen Trierschen Christliedlein" schuf der evangelische Kantor
Prätorius, der eigentlich Schultheiß hieß, im Jahre 1571 in Thüringen geboren
wurde und 1621 in Wolfenbüttel starb.
Morgen, Kinder, wird´s was geben
Das prophezeite im Jahre 1795 als
Textdichter Karl Friedrich Splittegarb, als Komponist schloss sich 1809 Carl
Gottlieb Hering dieser Meinung an, und so entstand dieses besonders
kindertümliche Weihnachtslied, von dem es noch mehrere Vertonungen gibt, so eine
von Beethoven aus dem Jahre 1798.
Morgen kommt der Weihnachtsmann
Wer kennt nicht dieses volkstümliche
Weihnachtslied? Den Dichter kennt man auch, mehr allerdings als Schöpfer von
"Deutschland, Deutschland über alles". Es war Hoffmann von Fallersleben, dem wir
auch viele andere Volkslieder zu verdanken haben. Im Jahre 1835 schuf er den
Text dieses Weihnachtsliedes.
Sei uns willkommen Herre Christ
So beginnt das älteste bekannte,
noch heute bei uns gesungene deutsche Weihnachtslied. Schon in einem Aachner
Evangelienbuch aus der Zeit um das Jahr 1100 findet es Erwähnung und ist somit
älter als "Es kommt ein Schiff geladen", das so oft als das älteste deutsche
Weihnachtslied genannt wird.
O Tannenbaum, O Tannenbaum
Zum unveräußerlichen Schatz deutscher
Weihnachtlieder gehört auch diese Weise. Sie geht zurück auf ein schlesisches
Volkslied des 16. Jahrhunderts, das zwar mit dem Tannenbaum, aber nichts mit dem
christlichen Weihnachtsfest zu tun hatte. Erst 1820 entstand daraus das uns
heute bekannte Lied, dessen erste Strophe August Zarnack dichtete. Im Jahre 1824
schuf der Leipziger Lehrer Ernst Anschütz auch die zweite und dritte Strophe.
Engel
Wie sehen Engel aus? (Geschichte)
In der Schule und im Kindergarten,
überall haben sie Engel gebastelt. Und Mutti hat noch einen Holzengel, den sie
auf den Adventsbaum stellen will. Aber jeder Engel sieht anders aus. Caro hat
einen wunderschönen Engel aus Goldpapier gebastelt. David hat einen geknetet,
und Rüdiger hat einen aus schwarzem Karton ausgeschnitten. Er hat nur die
Umrisse stehen lassen und buntes Transparentpapier dahinter geklebt. Es sieht
wirklich schön aus. "Dein Engel noch nicht einmal Flügel!" lacht Caro und
betrachtet kritisch den Engel, den David geknetet hat.
"Engel brauchen keine
Flügel!" schreit er. "Die fliegen auch so!"
Da lachen die beiden Großen den
Kleinen aus. Nur Mutti lacht nicht. Sie ist sogar ein bisschen ärgerlich.
"Macht euch nur lustig!" sagt sie. ""Ihr habt ja alle schon einmal einen
Engel gesehen und wisst genau, wie sie aussehen!"
Caro und Rüdiger hören auf
zu lachen. Nein, ein Engel hat keiner gesehen. Da hat Mutti recht.
"Wenn sie
so lieb aussehen würden wie deiner", meint Mutti, "dann hätten sich die Hirten
damals bestimmt nicht so sehr gefürchtet!"
"Vor deinem aber auch nicht!"
meint Rüdiger und betrachtet Muttis Holzengel näher.
"Aber Flügel hat er ja
auch. Und auf allen Bildern, die ich kenne, haben Engel Flügel!"
"Was meinst
du?" fragt Mutti. "Fotos oder Bilder?"
"Bilder natürlich!" lacht Rüdiger.
"Engel kann man doch nicht fotografieren!"
"Aber die Maler wussten genau,
dass sie Flügel haben?"
"Ach Mutti!" sagt Caro. "Die Maler haben sie sich
vorgestellt. Und weil sie vom Himmel zu den Menschen kamen, brauchen sie eben
Flügel!"
"Sie konnten die Engel nicht so einfach kommen und verschwinden
lassen wie im Raumschiff Enterprise!" Rüdiger spürt selbst, dass das ein
schlechter Witz war.
Doch Mutti antwortet ganz ernst darauf: "ES ist nicht
dümmer als das mit den Flügeln!"
sagt sie. "Nur daran dachten die Maler
damals noch nicht. Jedenfalls hat keiner von ihnen wirklich einen Engel
gesehen.!"
"Aber es gibt doch Engel?" fragt David jetzt und blickt Mutti
ängstlich an.
"Wenn Gott eine Botschaft für die Menschen hat, dann schick er
Engel zu ihnen", sagt Mutti. "Engel sind die Boten Gottes!"
"Und dann fragst
du mich nach Fotos von Engeln?" Rüdiger schüttelt den Kopf.
"Man weiß nie,
ob man vielleicht nicht doch noch einen Engel begegnet ist!" antwortet seine
Mutter leise.
"Gott kann auch Engel zu uns schicken, die so wie alle anderen
Menschen aussehen! Vielleicht begreifen wir erst viel später, dass es wirklich
seine Boten waren, die Gott zu uns auf die Welt geschickt hat!"
"Hast du
Fotos von ihnen?" fragt David und sieht seine Mutter ernst an. Da holt sie ein
Buch mit Bildern und schlägt ein paar Seiten auf. "Das könnte einer gewesen
sein!" sagt sie. "Albert Schweitzer. Er ging zu den Schwarzen nach Afrika. Sein
Leben lang hat er alles für sie getan, was er konnte."
Rüdiger schaut auf ein
anderes Foto, das Mutti aufgeschlagen hat. "Das ist doch die Mutter Theresa!"
sagt er. "Sie hilft den Armen in Indien!"
"Manche nennen sie den Engel der
Armen!" erinnert sie Caro. "Aber das sagt man, doch nur so. Genau wie Vater zu
dir Engel sagt!"
"Das sagen viele von ihr!" sagt Mutti. "Nicht nur
einer!"
Sie seufzt. "Aber solange wir alle nicht wissen, wie Engel nun
wirklich aussehen, müssen wir uns mit denen behelfen, die wir hier
haben!"
Ganz behutsam nimmt sie den kleinen Knetengel von David in die
Hand.
"Gefällt er dir?" fragt David. "Ich habe ihn extra für dich
gemacht!"
"Sehr gut!" lacht Mutti. "Deshalb stelle ich ihn auch neben meinen
Holzengel! Dann stehen zwei wunderschöne Engel nebeneinander."
"Und meiner?"
fragt Caroline.
"Den stellen wir hinten auf die Eckbank. Dann können wir ihn
beim Essen immer wieder ansehen und über ihn freuen!"
Rauschgoldengel
Wer sieht in ihm nicht eine Nachbildung des
weihnachtlichen Verkündigungsengel? Mit Gold hat er allerdings nur den
leuchtenden Schein gemeinsam. Das als Unterlage von Brautkronen, Bauernhauben
usw. verwendete, beim Anfassen knitternde Flitter oder Rauschgold ist materiell
betrachtet ein dünner Belag aus Messingblech. Die Heimat des Rauschgoldengels
ist Nürnberg. Der angesehene Puppenmacher Balthasar Hauser aus der
Lebkuchenstadt soll in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege erstmalig eine
solche Figur gestaltet haben, zur Erinnerung an seine verstorbene Tochter Anna,
dessen Gesichtszüge der ersten Rauschgoldengel, das "goldene Annalein" trug.
Epiphanias
"Erscheinung" bedeutet das griechische Wort
"Epiphanias"; gemeint ist die Erscheinung des Herrn, die in den ersten
christlichen Jahrhunderten am 6. Januar gefeiert wurde, ehe man das diesem
Ereignis gewidmete Fest im 4. Jahrhundert auf den 25. Dezember vorverlegte. Erst
dann bekam der 6. Januar den Namen Dreikönigstag .
Das Fest der Erscheinung, des Offenbarwerdens der Gott- und Königswürde
Christi ist das zweite Hoch-Fest zur Weihnachtszeit. Es ist auch das
Drei-König-Fest, das Fest der drei Magier oder Weisen aus dem Morgenland, von
deren Reise hinter dem Stern her das Evangelium an diesem Tag erzählt. Die drei
Magier, Kaspar, Melchior und Balthasar, sind der weiten Reise wegen, die sie vom
Morgenland nach Bethlehem unternommen haben, die Schutzpatrone der Reisenden.
Wirtshäuser mit den Namen "Zur Krone", "Zum Stern", "Zum Mohren" oder zu den
"Drei Königen" sind nach ihnen benannt. Ihre Gebeine sind 1163 vom Orient nach
Köln in den ihnen zu Ehren gebauten Dom gebracht worden, und diese Reliquien
haben zu Dreikönigsspielen in Kirchen und Klöster angeregt. Daraus hat sich im
Laufe des Mittelalters der Brauch der Sternsinger entwickelt.
Sternsinger
Seit Ende des 16. Jahrhunderts hat sich besonders in
den Niederlanden und Belgien, aber auch in Deutschland ein Brauch eingebürgert,
der sich bis heute erhalten hat. Verkleidete Männer oder Knaben zogen als
Dreikönige oder auch als Gefolgsleute eines vorausgetragenen großen Sterns von
Haus zu Haus. Sie trugen weiße Hemden, waren als Könige verkleidet oder hatten
ortsabhängig bestimmte Kostüme an.
Die Sternsinger erzählten von der Geburt Christi, der Anbetung in Bethlehem und von Herodes und seinem Ende. Anschließend baten sie um Gaben wie Kuchen, Nüsse oder Geld.
Dieser zuerst sehr ernsthaft geübte Brauch drohte streckenweise ins Komische umzuschlagen. So wurden im 18. Jahrhundert oft Schelmenlieder in Psalmenform vorgetragen. Gegen Ende des 19 Jahrhunderts kam das Sternsingen nahezu in Vergessenheit. Erst in unserem Jahrhundert ist man bemüht, diesen Brauch wieder aufleben zu lassen.
In den Niederlanden ist aus dem ursprünglichen Sternsingen ein Kinderfest
geworden. Die Kleinen ziehen dabei mit Lampions durch die Straßen.
C+M+B oder K+M+B
Noch heute werden diese Buchstaben als Segensund
Beschwörungsformel am 6. Januar, dem Dreikönigstag, in katholischen Gegenden
besonders in Süddeutschlands, Österreichs und der Schweiz, mit Kreide an den
oberen Türrahmen geschrieben. Es sind die Anfangsbuchstaben der Heiligen Drei
Könige Caspar (Kaspar), Melchior und Balthasar. Schon aus dem christlichen
Altertum sind uns zahlreiche Anwendungsformen dieser Buchstabengruppe als
Schutzformel überliefert, so auch zur Abwendung der verschiedensten Krankheiten
vom Kinderfieber bis zur Altersgicht.
Dreikönigsfest, Dreikönigstag
Der 6. Januar führt gleich zu zwei
Namen im Kalender, nämlich Epiphanias und Dreikönigstag. In vielen Familien wird
der Weihnachtsbaum zum letzten Mal angezündet und anschließend geplündert. Mit
dem Dreikönigstag gehen die Zwölf Nächte zu Ende, man schreibt mit Kreide die
Buchstaben C+M+B an die Haustür und hofft, damit wieder für ein Jahr alles Übel
fernhalten zu können. Caspar, Melchior und Balthasar, die drei Weisen aus dem
Morgenland, geben den Hintergrund des Brauch.
DREIKÖNIGSZETTEL
Zu den mannigfachen Ausdrucksformen der den
Heiligen Drei Königen entgegengebrachten Verehrung gehören auch amulettartig
benutzte Papiere mit dem Zeichen C+M+B und den verschiedenen Beschwörungs- und
Wunschformeln. Dieser Dreikönigszettel wurden vor allem von den Pilgern, aber
auch sonst auf den gefährlichen Reisen im Mittelalter als beruhigendes
Reisepapier mitgeführt. Die große Verehrung der Heiligen Dreikönige als
Reisepatrone spielte sich noch heute auch im Namen vieler alter Gemäuer an den
Zugstraßen des Verkehrs, zum Beispiel "Zum Mohren", "Zum Stern", oder gar "Zu
den drei Königen" wider.
So unternahm man lärmende Umzüge mit Schießen und Peitschenknallen, um böse Geister zu vertreiben. Davon stammt auch das heute noch bekannte Perchtenlaufen ab. In Schwaben nannte man die entsprechende Figur Pelzmärte und in Niederösterreich Budelfrau. Diese Figuren bestraften die Kinder mit der Rute, wenn sie nicht brav waren, und belohnten sie, wenn sie fleißig waren. Früher schloss man die Haustüre ab, damit das 'Wilde Heer' nicht herein konnte. Auch mussten alle unnötigen Arbeiten wie Spinnen, Wäschewaschen, Schuhputzen, Haarschneiden und dergleichen unterbleiben, um die Aufmerksamkeit Frau Holles und ihres Gefolges nicht auf sich zu lenken. (Abb. Schnabelperchten Seite 47) Dagegen wurden die Häuser mit Weihrauch und Weihwasser versehen, um die Geister zu verscheuchen. Aus dem gleichen Grund wurden die Besen umgekehrt in die Ecke gestellt. Wer neunerlei Speisen aß, brauchte nicht Schaden zu erleiden, wer aber neunerlei Holz in den Händen hielt, konnte plötzlich alle Hexen sehen. In den Brunnen warf man einen Brand gegen die Hexen. Dem Vieh legte man gefährliche Gegenstände wie Messer in die Krippe, damit es nicht verhext wurde. Es bekam doppeltes Futter, und die Bäuerin blies ihm ins Nasenloch, machte das Kreuzzeichen darüber und stellte einen Besen vor die Stalltür. Später wurde der Stall auch ausgeräuchert.
Aber auch gute Kräfte vermutete man in dieser Zeit, die zugleich die Wende des Jahres bedeutete und somit einen neuen Anfang in sich barg. So schmückte man die Häuser mit grünen Zweigen. Fichten- und Tannenzweige galten als Sinnbild des Lebens. Auch der Eibe, dem Buchsbaum, der Mistel und der Stechpalme wurden besondere Kräfte zugesprochen. Nach dem reichlichen Weihnachtsessen musste man ein Restchen vom Essen sowie ein kleines Geldstück auf dem Tisch liegen lassen, um im kommenden Jahr mit Essen und Geld versorgt zu sein. Auch schüttete man die Überreste des Weihnachtsmals über die Bäume und Felder der guten Ernte wegen und gab dem Vieh davon. Die Kühe bekamen um Mitternacht Heringsmilch, damit sie im nächsten Jahr reichlich Milch geben sollten. Obstbäume umwand man mit Stroh und schüttelte sie kräftig, um ihre Fruchtbarkeit zu steigern.
Auch Wunder vermutete man in der Weihnachtszeit. So glaubte man in der Christnacht unsichtbar und unverwundbar werden zu können. Um Mitternacht, meinte man, begännen die Tiere zu sprechen und Zukünftiges zu prophezeien. Aber wer sie hörte, der müsse sterben. Verstünde man es, in dieser Stunde den Teufel in einem Zauberkreis zu beschwören, so könne man viel Geld gewinnen. Eine in dieser Nacht gepflückte Christwurz soll Kräfte gegen Pest und Süchte haben.
Auch vorausdeuten ließe sich manches, so meinte man, gerade in der Weihnachtszeit. Was man in den Rauhnächten träumt, soll sich im nächsten Jahr erfüllen. Träumt einer von blauen Zwetschgen, so stirbt ein naher Verwandter oder Freund. Das Wetter glaubt man mit Hilfe von aufgeschnittenen Zwiebeln oder Nussschalen prophezeien zu können. Sogar heute wird noch viel zitiert: "Grüne Weihnachten, weiße Ostern."
Am interessantesten aber erschien von jeher das 'Liebesorakel'. Gerade an
Weihnachten glaubten die Mädchen, etwas über ihren Zukünftigen erfahren zu
können. So kehrten sie am Heiligen Abend ihre Stuben aus, trugen den Kehricht in
den Hof, setzten sich darauf und warteten bis der erste Hahn krähte. Aus der
Richtung, aus der er sich hören ließ, musste der Bräutigam kommen. Auch ließ man
Wasser gefrieren und ersah aus den Eisgestalten den zukünftigen Ehegatten.
Im Fichtelgebirge und im Frankenwald stellten sich die Mädchen am
Christabend im Kreis um eine Gänserich auf. Das Mädchen, das vom Gänserich
zuerst gezupft wurde, sollte im nächsten Jahr Braut werden. Wenn ein Mädchen in
der Christnacht zum Hühnerstall schleicht und dreimal anklopft, solle sie auf
die Antwort achten:
Schreit der Hahn,
dann bekomm' ich einen Mann;
fängt die Henne das
Gackern an,
denn muss ich warten auf den Mann.
Der Aberglaube am 1. Dezember geht auf den Untergang von Sodom und Gomorrha
zurück. Diese Stadt soll an diesem Tag in Schutt und Asche gesunken sein und
deshalb soll man an diesem Tag alles zu Ende führen was man anfängt und man darf
keine Fehler machen, sonst hat es schlimme Vorbedeutung.
BRÄUCHE
FRAUTRAGEN
Zu den Adventsbräuchen in Süddeutschland, Tirol und im
Salzburger Land gehört das Frautragen. Nachts wird von den Kindern eines Dorfes
ein Marienbild jeweils von einem Haus zu einem anderen getragen, womit
Fruchtbarkeit erfleht werden soll. Ein ähnlicher Brauch ist die Herbergssuche.
HERBERGSSUCHE
An die vergebliche Suche nach einer Herberge in
Bethlehem soll dieser mittelalterliche, in den Alpen noch heute geübter
Adventsbrauch erinnern. Eine Darstellung von Maria und Joseph wird im Dorf von
Haus zu Haus getragen und jeweils für einen Tag als "Gast" aufgenommen.
KRIPPENSPIELE
Krippenspiele und Weihnachtsspiele, früher szenischen
Darstellungen des Weihnachtsevangeliums nur in der Kirche oder in Klöstern,
findet man heute auch in Schulen und in Familien. Besonders schön sind die
bayrischen und österreichischen Krippenspiele für die Kinder.
Viele Kirchen
und Landschaften führen Jahr für Jahr ihr traditionelles Krippenspiel auf. So
haben zum Beispiel in Coventry, England, die Handwerker der verschiedenen Gilden
und Innungen, also Goldschmiede, Weber, Schneider und andere, seit dem 14.
Jahrhundert jedes Jahr ein Spiel von der Geburt des Herrn aufgeführt und haben
dabei ein spezielles Weihnachtslied gesungen, das heute noch gesungen wird.
Am 6. Dezember finden die Kinder die Geschenke von San Nicola vor der Tür des Schlafzimmers. San Nicola ist nicht wie in Deutschland als Bischof gekleidet und besucht auch nicht die Kinder in den Familien.
Santa Lucia lebte nur in der Phantasie und im Herzen der Kinder. Die Heilige Lucia wurde im Jahre 281 in Sizilien geboren, sie vermachte ihr ganzes Vermögen an die Armen. Noch heute wird an dem Tag "Torrone die poveri," eine Mahlzeit für die Armen vorbereitet. Sie besteht aus Kichererbsen, die mit Zucker gekocht werden, bis daraus eine feste Masse entsteht.
Am 25. Dezember kommt dann endlich Il Bambinello Gesu (das Jesuskind), meist
früh am Morgen. Wenn die Kinder aufstehen, finden sie ihre Geschenke vor der Tür
des Schlafzimmers oder unter dem Tannenbaum neben der Krippe. Verschiedene
Formen von Fest und Feier haben sich in den Regionen Italiens eingebürgert. In
manchen Gegenden wird ein Olivenbaum gefällt und für das Feuer im Kamin bereit
gehalten. In Rom und Neapel tragen die Kinder einen großen Stern aus Pappe über
einer kleinen beleuchteten Krippe von Haus zu Haus. Die wohl berühmteste Krippe
ist in Rom, das Santo Bambino (Seite 38 und 39) Und am 6. Januar kommt La
Befana, die gute alte Hexenfigur der italienischen Kinder. Am Abend stellen die
Kinder die Schuhe vor die Tür oder hängen ihre Strümpfe vor den Kamin. La Befana
fliegt von Dach zu Dach und durch die Schornsteine ins Haus hinein: Für die
artigen Kinder hinterläßt sie Süßigkeiten, für die unartigen schwarze kohlen. La
Befana sollte sich der Legende nach nicht schnell genug auf den weg zur Krippe
gemacht haben und verpasste den Stern. Seit dem irrt sie auf der Welt nach der
Suche nach dem Christkind. Sie hinterlässt in jedem Haus ihre Geschenke, in der
Hoffnung, dort das Christkind zu finden.
PORTUGAL
Weihnachten ist in Portugal das bedeutendste Fest des
Jahres. Es wird in der Großfamilie auf dem Land gemeinsam mit den Nachbarn
gefeiert. In einigen Dörfern wird auf dem Platz vor der Kirche ein Baumstamm
verbrannt, damit sich die Menschen nach der Mitternachtsmesse wärmen können. In
manchen Gegenden geht man von Tür zu Tür, spielt Akkordeon, Querflöte, Gitarre
oder Mandoline und singt Lieder zur Geburt des Christuskindes. Zur
Mitternachtsmesse bringen die Menschen ländliche Produkte als Geschenk für das
Christuskind mit. Sie legen sie vor die Krippe. Nach der Messe trifft sich die
ganze Familie zum Weihnachtsfestmahl: Stockfisch, Kürbiskrapfen oder mit Zucker
und Zimt bestäubte und überbratenen Weißbrotscheiben, Brotteigkrapfen, die
gerade aus der Pfanne kommen, und ein Getränk, das aus Wein mit Honigrosinen und
Zimt besteht.
SPANIEN
Die Adventszeit verläuft in Spanien sehr ruhig, dafür gibt
es in der Zeit zwischen dem 24 Dezember und dem 6. Januar verschiedene Feste,
die sehr unterschiedlich begangen werden. Zu den traditionellen
Weihnachtsbräuchen gehört das Erscheinen des Olentzero (des Köhlers), der aus
den Bergen ins Dorf kommt. Er wird von den Einwohnern des Dorfes auf den
Schultern getragen. Weit verbreitet sind auch die Weihnachtsaufführungen, wie
z.B. der von Herodes angeordneten Kindermordes und das Fest der Messdiener
(Fiesta de Locosy Obissi Mos), bei dem ein Junge ausgewählt wird, der sich als
Bischof verkleidet. In der Zeit vom 30.Dezember bis zum 1.Januar findet die
Fiesta de la Coretta statt. Bei diesem Fest wird Brennholz gesammelt und eine
Kiefer gefällt. Diese wird dann geschmückt in den Ort getragen und gesegnet. Ein
weiterer Höhepunkt ist das Dreikönigsfest (Dia de los Reges). Es wird ein
biblisches Spiel (Corderados) aufgeführt, und es gibt einen Umzug (Cabalgota de
Reges).
POLEN
Zum Heilig Abend gehört in Polen die Weihnachtsobladen. Das
sind große eckige Backobladen, meist mit einem aufgeprägten Bild. Viele
Aussiedler aus Oberschlesien kennen diesen Brauch. Tagsüber wird gefastet, und
Abends kommt die Familie zum Weihnachtsessen zusammen. Nach einer Suppe gibt es
meist ein Fischgericht, wenn möglich Karpfen. Ein zusätzliches Gedeck steht auf
dem Tisch: für einen Gast, der vielleicht unerwartet kommt. Die Familie
versammelt sich bei Kerzenlicht um den Tisch, dann wird das Weihnachtsevangelium
vorgelesen und gebetet. Nun teilen alle ihre Weihnachtsobladen untereinander und
wünschen sich "Frohe Weihnachten". Das Teilen der Obladen ist ein Zeichen dafür,
das die Familie das Leben miteinander teilen will. Es ist eine Geste der Liebe
und der Versöhnung. Dann setzen sich alle zum Essen. Und die Kinder hoffen unter
ihrem Teller ein Geldstück zu finden...
NIEDERLANDE
Viel wichtiger als das Christkind ist für die Kinder in
den Niederlande Sinterklaas. Der bringt am 6. Dezember, begleitet vom "Zwarten
Piet", seine Gaben. Um ihn freundlich zu stimmen, stellen die Kinder vor seiner
Ankunft Wasser und eine Mohrrübe oder Heu für sein Pferd auf den Kamin. Am
fünften Dezember wird ein großer Sack vor die Tür gelegt, den Sinterklaas dann
mit seinen Geschenken füllt. Einen ganz besonderen Empfang bereiten die
Amsterdamer dem Heiligen. Vom Hafen zieht eine große Prozession zum
Königspalast, wo der Heilige von Königin Beatrix empfangen wird.
FRANKREICH
Auch in Frankreich lieferte früher Saint Nicolas seine
Geschenke am 6. Dezember ab. Die Zeiten haben sich geändert. Nicolas hat
abgedankt. Die Geschenke bringt den französischen Kindern in der Nacht vom 24.
auf den 25. Dezember nun Pere Noel, ein Kollege des Weihnachtsmannes. Der kommt
durch den Schornstein und legt seine Gaben in die bereitgestellten Schuhe. Der
Heilige Abend wird alles andere als besinnlich gefeiert. Es ist ein normaler
Arbeitstag, der mit einem großen Essen in schillernd bunt dekorierten
Restaurants und ausgelassenem Tanzen ausklingt. Festlich wird’s erst am 25.
Dezember. Dann werden auch die traditionelle "Foie Gras" (Gänsestopfleber) und
der "Buche de Noel", ein Kuchen mit Buttercreme in der Form eines abgesägten
Baumstammes, serviert.
ENGLAND
Gut, wer große Füße hat in England werden traditionsgemäß am
Weihnachtsabend die Strümpfe an den Kamin gehängt. Durch den schlüpft Santa
Claus in der Nacht vom 24. Auf den 25. Dezember und versteckt darin seine
Geschenke. Zum traditionellen Weihnachtsessen am 25. Dezember gehören für die
Briten der mit Brot und Hackgemisch oder sauren Äpfeln und Backpflaumen gefüllte
Truthahn, Plumpudding und Eierpunsch Beim Schmausen lieben es die sonst so
steifen Engländer etwas ausgeflippt: Alle tragen Papphütchen und lassen
Knallbonbons platzen. Gegen 15 Uhr versammelt sich die Familie dann vor dem
Fernseher. Um der 10minütigen Ansprache der Queen ans Commonwealth zu lauschen.
ESTLAND
Gnome beschenken in Estland in der Adventszeit die Kinder
mit Süßigkeiten und Früchten. Kurz vor Weihnachten reinigen die Frauen die Besen
in Haus und Hof besonders gründlich. Denn Hexen und Teufelchen, die um diese
Zeit ihr Unwesen treiben, benutzen diese als Fluggeräte. Schmutz und Dreck
darauf würden die ansonsten ganz netten Überflieger zu üblen Streichen
verleiten.
NORWEGEN
Ein einziger Festschmaus ist die Adventszeit bei den
Norwegen. Beim "Julbord" werden Verwandten und Freunden bis zu 60 verschiedene
Leckereien aufgetischt. In der Weihnachtsnacht stellen die Kinder für den
"Julmann", der mit seinen Geschenken aus Lappland anreist, eine Schüssel mit
Grütze ans Fenster. Sie soll eine Art "Bestechung" sein für die Weihnachtswichte
die "Julnissen", die dem Julmann helfen. Gibt’s keine Grütze, machen die Wichtel
jede Menge Ärger.
GRIECHENLAND
In der Nacht zum 1. Januar legt der heilige Vassilius
in Griechenland die Geschenke für die Kinder vor das Bett. Für die Familie gibt
es an diesem Tag einen Kuchen, in den eine Goldmünze eingebacken wird. Wer sie
findet, hat das ganze Jahr über Glück.
KENIA
Lustig gefeiert wird an Weihnachten in Kenia im Kreis der
Familie. Am Heiligen Abend trifft man sich zu einem großen Festmahl. Danach
haben die Kinder zu tun: Sie müssen das Haus reinigen, dekorieren und das Essen
für den nächsten Tag vorbereiten. Am Morgen des 25. Dezembers wird eine Ziege
geschlachtet, deren Fleisch in der Familie verteilt wird. Danach geht man von
Haus zu Haus, um überall fröhliche Weihnachten zu wünschen und Geschenke
auszutauschen. Zum Ausklang des Festes wird bis in den Morgen ausgelassen
getanzt.
AUSTRALIEN
Von weißen Weihnachten können die Australier nur träumen.
Denn bei ihnen ist an Weihnachten Hochsommer. Tannenbäume sind selten und teuer,
deshalb stellt hier fast jeder einen Plastiktannenbaum auf - oft schon am 15.
Dezember. Der Hitze wegen verlegen die Familien das Feiern nach draußen. Man
trifft sich auf Wiesen, im Wald oder am Strand, wo man dann bis in die Nacht
beieinander sitzt, Weihnachtslieder singt und Lagerfeuer entzündet. Dabei ist
der Weihnachtsmann immer mit von der Partie. Die Geschenke gibt es am Morgen des
25. Dezembers. Am nächsten Tag treffen sich Freunde und Verwandte beim großen
Truthahn-Picknick.
KOLUMBIEN
In Kolumbien beginnen am 14. Dezember die
Weihnachtsfeierlichkeiten. Die ganze Familie wandert mit Freunden in den Wald,
um Moos für die Krippe zu sammeln, die an diesem Tag schon aufgestellt wird. Bei
Anbruch der Dunkelheit wird zu Hause zusammen gebetet, dann gefeiert, musiziert
und Weihnachtslieder werden gesungen. Die Feier hat um Mitternacht ein Ende,
wiederholt sich an jedem der neuen Tage bis zum Heiligen Abend. An diesem wird
nach der Mitternachtsmesse mit Feuerwerk, Tanz auf der Straße und gutem essen
und Trinken gefeiert. Beschenkt werden nur die Kinder, und zwar mit
Kleinigkeiten und Süßigkeiten, die die Erwachsenen in der Nacht unter den Betten
der Kinder verstecken, so dass diese sie am Morgen des 25. suchen können.
MEXIKO
Mit den spanischen Erobern kamen vor 300 Jahren auch die
Weihnachtsbräuche ins Land der Inkas und Azteken. Doch ein Teil ihrer eigenen
Tradition konnten die Ureinwohner den Augustinermönchen unterjubeln. So wurden
die Feste um die Ankunft des Gottes Huitzilopochtli später zu Ehren von Josef
und Maria gefeiert. Dazu gehören die "Psadas". Bunte Umzüge, bei denen die
Herbergssuche nachgestellt wird. Dazu gibt´s Jubel, Trubel, Feuerwerk und viele
Süßigkeiten. Wichtigster Bestandteil des Festes: die Pinata, ein liebevoll mit
Sternen und Figuren dekoriertes Tongefäß, das mit Früchten und Süßigkeiten
gefüllt und aufgehängt wird. Ein riesen Spaß für die Kinder, die mit verbundenen
Augen den Topf zerschlagen dürfen und alle leckeren Bonbons essen dürfen.
RUSSLAND
Nach dem Julianischen Kalender feiert die
russisch-orthodoxe Kirche am 6. Januar (entspricht dem 25. Dezember) die Geburt
des Herrn. Väterchen Frost bringt hier die Gaben und wird in jedem Dorf mit
Musik empfangen. Dazu gibt es Kuchen, die mit vielen Herzen verziert sind. Für
jedes Herz soll ein Traum in Erfüllung gehen.
AMERIKA
Bunt gemischt wie die Bevölkerung in den USA ist auch das
Brauchtum. Überall aber bringt der Santa Claus mit seinem Rentierschlitten die
Geschenke in der Nacht auf den 25. Dezember. Für die Tiere stellen die Kinder am
Weihnachtsabend Milch und Kekse bereit. Ein Muss sind beleuchtete Vorgärten und
der Truthahn für das Fest.
Ein besonderer Tag ist in der USA der Pilgertag am
21. Dezember. Die glückliche Landung der Pilgerväter wird mit einem Gericht
gefeiert, in dem sich damals neuen unbekannten Zutaten wiederfinden, die der
ersten Generation der späteren Amerikaner das Leben gerettet haben.
SCHWEDEN
Am Morgen des 13. Dezembers ist in Schweden der Tag der
Lichterkönigin. Die älteste Tochter erscheint als Luziabraut in einem weißen
Kleid und einem Kranz aus Breiselbeerzweigen und brennenden Kerzen auf dem Kopf.
Die "Lussibrud" weckt die Familie und serviert das Frühstück ans Bett. Zum
"Julfest" an Weihnachten kommt auch hier der Weihnachtsmann, aber auch Julgeiß
und Julbock gehören zum Fest. Wie das opulente Menü bis zu 38 Gängen! Bei dem
auch die "Julkorv", eine besondere Bratwurst, serviert wird. Sie hat so große
Bedeutung, dass sich auch Königin Silvia und ihre Familie dabei selbst an den
Herd stellen.
Wie Marcos in Mexiko Advent und Weihnachten feiert
Weihnachten ist
mein Lieblingsfest. Nicht nur, weil wir unsere Weihnachtskrippe im Freien
inmitten unserer Pflanzung aufbauen und alle sich daran beteiligen, sondern auch
wegen der 'posadas'. Ihr wißt nicht, was 'posadas' sind? Dann will ich es euch
erklären. Als die ersten christlichen Missionare nach Mexiko kamen, versuchten
sie, unseren Vorfahren den Glauben durch Feste, Theateraufführungen und Spiele
nahe zu bringen. Seitdem gehören die 'posadas' zur Vorbereitung auf Weihnachten
und zur Feier des Weihnachtsfestes. Zu Beginn der Adventszeit werden neun
Familien ausgewählt, die in den neun Tagen vor Weihnachten für einen Tag und
eine Nacht "los peregrinos’, die Pilger, aufnehmen: die Statue des hl. Josef,
die der Jungfrau Maria und des Engels. Es sind die gleichen Figuren, mit denen
später die Krippe in unserer Kirche aufgebaut wird. Die Dorfgemeinschaft zieht
betend und singend mit den 'peregrinos' zum Haus der betreffenden Familie. Wo
sie mit einem Wechselgesang mit dem Hausherrn Einlass erbitten. Am Ende wird die
Tür geöffnet und Herberge gewährt. Zuerst treten die Figurenträger ein. Die
Statuen werden nach indianischen Brauch mit Blumenkränzen und Weihrauch begrüßt
und zu ihrem Ehrenplatz gebracht, einem blumengeschmückten Hausaltar.
Das ganze Haus ist mit Blumen und Zweigen festlich hergerichtet. Der Fußboden aus gestampfter Erde, Holz oder Stein ist dicht mit Kiefernnadeln bestreut, deren Duft das ganze Haus erfüllt. Die gastgebende Familie lädt alle ein, sich hinzusetzen und auszuruhen. Dann erhalten die Gäste das traditionelle 'aguinaldo' eine Tasse Kaffee und ein Stück Brot -, zuerst die 'peregrinos', die ja die Hauptbesucher sind und danach alle anderen Besucher. Oft tun sich mehrere Familien zusammen, um das 'aguinaldo' aufbringen zu können. Bevor die 'peregrinos' am nächsten Abend weiterziehen können, überreicht der Hausherr dem Kirchenvorsteher eine 'piñata'. Das ist eine bunte, aus Pappmasché hergestellte Phantasiefigur, die mit allerlei süßen Überraschungen gefüllt ist. Sie wird für die Mitternachtsmette aufbewahrt.
In der heiligen Nacht versammelt sich die ganze Gemeinde um 24:00 Uhr vor der Kirche. Es werden Freudenfeuer und Feuerwehrkörper abgebrannt, und mit dem 'Baile de la Flor', dem Blumentanz, beginnt die Mitternachtsmette. Nach der hl. Messe werden die Kirchenbänke zur Seite gerückt. Nun beginnt vor der Krippe das Geburtstagsfest für das Jesuskind. den Höhepunkt bildet das Knacken der neun 'piñatas'. An einer Schnur wird jeweils eine 'piñata' von der Decke herabgelassen. Mit einem Stock soll sie nun 'geknackt' werden. Das ist nicht ganz einfach, denn jeder hat nur drei Schläge und das auch noch mit verbundenen Augen.
Zuerst versuchen die Kinder ihr Glück, dann die Jugendlichen und zuletzt die Erwachsenen; bis alle 'piñatas' geknackt sind und ihr süßer Inhalt verspeist worden ist. Mit Musik, Liedern und einem Tanz klingt die fröhliche des Geburtstagsfeier Jesuskindes aus.