JAHRESARBEIT: RUND UM WEIHNACHTEN 

SIMONE HEIß, KATHRIN WETZEL, ANNETTE GRIMM

Schülerinnen des GZG Friedrichshafen  In HTML umgewandelt von Christian Putze

Quelle:  http://www.gzg.fn.bw.schule.de/lexikon/referate/weihnach.htm

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Inhalt


WEIHNACHTSGESCHICHTE

Diese Geschichte handelt von dem kleinen Hans aus dem Ruhrgebiet, der sich das ganze Jahr über schon auf Adventszeit freute. Die Tage wurden inzwischen immer kürzer und es fiel der erste Schnee. Heute war endlich der 1.Dezember und er durfte sein erstes Türchen im Adventskalender öffnen. Er fand einen Weihnachtsmann aus Schokolade darin. Am Nachmittag ging er mit seiner Mutter in die Stadt. Dort kauften sie vier rote Kerzen mit passenden Bändern für den Adventskranz.

Am nächsten Morgen war Samstag und er hatte keine Schule. Er fuhr mit seinen Eltern in den Wald um Reisig für den Adventskranz zu sammeln. Nach drei Stunden kamen sie völlig erschöpft nach Hause. Als sie sich daheim wieder ein wenig erholt hatten, fingen sie an den Adventskranz mit Reisig und Grünzeug zu binden und mit den vier dicken Kerzen und danach mit den Bändern zu schmücken. Vor lauter Aufregung vergaß Hans an diesem Tag sein Türchen im Adventskalender zu öffnen. Das war ihm noch nie passiert. Also machte er am 3. Dezember, das war der erste Advent , zwei Türchen auf. Er fand eine kleine Glocke und einen Engel darin. Das Frühstück war heute besonders feierlich, da er die 1. Kerze des Adventskranzes anzünden durfte. Nach dem Mittagessen fingen Hans und seine Mutter an Brezeln , Klausemänner und Betmännchen zu backen. Es roch im ganzen Hause köstlich. Hans liebte diesen Geruch, denn er erinnerte sich immer sehr an Weihnachten. Auch freute er sich schon auf den nächsten Morgen, wenn er die gebackenen Sachen in seinen Kakao tunken durfte. Endlich war es so weit. Genüsslich aß er die triefenden Klosemänner. Sie schmeckten lecker. Da heute Barbaratag war, gingen sein Vater und er in den Garten und schnitten wie jedes Jahr Kirschzweige ab, die seine Mutter in eine Vase steckte. Sie sollten dann bis Weihnachten , also mitten im Winter, blühen.

Im 5. Türchen war ein Weihnachtsstempel, den er gleich in der Schule ausprobierte. Der Lehrer erzählte ihnen eine Nikolausgeschichte. Total begeistert kam er von der Schule nach Hause, und erzählte die ganze Geschichte über den Nikolaus seiner Mutter. Nach den Hausaufgaben putzte Hans seine Stiefel, die er am Abend für den Nikolaus vor die Tür stellte, damit dieser sie füllen konnte. Am nächsten Tag rannte er im Schlafanzug vor die Tür und schaute was der Nikolaus ihm hinein gelegt hatten. Lebkuchen, Orangen und ein kleines Buch waren darin zu finden. Vor lauter Freude verpasste er fast den Schulbus. Stolz zeigte er sein Buch herum. Da hörten sie ein dunkles Läuten. Kurz darauf kam der Nikolaus und der Knecht Ruprecht mit seinem großen, schweren Sack hinein. Der Nikolaus verteilte an jedes Kind einen Schokoladennikolaus, eine Orange und viele Nüsse. Alle Schüler waren begeistert. Am nächsten Tag war ihm schlecht von dem großen Schokoladenmann. Er musste zu Hause bleiben und schaute sich vormittags die Weihnachtsgeschichte im Fernsehen an. Leider musste er abends schon früh ins Bett und konnte deshalb die Wiederholung der Weihnachtsspiele (Seite 20) nicht sehen.

"Die Schule ist scheußlich", mit diesem Gedanken kam Hans am nächsten Tag von der Schule nach Hause, und als Trost aß er den Lebkuchen, der in seinem 8. Türchen steckte. "Hans ein Brief aus England von deiner Tante Marry ist für dich angekommen!" Mit diesen Worten schreckte seine Mutter ihn aus seiner Lebkuchenfreßattacke. Hans rannte in die Küche, um den Brief zu lesen. Seine Tante Marry hatte ihm das Rezept für Plumpudding geschickt. Er bettelte gleich seine Mutter an, dass sie ihm eine große Portion Plumpudding kochen sollte, was sie leider nicht tat. Vor lauter Frust verzog er sich gleich ins Bett. Zeit zum Schlafen hatte er genug, denn am heutigen Thomastag war die längste Nacht des Jahres.

Als er am nächsten Morgen aufstand und in die Küche kam, stand dort eine Riesenschüssel Plumpudding nur für ihn. Neben der Schüssel lag ein Zettel auf dem stand, dass seine Eltern zum Einkaufen gefahren waren. Hans machte das 9. Türchen auf und nahm ein Büchlein über Bethlehem heraus. Schnappte sich den Plumpudding und machte es sich auf dem Sofa bequem. Das Buch war interessant. Es handelte von Christi Geburt und dem Stall von Bethlehem. Als seine Eltern nach Hause kamen brachten sie eine wunderschöne Krippe mit. Hans pochte darauf, die neue Krippe, die man noch zusammenkleben musste, gleich aufzubauen. Mitten in der Arbeit klingelte das Telefon und seine Tante Marry war daran und fragte ihn, ob er am Boxing-Day für ein paar Tage zu ihm kommen wolle. Hans sagte zu, obwohl er seine Eltern nicht nach ihrer Meinung gefragt hatte. Voller Begeisterung stürzte er sich wieder in die Arbeit.

Am darauffolgenden Tag kam er besonders schlecht aus den Federn, weil er heute wieder in die Schule musste. Ihre Lehrerin erzählte ihnen eine Weihnachtsgeschichte über Engel. (Seite 24). Mit nachdenklichem Gesicht kam er nach Hause. Da fiel ihm siedendheiß ein, dass er noch gar nicht wusste, ob er zu seiner Tante gehen durfte. Mit viel Ausdauer konnte er seine Eltern dazu überreden. Glücklich ging er ins Bett.

Wie jeden Dienstag ging er am Nachmittag zur Jugendgruppe. Dort sprachen sie über Rauschgoldengel und bastelten noch einige Weihnachtsgeschenke (Seite 19), die er später unter den Weihnachtsbaum legen wollte. Dort erfuhr er, dass es auch einen Ort gab, der Christkindl hieß und von dem schwedischen Brauch am Tag der heiligen Lucia. Schnell huschte er ins Haus, damit seine Mutter die Weihnachtsgeschenke nicht sehen konnte. Es waren nämlich einige für sie dabei.

Als er am nächsten Morgen aufwachte, roch das ganze Haus wieder nach Plätzchen. Wie schön, dachte Hans, dass Advent ist. Dann kam seine Mutter ins Zimmer und fragte ihn, ob er mit zum Christkindlmarkt fahren würde. natürlich wollte er. Dort fanden sie ein sehr schönes Weihnachtsgeschenk für Vater.
Hans war ganz traurig. denn er sollte allein zu Hause bleiben, weil seine Eltern in das Weihnachtsoratorium gehen wollten. Dafür kam am Abend ein Bericht über das Christfesttaler im Radio. Besonders interessant war es zu erfahren, wie in anderen Ländern das Fest gefeiert, oder die Kinder beschenkt werden. Die Weihnachtsgeschichte von Marco aus Mexiko beeindruckte ihn ganz besonders, da dort das Fest mit übermütiger Fröhlichkeit gefeiert wird.

Am nächsten Tag war in der Schule von einem ziemlich interessanten Thema die Rede. Es handelte von dem Weihnachtswetter. Am Mittagessen redete er von nichts anderem mehr als von Weihnachten, so dass er schon in den Spaghettis Lametta (Seite 23) sah. Heute waren sie auf einen Adventskaffee bei Frau Huber eingeladen worden. Dort gab es einen wundervollen Weihnachtsstollen.
Am nächsten Tag in der Kirche hörte er zum ersten Mal von Epiphanias (Seite 28), dem Fest der Erscheinung. Am Nachmittag fuhren sie alle zusammen nach Borgholzhausen um sich die Stadt ein wenig anzuschauen. Hans war total müde, als sie abends zurück kamen.

Am Nachmittag des nächsten Tages ging Hans zu seinem Freund Klaus. Dort wollten Klaus, Jonas, Peter, Markus und Hans sich treffen um noch einmal über die Sternsinger zu reden. Jonas meinte: "Wir müssen nach dem Sternsingerspruch C+M+B an die Tür schreiben. Die Abkürzung für die Namen der Drei Könige. Am Freitag vor Weihnachten packte Hans fröhlich seine Weihnachtsgeschenke ein, die er kurz vor der Bescherung unter den Weihnachtsbaum legen wollte. Draußen vor seiner Tür hing ein Schild: "STRENG GEHEIM".

Ein Tag vor Weihnachten, es war ein Samstag, fragte ihn seine Mutter, ob er nicht mitkommen wolle, den Gänsebraten zu kaufen. Natürlich wollte er mit, denn er dachte: "Vielleicht bekomme ich ja wieder eine Brezel. Und außerdem dauert das Warten auf Weihnachten nicht mehr so lange."
Endlich. Auf diesen Tag hatte Hans schon ewig gewartet. Vierter Advent. Heilig Abend. Am Morgen las ihm sein Vater die Weihnachtsgeschichte mit dem Titel "Wie es Weihnachten wurde" vor. Zum Mittagessen gab es nur eine Kleinigkeit, da es am Abend den Gänsebraten geben sollte. Hans lief nach dem Essen gleich in sein Zimmer um noch mal das Weihnachtslied "Oh , Du fröhliche..." zu üben, denn er wollte es am Abend als auf seiner Flöte vorspielen. Danach zog er sich seine gute Hose und den guten Pullover an, denn sie wollten nun in die Christmesse gehen. In der Kirche verkündete der Pfarrer die Geburt Jesu. Danach las der Pfarrer das Weihnachtsevangelium (Seite 20) vor. Anschließend spielten ein paar Kinder ein Krippenspiel und zwischendurch sang die Gemeinde Weihnachtslieder. Nach der Kirche lief Hans sehr schnell nach Hause, denn er konnte die Neugier nicht mehr lange aushalten. Zu Hause angekommen gab es, wie zu jedem Weihnachtsfest, die Bescherung. Hans durfte ins Wohnzimmer gehen. Da stand der Weihnachtsbaum mit Kerzen und Lametta und bunten Kugeln geschmückt. Vor Staunen blieb er stumm stehen. Doch dann lief er ins Zimmer. Er konnte sich gerade noch von dem Geschenken zurückhalten. Aber dann stellte er sich in die Mitte des Zimmers und spielte mit zittrigen Fingern "Oh du fröhliche...". Doch dann ging es endlich an die Geschenke. Hans öffnete die Geschenke und strahlte vor Freude. Es war eine Eisenbahn, die er sich schon ewig gewünscht hatte und ein Puzzle mit zwei Bären. Er sprang freudig auf Papas Schoß und umarmte ihn und danach seine Mutter. Bis spät in die Heilige Nacht puzzelte er herum und ließ die neue Eisenbahn fahren. Diesen Tag wird er bestimmt nicht so schnell vergessen.
Am Boxing-Day (Stephanstag) flog Hans zu seiner Tante nach England, wo er den Rest seiner Ferien verbringen durfte. Nun konnte er miterleben, dass Weihnachten in England ganz anders als bei uns in Deutschland gefeiert wird. Doch auch dort gehen viele der Weihnachtsbräuche auf alte abergläubische Vorstellungen und Aberglauben zurück.

Legende

Dezember

Auf lateinisch heißt unsere Zahl Zehn "decem", und im alten Rom war der Dezember auch der zehnte im Kreise der Monate. Christ- oder Julmond, auch Christmonat, sind andere Namen für den letzten Monat des Jahres. Karl der Große schlug den Namen Heilmond vor, der sich aber nicht durchsetzen konnte.

Advent

Bedeutung des Wortes Advent
Ankunft heißt auf lateinisch adventus, daher kommt der Name Advent. Ist es doch die in den christlichen Kirchen in den Wochen nach den vier Adventssonntagen vor Weihnachten festlich begangene Zeit der Vorbereitung und Erwartung der Ankunft Christi in der Welt. Westliches Kennzeichen dieser weihnachtlichen Vorbereitungszeit sind mancherlei, teilweise noch auf germanische Glaubensvorstellungen zurückzuführende volkstümliche Bräuche. Besonders weit verbreitet ist die Sitte der Adventskalender, -kränze, -lieder und -sänge, im bayrisch-alemannischen Raum sind es mancherlei Maskenumzüge; vgl. auch Andreastag, Barbarazweige, Lucia, Nikolaus und Thomastag.
Festlegung der Adventszeit
Schon im 6.Jahrhundert nach Christi Geburt wurde von Papst Gregor dem Großen die Adventsliturgie in ihren Grundzügen festgelegt. Die 4 Wochen sollen symbolisch auf die 4000 Jahre hinweisen, die die Menschheit nach kirchlicher Rechnung auf die Ankunft des Erlösers warten musste. Durch Übernahme gallischen Brauchtums war die Adventszeit zur Buß und Fastenzeit geworden.
Mit dem ersten Advent beginnt das Kirchenjahr. Hier wurde das Rorate, eine Frühmesse zu Ehren Marias, gefeiert. Diese Messen begannen mit "Rorate coeli", d.h. "Tauet Himmel ".
Zur Theologie der Adventszeit
Pius XII. erklärte in seiner Enzyklika 'Mediator Dei': "Das liturgische Jahr, von der Frömmigkeit der Kirche genährt und begleitet, ist nicht eine kalte, leblose Darstellung längst vergangener Dinge oder eine einfache, bloße Erinnerung an Ereignisse aus einer frühen Zeit. Vielmehr ist es Christus selbst, der in seiner Kirche fortlebt und der da den Weg seines unermesslichen Erbarmens weitergeht, den er selbst in diesem sterblichen Leben, als er Wohltaten spendend dahinging, begonnen hat in der liebevollen Absicht, dass so die Menschen mit seinen heiligen Geheimnissen in Berührung kämen und sozusagen in ihnen lebten." So wird das Kirchenjahr zum 'Christusjahr'.
In der Adventszeit wird wie in jeder Festzeit dieses Christusjahres eine dreifache Sicht deutlich: die der memoria, die des mysteriums und der prophetia.
Die memoria ist die Erinnerung des einmaligen Geschehens der Vergangenheit. In der Adventszeit wird in diesem Sinne erinnert an das jahrtausendelange Warten des Heilsvolkes der Juden auf den Messias (ein Warten das nur für die Christenheit mit der Geburt Christi beendet wurde) und das Warten aller adventlichen Völker auf den Heilbringer, der ihre Sehnsüchte, Träume, Wünsche ... erfüllt.
Solche memoria wird zum Mysterium, zum Heilsgeschehen hier und heute. Der Christ (und mit ihm die Menschheit) wartet auf das Kommen des Messias, das für den Christen in der Weise des Sakramentes am Fest der Geburt Jesu Christi Gegenwart wird. Der jährlich gefeierte Advent wird dabei transzendiert zum Advent des christlichen Lebens, da der Christ mit dem Gottesvolk (und wieder: der Menschheit) auf die 'Zweite Weihnacht', das endgültige Kommen des Kyrios, wartet, womit der Gedanke der prophetia deutlich ist. Das adventliche Warten hier und heute ist liturgisch geprägt durch den Parusiegedanken (Jüngstes Gericht), der vor allem am ersten Adventssonntag dominiert, und vom Bußgedanken, in dessen Dienst die liturgischen Texte der übrigen Adventssonntage stehen. Dazu kommen die violette Farbe der Messgewänder, das fehlen des Gloria in der Liturgie und die 'geschlossene Zeit', die bis heute feierliche Trauungen, Tanzveranstaltungen verbietet. Dennoch hat sich der strenge Bußgedanken im Advent nie so durchgesetzt wie in der österlichen Bußzeit. Zu groß war die Vorfreude auf das kommende Fest (das dem Herzen des Volkes näher steht als alle andern des Kirchenjahrs); zu viele Feste beliebter Heiligen, wie Gottesmutter, Barbara, Nikolaus und Luzia, drängten den Bußcharakter zurück.

Adventskalender

Der Adventskalender ist ursprünglich dafür gedacht, insbesondere Kinder auf das Weihnachtsfest hinzuführen. Während die Motive des Bildhintergrundes und die Herstellungsweise wechseln, bleibt die Anzahl der Kästchen, hinter deren aufklappbaren Türchen sich Bilder oder kleine Überraschungen verbergen, mit 24 konstant. Dies entspricht den Tagen vom 1. Dezember bis Heilig Abend. Gerhard Lang druckte 1903 in München den ersten Adventskalender. Innerhalb weniger Jahre wurden dann solche Kalender populär. Nach 1920 fand er auch international Anerkennung. Von Beginn an war der Adventskalender als Handelsartikel entworfen und kommerziell genutzt. Diese kommerzielle Auslegung führt dazu, dass christliche Motive ganz in den Hintergrund treten und Comicfiguren an deren Stelle treten. Im Zuge der Kulturpolitik im Dritten Reich, ersetzte man die christlichen Motive durch Märchenfiguren, die germanisch-mythische Götter und Dämonen versinnbildlichen sollten.

Adventskranz

Schon aus der Antike kennen wir den Kranz als Siegeszeichen. Symbol für den keineswegs aussichtslosen Kampf des christlichen Menschen gegen das Dunkle des Lebens soll auch der mit vier Kerzen geschmückte Adventskranz sein. Diese schöne Sitte ist übrigens ein sehr junger vorweihnachtlicher Brauch , der noch zu Beginn unseres Jahrhunderts in vielen deutschen Familien unbekannt und keineswegs der Vorläufer des Weihnachtsbaums war. 
Geht man den Spuren der wenig mehr als hundertjährigen Geschichten des Adventskranzes nach, so stößt man auf den evangelischen Theologen Johann Wichern (*1808, +1881), den Begründer und Bahnbrecher der Inneren Mission, der 1833 in Hamburg-Horn das "Rauhe Haus" gründete. In dieser Anstalt der Inneren Mission brannten um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die ersten Adventsleuchter. Schon für eine Andacht am 1. Advent des Jahres 1838 bezeugen die Tagebücher des jungen Wichern die Benutzung von kranzförmig aufgestellten bunten Wachskerzen. In den 1840er wurde auf den Kronleuchter des Betsaales vom 1. Advent an jeden Tag ein Licht mehr angezündet. Für 1851 wird auch der Schmuck mit Tannengrün berichtet. Allmählich hat sich die Sitte des Adventkranzes dann von Norddeutschland weiter verbreitet, zunächst gewiss mit den im Rauhen Haus ausgebildeten Hausväter. Erst in den Jahren nach dem 1. den Weltkrieg hat die Jugendbewegung dem Adventskranz zu seiner heutigen Verbreitung verholfen.
Der Adventskranz hängt in der Kirche, im Kindergarten und auch bei uns zu Hause. Ohne den Adventskranz mit seinen vier Kerzen können sich viele die Adventszeit nicht vorstellen. Aber den Adventskranz gibt es noch gar nicht so lange. Angefangen hat es vor über hundert Jahren in Hamburg. Damals gab es viele Kinder die keine Eltern hatten. Sie hatten kein zu Hause und bettelten auf der Straße. Aus Not wurden manche zu Verbrechern und landeten im Gefängnis. In armen Ländern ist das manchmal noch heute so. Aber vor ca. 150 Jahren wohnte ein evangelischer Pfarrer in Hamburg. Er kümmerte sich um die Kinder und Jugendlichen und besonders um die Jungen. Er baute ein großes Haus in Hamburg so um, dass er viele von der Straße dort hin holen konnte. Sie hatten einen Platz in dem Haus, schliefen dort und bekamen zu Essen. Aber sie erlernten auch einen Beruf. Sie wurden Schuhmacher oder Maler, Schneider oder Gärtner. So brauchten sie nicht mehr zu betteln, sondern konnten selbst ihr Geld verdienen. Diese Haus heißt das "Rauhe Haus". Und der Pfarrer hieß Johann Heinrich Wichern. Nun wurde im Rauhen Haus jedes Jahr im Advent eine Andacht gehalten. Dann versammelten sich alle Jungen, und Pfarrer Wichern erzählte von Advent und Weihnachten. Sie sangen auch viele Lieder. Weil jeden Tag eine Kerze angesteckt wurde, hieß die Andacht Kerzenandacht. Jeden Tag kam eine Kerze mehr hinzu. 24 Kerzen standen auf einem großen Holzreifen, der an einem Kronleuchter aufgehängt war. Und jeden Tag wurde eine Kerze angezündet. An Weihnachten brannten alle 24 Kerzen. Weil den Jungen dieser Holzreif mit den 24 Kerzen so gefiel, schmückten sie ihn noch mit Tannenzweigen, als Zeichen für das Leben. So hing vor über hundert Jahren im Rauhen Haus in Hamburg der erste Adventskranz. Viele Leute fanden den Adventskranz so schön, dass sie auch so einen Lichterkranz zu Hause haben wollten. Doch wer hat schon so viel Platz in der Wohnung, dass er einen Adventskranz aufhängen kann, der Platz für 24 Kerzen hat! So kommt es, dass auf unseren Adventskranz nur vier Kerzen stehen, für jeden Sonntag eine.

Barbaratag, Barbarazweige

Legende der heiligen Barbara
Die heilige Barbara lebte im 3. Jahrhundert in Nikomedia in Kleinasien. Heute heißt die Stadt Izmit und ist eine türkische Stadt am Marmarameer (nördliches Istanbul). Ihr Vater, ein Heide, liebte seine Tochter über alles. Da er jedoch auch sehr eifersüchtig und argwöhnisch war, sperrte er sie immer in einen Turm ein, wenn er verreisen musste.
Obwohl Barbara sehr reich war, war sie dennoch sehr einsam und unglücklich. Als sie dann die christliche Religion kennen lernte, sah sie in einem christlichen Leben ihre Aufgabe und ließ sich taufen. Dies war in der Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Decius in den Jahren 249-251.
Die Legende erzählt nun, dass der Vater als er von einer Geschäftsreise zurückkam, erstaunt feststellte, dass der Turm statt zwei Fenster wie bisher drei Fenster aufwies. Als er seine Tochter zur Rede stellte, gestand sie ihm, dass sie Christin sei und zur Erinnerung an die heilige Dreifaltigkeit drei Fenster im Turm haben wollte.
Der Vater war entsetzt und versuchte alles, um sie vom Christentum loszureißen. Aus Enttäuschung und Wut über ihren Starrsinn zeigte er sie selber an. Sie wurde gefangen genommen und starb für ihren Glauben. Den Vater erschlug unmittelbar nach der Untat der Blitz.
Das Brauchtum mit den Barbarazweigen soll auf ihre Gefangenschaft zurückgehen. Hier hat sie einen verdorrten Kirschbaumzweig mit Tropfen aus ihrem Trinknapf benetzt. In den letzten Tagen im Bewusstsein ihres Todesurteils fand sie Trost darin, dass der Zweig in ihrer Zelle blühte.
Sie ist nicht nur eine der 14 Nothelfer der katholischen Glaubenswelt, sondern gilt sogleich als Schutzpatronin der Artilleristen, Bergleute, die für sie am Barbaratag ein Licht im Stollen brennen lassen, Gefangenen, Glöckner, (viele Kirchenglocken tragen ihren Namen), Architekten und Waffenschmiede. Um den 4. Dezember als Gedenktag an diese Märtyrerin rankt sich ein reiches Brauchtum. Besonders bekannt und verbreitet ist die Sitte, am Barbaratag einen Apfel-, Kirsch-, Kastanien-,Pflaumen-, Holunder-, Rotdorn- oder Forsythienzweig zu schneiden und in das geheizte Zimmer stellen. Kommt der Zweig gerade am Weihnachtsfest zum Blühen, so wird das als gutes Zeichen für die Zukunft gewertet.

Der geraubte Nikolaus

Der Mönch Alexey war alt und krank geworden. Er hatte in seinem Leben viele Ikonen gemalt, jene kunstvolle Bilder, die versuchen, einen Hauch von Gottes Atem auf Erden sichtbar werden zu lassen. Viele Menschen rühmten Alexeys Bilder, und manche sagten, sie hätten niemals schönere Ikonen gesehen. Durch einige seiner Bilder würde sich der Himmel für einen Augenblick lang öffnen, manchen verpfuschten Menschenleben eine neue Wendung geben.
Die erste Ikone, die der Mönch nach einer langen Lehrzeit im Kloster von Nischni-Nowgorod selbständig gemalt hatte, war ein Bild des Heiligen Nikolaus von Myra gewesen. Weil nun dieser Heilige in Rußland mehr verehrt wird als irgendwo anders in der Welt, hatte Alexey ihn immer wieder gemalt. Niemals wurde er es leid, gerade diesen Heiligen zu wählen, denn es werden viele wundersamen Geschichten von ihm erzählt, und so glich keines seiner Bilder dem anderen.

Als Alexey spürte, dass seine Hand gelegentlich zu zittern begann, da wusste er, dass ihm nur noch eine kurze Spanne Zeit blieb, die feinen Pinsel zu führen und seine Kunst auszuüben. Mit großer Sorgfalt suchte er eines Tages unter den gelagerten Holztafeln eine heraus, die keine Risse aufwies und lange abgelagert war. Neun Tage brütete er über einen Plan für das Bild, aß kaum etwas und schlief in den Nächten nur wenige Stunden. Immer wieder ging er in die Kirche und bat den Heiligen um ein gutes Gelingen des letzten Bildes. Endlich war es so weit. Er bereitete die hölzerne Tafel vor, mischte die Farben und begann zu malen. In der Mitte des Bildes war auf goldenen Grund der Heilige Nikolaus in einem prächtigen roten Gewand zu sehen. Er hielt das Evangelienbuch in der Hand und blickte den Betrachter liebevoll an. Rundum leuchtete ein Kranz kleiner Bilder, sechzehn an der Zahl, die das Leben und Wirken des Heiligen von der Geburt bis zum Tode darstellten. So fasste Alexey alles auf einer einzigen Tafel zusammen, was er oft in Einzelbildern dargestellt hatte.

In einer festlichen Prozession wurde die Ikone in die Kirche getragen. Und bald sprach es sich weit und breit herum, welchen Schatz die Kirche der Mönche beherbergte. Auch in der Stadt Omsk im fernen Sibirien hörte man davon. Eines Abends trug sich dort im Hause des reichen Pelzhändlers Fjodor Popolow eine merkwürdige Begebenheit zu. Fjodor hatte viele Gäste eingeladen. Zu später Stunde kam das Gespräch auch auf jenes Bild in Nischni-Nowgorod. Da rief Fjodor Popolow aus: "Nischni-Nowgorod hat viele herrliche Ikonen. Und heute was haben wir hier in unserer Stadt? Sind wir nicht auch Menschen, die Trost und Heil, die Bilder der Heiligen in ihren Mauern haben sollten?" Fjodor Popolow war aufgesprungen, reckte seinen rechten Arm hoch und sagte: "Bei allen, was mir heilig ist, ich zahle 10000 Goldrubel für die Ikone des Heiligen Nikolaus und werde demjenigen, der sie in mein Haus bringt, 3000 Goldrubel Belohnung geben."

Nun war unter den Gästen ein junger Mann, Pjotr Tutalew mit Namen, der für seinen Leichtsinn bekannt war. Der hatte wenige Wochen zuvor sein ganzes Vermögen im Spiel verloren. Er erbot sich, das wundertätige Bild nach Omsk zu schaffen, koste es, was es wolle. "Bravo!" schrie Fjodor Popolow begeistert. "Ich werde dir ein gutes Pferd geben, damit du den weiten Weg nach Nischni-Nowgorod sicher schaffst."

Gleich am nächsten Tag machte Pjotr Tutalew sich auf den Weg. Lange Wochen war er unterwegs. ritt durch weite Ebenen, quälte sich über Paßstraßen des verschneiten Uralgebirges, mied die großen Städte und sah endlich in der Ferne die goldenen Kuppeln von Nischni-Nowgorod im Abendlicht aufleuchten. Während er des Weges war ein Gedanke in Pjotr Tutalew immer mächtiger geworden. Warum sollte er für das Bild soviel Geld bezahlen? Wie denn, wenn er es heimlich aus der Kirche wegnähme und nach Omsk brächte? Sein erster Weg in Nischni-Nowgorod führte ihn in die Kirche der Mönche. Er schaute sich die Ikone des Heiligen Nikolaus genau an, maß sie in einem günstigen Augenblick aus und ließ sich in der Stadt einen ledernen Beutel anfertigen, gut mit Schafwolle ausgepolstert und so mit Tragriemen versehen, dass er das Bild gut auf dem Rücken tragen konnte. Genau kundschaftete er in den folgenden Tagen aus, wann die Mönche am Abend die Tore verschlossen. Am späten Nachmittag des vierten Tages ging er wieder in die Kirche. Es war schon dämmrig, und die vielen Kerzenflammen standen wie helle Sterne im wachsenden Dunkel der Kirche. Pjotr verbarg sich in einem finsteren Winkel. Zur gewohnten Zeit kamen zwei Mönche, verneigten sich vor den Heiligenbildern und verschlossen die Kirchentüren. Pjotr wartete noch eine ganze Stunde, aber nichts rührte sich mehr. Endlich schlich er sich in die Seitenkapelle und löste vorsichtig die Nikolausikone von ihrem Haken. Behutsam barg er das Bild in seiner Ledertasche und tastete sich durch das finstere Kirchenschiff bis zum Portal. Da zeigte sich, dass die Mönche den Schlüssel im Schloss der Tür von innen nicht abgezogen hatten. So war es ein leichtes für ihn, die Tür aufzuschließen und sich davonzustehlen. Er ritt in der selben Nacht los, machte auch am Tag keine Pause und hatte Kloster und Stadt bald weit hinter sich gelassen. Erst am folgenden Abend suchte er sich ein Quartier in einem Gasthaus. Er bestellte ein gutes Essen und trank ein Glas Wein dazu. Dann zog Pjotr vorsichtig die Ikone aus dem Lederfutteral, rückte die Lampe näher zu sich heran und betrachtete das Bild lange und voller Freude über den gelungenen Diebstahl. Er zuckte zusammen, als ein alter Mann ihn ansprach. "Was für ein wundersames Bild", und er schlug das Kreuzzeichen. "Ich hoffe", fuhr der alte Mann fort und setzte sich neben Pjotr auf die Bank, "ich hoffe, du kennst die Geschichten, die das Bild erzählt?" "Welche Geschichten?" fragte Pjotr erstaunt. Da wies der alte Mann mit seinem Finger auf eines kleinen Bilder am Rand der Ikone und sagte: "Na, hier zum Beispiel siehst du, wie der Heilige Nikolaus den drei armen Mädchen in Myra dazu verholfen hat, einen Mann zu bekommen. "Einen Mann?" fragte Pjotr und lachte. "Ja, wirklich", antwortete der alte Mann, zupfte nachdenklich an seinem eisgrauen Backenbart und begann zu erzählen: "Da war ein Kaufmann in Myra, dem die Frau gestorben war. Er war darüber so verzweifelt, dass ihm die Geschäfte gleichgültig wurden. Oft und oft saß er in den Kneipen und versuchte seinen Kummer zu ertränken. So verschleuderte er in kurzer Zeit sein Hab und Gut. Nun hatte der Kaufmann drei Töchter. Die hätten gern einen guten Mann geheiratet. Aber in Myra war es üblich, den Töchtern eine Aussteuer mit in die Ehe zu geben. Dazu fehlte dem Kaufmann das Geld. Er kam auf den bösen Gedanken, die jüngste Tochter auf dem Sklavenmarkt zu verkaufen, um mit dem Erlös, die beiden älteren zu verheiraten. Davon hörte der Bischof Nikolaus. Eilends lief er zu seinen Freunden. und sammelte Geld. Er sagte, es sei eine Sache für Leben und Tod, und wenn es möglich sei, möchten sie ihm ein Goldstück geben. Am Abend hatte er einen ganzen Beutel voll Geldstücke beisammen. Heimlich schlich er sich den Garten hinter das Haus des Kaufmannes und warf den Beutel durch das geöffnete Fenster. Der Kaufmann dankte dem Himmel für diese Gabe. Seiner ältesten Tochter richtete er eine fröhliche Hochzeit aus und gab ihr die notwendige Aussteuer. Doch für die zweite Tochter reichte es nicht mehr. Nikolaus macht sich zum zweitenmal zum Bettler, und alles verlief so, wie es zuvor gegangen war. Weil auch die jüngste Tochter ein Mann bekommen sollte, sprach der Nikolaus zum dritten mal bei seinen Freunden vor. Einige schauten schon ärgerlich, aber weil Nikolaus sagte, es gehe um eine wichtige Sache, kam doch das Geld zusammen. Diesmal aber hatte sich der Kaufmann auf die Lauer gelegt. Als der Bischof den Beutel durch das Fenster geworfen hatte, trat der Kaufmann hinter seinem Busch hervor und hielt Nikolaus am Mantel fest. Doch der schlüpfte ganz schnell heraus, ließ den Mantel in den Händen des Kaufmanns zurück und machte sich in der Dunkelheit davon. Am nächsten Abend legte sich der Kaufmann um und eilte ins Gasthaus. Der Wirt erkannte aber den Bischofsmantel und sagte: "Bist du schon so weit heruntergekommen, dass du unserem Bischof den Mantel stiehlst?" Da erschrak der Kaufmann. Jetzt wusste er, wer ihm geholfen hatte. Er trug den Mantel zum Haus des Bischofs, faltete ihn und legte ihn vor auf die Türschwelle. Doch es war, als ob der Nikolaus den Kaufmann erwartet habe. Es öffnete sich die Tür, und Nikolaus bat ihn ins Zimmer. Mit einem Male sah der Kaufmann sein liederliches Leben vor sich, und es reute ihn, dass er den Töchtern so ein schlechter Vater war. Er warf sich vor dem Bischof auf die Knie, doch der zog ihn empor und sagte: "Mit Geld und Gold kommt viel Unglück in die Welt. Aber dann und wann kann man damit Not lindern und Leben retten. Danke nicht mir, sondern denk an den, der uns mahnt, ein Leben voller Güte zu führen", und dabei zeigte Nikolaus zum Himmel hinauf.

Gespannt hatte Pjotr dem Alten gelauscht. Dann drängte er ihn: "Und was ist mit den anderen Bildern? Es sind doch sicher noch mehr Geschichten aus den Bildern zu lesen." "Ich denke schon", gab der Alte zu. "Aber für heute ist es genug. Es sind nämlich Geschichten, die man im Inneren erwägen muss." Dann stand er auf. "Ich lege mich auf´s Ohr", sagte er. Lange noch saß Pjotr am Tisch, nickte mehrmals ein wenig ein, aber bis in den Schlaf hinein beschäftigte ihn diese Nikolausgeschichte, und irgendwie spürte er, dass er mit seinem Leichtsinn dem Kaufmann ziemlich ähnlich war. Zum ersten Male freute es ihn nicht mehr, dass ihm der Raub des Bildes geglückt war.

In aller Frühe schwang Pjotr sich auf sein Pferd und ritt weiter. In einem kleinen Ort im Ural hörte er, die Nachricht sei vernommen worden, dass in Nischni-Nowgorod die wundertätige Ikone des Mönchen Alexey gestohlen worden sei. Aber der Täter, ein Vater von vier kleinen Kindern, sei schon gefasst. Zwar gestehe er noch nicht, wo er das kostbare Bild versteckt halte, aber wenn er nicht freiwillig verrate, würde die Folter ihm schon die Zunge lösen. An diesem Abend zeigte Pjotr seine Ikone nicht. Bevor er schlafen ging, stellte er sie auf die Kommode und versuchte, vor ihr eine dünne Kerze anzuzünden. Aber der Docht flammte nur kurz auf, und die Flamme erlosch.

War es nur Zufall, dass Peter am nächsten Abend die Geschichte erzählt bekam, in der Nikolaus drei unschuldige Verurteilte vom Henker errettete? Das alles ist in längst vergangene Zeit geschehen, sagte sich Peter und versuchte sich zu beruhigen. Aber seltsam war es doch, dass auch an diesem Abend die Kerzen vor der Ikone nicht brennen wollten. Tage später durchquerte er eine seltsame Gegend. Als er spät abends ein Dorf erreichte, konnten ihm die Leute nichts zu essen geben. Die schmale Ernte war aufgezehrt und die Menschen litten unter Hunger. "Warum kauft ihr denn kein Getreide?" fragte er. "Wir sind arm, und das Korn bei den Händlern ist teuer." Als Peter seine Ikone hervorgeholt hatte, erinnerte sich eine Frau an eine Geschichte, die ihr ihre Mutter erzählt habe. Sie berichtete, dass auch in Myra, der Stadt des Heiligen Nikolaus, einst eine große Hungersnot geherrscht hatte. Nirgendwo habe es noch eine Krume Brot gegeben: Da fuhren Schiffe mit Korn in den Hafen, aber das Korn sei für Rom bestimmt gewesen, nicht für Myra. Doch Bischof Nikolaus habe mit dem Kapitän gesprochen, und die Menschen von Myra hätten von dem Korn nehmen dürfen.

"Ach, wenn's doch auch uns so erginge", seufzten die Leute und versuchten, vor der Ikone ein paar Kerzen anzuzünden. Peter aber hatte Mitleid mit ihnen. Bevor er am nächsten Morgen weiterzog, nahm er 500 Rubel aus seinem Beutel und legte das Geld auf den Tisch. "Für Nikolausbrot", schrieb er auf einen Zettel. Zum ersten Male nach langen Wochen fühlte er sich glücklich.

Am Abend fand Peter Aufnahme in einer armseligen Bauernhütte. Sie hatten nur einen winzigen Raum, in dem sich der Vater, die Mutter, die alte Großmutter und sechs Kinder aufhielten.

Die Familie hatte ein Feuer im Kamin angezündet. Wie an jedem Abend stellte er die Ikone auf. Im Wechselspiel von Schatten und Flammen sah der Heilige höchst lebendig aus. Da fragte das jüngste Kind, ein sechsjähriges Mädchen: "Ist das der Nikolaus, der den wirklichen Dieb herausgefunden hat?" Peter fuhr zusammen. Die Großmutter sagte: "Ja, Nadja, das ist er. Er fand den Dieb und rettete den unschuldigen Gefangenen." "Erzähle bitte die ganze Geschichte", bat Peter. "Schnell berichte", sagte die Großmutter.

"Einst wurden drei römischen Offizieren die Pferde gestohlen. Der Dieb war ein reicher Gewürzhändler in der Stadt Myra. Er wusste jedoch seine Untat zu verbergen. Als aber doch ein Verdacht bei ihm aufkam, da beschwor er: "Niemals habe ich die Pferde der Offiziere auch nur gesehen." Er beschuldigte den armen Müller und sagte: er habe es ihm gestanden. Der Müller beteuerte seine Unschuld, aber Richter glaubte ihm nicht und lieferte den Unglücklichen dem Henker aus. Der Galgen war bald gerichtet. Als Nikolaus davon hörte, eilte er herbei. Eine große Volksmenge war zusammengeströmt und wollte das grausame Schauspiel sehen. Der Gewürzhändler saß auf einem Ehrenplatz. Da sprach Nikolaus ihn an, und fragte ihn vor allem Volke: "Warum hast du den Offizieren die Schimmel gestohlen?"

Verblüfft antwortete der Händler: "Schimmel? Die drei Offiziere besaßen zwei Rappen und eine Fuchsstute." Große Stille herrschte. Nun erst bemerkte der Gewürzhändler, dass er sich verraten hatte. Er warf sich auf den Boden nieder, bot sein ganzes Vermögen für die Armen an und bat um Gnade. Der Müller aber konnte frei davonkommen."

Diese Geschichte traf Peter ins Herz. Schlaflos wälzte er sich auf dem Batt. In der Morgenfrühe brach er auf. Als Peter im Hause des Pelzhändlers angekommen war, schaute der sich die Ikone lange, lange an. Er freute sich über alle Maße und rief seine Freunde zusammen. Jeder sollte eine Kerze mitbringen, damit der Heilige Nikolaus wisse, wie sehr man ihn in Omsk verehre. Die Freunde kamen, und die Kerzen wurden vor dem Bild aufgestellt. Entzünden konnte sie jedoch keiner. Sie wollten und wollten nicht entflammen. Da bekannte Peter Tutalew seine Untat. Er wollte dem Pelzhändler das Geld zurück zahlen. Eine große Angst packte ihn. 500 Goldrubel hatte er ja den armen Leuten gegeben. Gewiß würde Fjodor Popolow ihn ins Gefängnis werfen lassen. So genau er das Geld aber auch zählt wurde, es waren 10000 Goldrubel. Kein einziger Rubel fehlte. Da dankte Peter Tutalew dem Heiligen Nikolaus und versprach: "Ich werde dein Bild, du Wundertäter, zurückbringen zu den Mönchen nach Nischni-Nowgorod. Gleich Morgen mache ich mich auf den Weg. " Zuerst wollte Fjodor Popolow ihm widersprechen, und manche Gäste begannen, Peter zu beschimpfen, aber da flammten auf einmal die vielen Kerzen auf, und die Nikolausikone erstrahlte in einem herrlichen Goldglanz. Alle verstummten nun und ließen es zu, dass Peter das Bild wieder in die Lederhülle steckte und davontrug. Ohne Pferd und Geld bettelte er sich durchs Land und gelangte nach vielen beschwerlichen Wochen ans Ziel. Er erkundigte sich nach dem Mann, der des Diebstahls beschuldigt worden war. "Er lebt", sagte man ihm. "Erst, wenn er das Versteck preisgibt, wird er zu Tode gebracht. Pjotr eilte zum Kloster, beugte sich tief vor dem Abt und gestand unter Tränen seine böse Tat. Der Abt richtete ihn auf und sprach: "Im Himmel ist mehr Freude über einen Sünder, der sich bekehrt, als über neunundneunzig Gerechte. Warum soll es auf Erden anders sein."

Da bat Pjotr Tutalew den Abt, ihn zum Hüter der Ikone zu machen. Das gewährte ihm der Abt.

Das letzte Bild aber, das der Mönch Alexey gemalt hat, wird von vielen Menschen aufgesucht. Sie bitten um die Fürsprache des Heiligen Nikolaus, und getröstet ziehen sie in ihre Dörfer und Orter.

Nikolaus

Wer es noch immer nicht glauben will, dem sei gesagt, dass der Nikolaus wirklich gelebt hat, und zwar im 4. Jahrhundert n. Chr. als Bischof von Myra in Kleinasien. Dieser als volkstümlicher Heiliger verehrter Schutzpatron der Kaufleute, Bäcker, Schiffer und Schulkinder wird in der Kunst häufig als Bischof mit Mitra und Krummstab, aber auch mit Broten, Äpfeln und anderen Geschenken dargestellt. An diese Verehrung knüpft der Brauch, vor allem die Kinder am 6.12. , dem Nikolaustag, oder am Abend vorher zu beschenken.

Knecht Ruprecht

Ursprünglich war er der bärtige und vermummte Begleiter des heiligen Nikolaus, dessen Festtag, der 6.12. vielerorts schon im Mittelalter als Beschertag für die Kinder begangen wurde. Auch als Ruprecht, Knecht Nikolaus, Nickel, Pelznickel, Pelzmäntel, Hans Muff, Hans Trab (Elsass), oder Krampus wie in Österreich, zog er in pelzbesetzter Kleidung, meist mit einer Rute in der Hand und einem Sack voller Geschenke über der Schulter, von Tür zu Tür. Im Verlauf der Entwicklung des Brauchtums wurde der Knecht Ruprecht bisweilen dem Heiligen gleichgesetzt, dann aber vom Nikolaus getrennt und schließlich zu einem selbständigen Geschenkbringer, der den Kindern am Nikolausabend (5. 12.) Nikolaustag (6.12.) oder am Heiligabend als Weihnachtsmann oder Begleiter des Christkindes seine Gaben beschert.
Die Figur Hans Trapp geht auf einen Hofmarschall des Kurfürsten von der Pfalz zurück, der Hans von Dratt hieß und seine Bauern im 16. Jahrhundert so drangsaliert hatte, dass er in Südwestdeutschland zum Kinderschreck geworden ist. (Abb. Seite 4546) In manchen Gegenden kennt man den Erbsbär, der in den Kämpfen zwischen Sommer und Winter in einem Zottelgewand aus Erbsenstroh auftaucht und begleitet von einem Engel und einem Teufel von Hof zu Hof zog.

Lucia

Sankt Lucia

Sie lebte vor mehr als 1600 Jahren in Syrakus in Sizilien. Luzia war Christin. Damals hat sich das Christentum rund um das Mittelmeer ausgebreitet. Aber die Christen wurden verfolgt. Auch Luzia fiel den Verfolgern in die Hände. Die Legende erzählt, dass sie von Ochsen zu Tode geschleift sein sollte. Doch sie bewegten sich nicht von der Stelle, so sehr man sie auch antrieb. Da wurde Luzia erstochen. Sie starb für ihren Glauben an Christus. Die Legende weiß auch zu berichten, dass Luzia ihren Glaubensgenossen Lebensmittel in die Verstecke brachte. Damit sie beide Hände frei hatte zum Tragen der Speisen, setzte sie sich einen Lichterkranz aufs Haupt, damit sie in der Dunkelheit den Weg fand. In Schweden wird das Fest der Heiligen Luzia auf besondere Weise gefeiert. Dort ist es im Dezember nur wenige Stunden hell, so dass die Menschen das Licht mehr zu schätzen wissen.

Die älteste Tochter im Hause stellt die Heilige dar. Sie trägt einen grünen Kranz mit einer Reihe brennender Kerzen. So geht sie Morgens von Zimmer zu Zimmer und weckt die Eltern und Geschwister auf. Alle warten schon darauf, denn Luzia bringt die ersten Kostproben der Weihnachtsplätzchen mit. Aber eigentlich bringt sie noch mehr mit: Ihr Licht erhellt den Morgen des neuen Tages, die brennenden Kerzen sind Vorboten des Weihnachtslichtes.

Auch manche Pfarrgemeinden bei uns feiern die Heilige Luzia mit einem besonderen Gottesdienst. Nach schwedischen Vorbild zieht Sankt Luzia im weißen Gewand, umgürtet mit einer weißen Schärpe, gekrönt mit einer Lichterkrone, begleitet von ihren Gefährtinnen, in die dunkle Kirche hinein. Sie verkündigt die nahe Geburt Christi, der das wahre Licht der Welt ist.

Luzialied

Dunkelheit liegt so schwer,
auf allem Leben.
Sonne die scheint nicht mehr.
Nachtschatten schweben. Durch dunkle Stub´und Stall
schreitet im Lichterstrahl.
Sancta Lucia, Sancta Lucia.

Nacht war so groß und stumm,
nun hört ein Brausen
ums stille Haus herum
wie Flügelrauschen.
Seht dort, wie wunderbar,
kommt her mit Licht und Haar
Sancta Lucia, Sancta, Lucia.

Bald flieht die Dunkelheit
aus dieser Welt.
Bald steigt dieser Tag erneut,
vom Himmelszelt.
welch wunderbarer Geist,
der uns dies Licht verheißt:
Sancta Lucia, Sancta Lucia.

Thomastag

Er war der Apostel, der an der Auferstehung des Herrn zweifelte und erst dann glaubte, als er die Hand Christi Wunden legen durfte. Ihm soll die längste Nacht und der kürzeste Tag des Jahres zugeteilt worden sein, weil er am längsten an Christus gezweifelt hat, also am längsten in der dunkelsten Nacht des Unglaubens verharrte. Am Thomastag begegnet man vielen Sitten, die man in der Sylvesternacht wiederfindet: heiratslustige Mädchen bleiben bis Mitternacht auf, wenn sie dann ins Wasser oder in den Spiegel schauen, so sehen sie das Gesicht des Zukünftigen.
Auch die Christen haben diesen Tag immer mit großem Nachdruck gefeiert, mit Nachtwachen, mit den Versuchen, in Gebeten die Zukunft zu erforschen, mit Segenswünschen für alle Nachbarn.

Thomasorakel Am Thomastag streut man in Bayern Gerstenkörner in einen Blumentopf mit guter, gehaltvoller Erde und stellt ihn in die warme Stube. Nach Weihnachten kann man von der Gerste ablesen, wie das Wetter im nächsten Jahr wird. Jeder Tag nach Weihnachten entspricht einem Monat im Jahr. So kann man Feuchtigkeit, Trockenheit, starkes Wachstum, frühes Gilben, usw. an der Gerste ablesen.

Weihnachtstypische Gerichte

Klausenmann

Wenn die Kinder Süddeutschlands am Morgen des Nikolaustages die vor die Tür gestellten und inzwischen gefüllten Schuhe oder Strümpfe in Augenschein nehmen, dann darf der Klausenmann nicht fehlen. Er stellt eine aus Brotteig gebackene Nachbildung des Nikolaus dar, ist also ein Verwandter des norddeutschen Stutenkerls.

Bretzel oder Brezel

Es war einmal ein Mönch in dem südfranzösischen Kloster. Bei der Brotzubereitung waren kleine Teigstreifen übriggeblieben, aus denen er die Form von Kinderarmen bildete, deren Hände zum Gebet gefaltet waren. So wird aus dem Jahre 610 über die Entstehung der ersten Brezeln berichtet, und die Geschichte ist so nett, dass man sie glauben sollte. In der Biedermeierzeit, vor rund 1050 Jahren also, ist er wohl entstanden. Gefüllt mit Leb- und Pfefferkuchen, Nüssen, Marzipan, blank polierten Äpfeln und anderen Leckereien, stand der bunte Teller ursprünglich im Mittelpunkt der Kinderbescherung. Dazu gab es vielleicht noch eine Puppe, den Hampelmann, etwas Handgestricktes oder ein paar Zinnsoldaten. Heute steht er meist ein wenig im Hintergrund oder am Rande der Flut mehr oder weniger nützlicher und kostspieliger Geschenke.

Christfesttaler

Begehrte Festgeschenke vor allem im 17. Jahrhundert waren diese Münzen und Medaillen, deren Prägung auf die Geburt Christi hinwies.

Betmännchen

Man nehme Teig aus Marzipan, forme daraus kleine Kugeln, etwa in der Größe einer Daumenspitze, bestreiche sie mit Wasser und drücke an jede drei halbe (geschälte) Mandeln bis sie kleben bleiben, lasse die Formen über Nacht trocknen, dann kurz backen, und fertig sind die goldgelben Betmännchen.

KIPFEL oder KIPFERL

So heißen in Österreich und Süddeutschland Gipfeli in der Schweiz die Hörnchen, ein mondsichelartig geformtes Gebäck aus Mürb- oder Semmelteig. Besonders lecker und bekannt sind die Vanille-Kipferl.

KLETZENBROT

Am Vorabend des Thomastages soll das Kletzenbrot gebacken werden. Getrocknete Birnenschnitze = Kletzen sind der Hauptbestandteil dieses süddeutsch-österreichischen Weihnachtsgebäck, einer Variante des Hutzenbrotes.

HUTZELBROT, HUTZENMÄNNCHEN

Getrocknete Birnenschnitze sind die Hutzeln oder Hutzen, in Tirol auch Kletzen genannt, denen Eduard Mörike seine Geschichte vom "Stuttgarter Hutzelmännchen" widmete. Aus Hutzeln, Rosinen, Gewürz und Hefeteig lassen sich Hutzelbrote oder Hutzelwecken backen, aber auch die beliebten Männlein basteln.

NOUGAT ODER NUGAT

Zu den weihnachtlichen Leckereinen gehört auch Nougat in dieser oder jener Form, eine mit Eiweiß gebundene, fast wasserfreie Konfektmasse, die auf jeden Fall 50% Zucker enthält. Die andere Hälfte besteht beim Nussnougat aus gerösteten Nüssen, beim Mandelnougat aus Mandeln. Kakaozusatz kann sein, muss aber nicht.

ORANGEAT

Herstellung und Verwendung dieses weihnachtlichen Backgewürzes entsprechend der des Zitronats. Es handelt sich um kandierte, von der inneren weißen Haut befreite Schale der bitteren Apfelsine oder Pomeranze, die man sich durch Einzuckern würfelig geschnittener Orangenschalen auch selber herstellt.

NÜSSE

Ohne Nüsse lassen sich weder die bunten Teller noch die Weihnachtsbäckerei denken, was sich auch darin zeigt, dass ihr Absatz außerhalb der Weihnachtszeit nur gering ist. Die besten Walnüsse liefert uns Frankreich, Haselnüsse kommen vor allem aus Italien, Griechenland, Spanien und der Türkei in den Handel, aus Brasilien kommt die dreikantige Paranuss. Welche Nuss es auch sei, eines haben alle gemeinsam, nämlich die harte Schale und einen süßen Kern, worin sich ein Symbol für das Leben sehen lässt: Gott hat es gegeben, aber erschließen muss es sich jeder selbst. Wohl dem, der den richtigen Nussknacker zur Hand hat!

Lebkuchen

Die Lebkuchen wurden ursprünglich als Heil- und Arzneimittel verteilt. In vielen Gebäcken werden auch Nüsse und Mandeln zum Zeichen für Tod und Auferstehung (Schale und Kern) verbacken.
Zwei Arten von Lebkuchen lassen sich grundsätzlich unterscheiden: die sogenannten "braunen" Lebkuchen, das sind alle nicht auf Oblaten gebackenen Lebkuchen und anderes Kleingebäck, und die auf Oblaten gebackenen Lebkuchen, wegen ihres Gehaltes an Pfeffer und anderen Gewürzen wurden die Lebkuchen auch "Pfefferkuchen" bezeichnet.

SPRINGERLE

Diesen lustigen Namen trägt das verbreitetste schwäbische Weihnachtsgebäck. Es hängt wohl damit zusammen, dass der Teig beim Backen fast um die Hälfte in die Höhe aufgeht (=springt). Andere Erklärungen wollen eine Beziehung zu Wotan, dem reitenden Germanengott, herstellen. Gebacken werden die Springerle in kunstvoll geschnitzten Holzformen, die in den Familien von Generation zu Generation überliefert werden. Weiß müssen "Füßle" und "Köpfle" der Springerle sein, wenn sie gut gebraten sind, zart und mürbe werden sie erst nach einer kühlen, aber nicht zu trockenen Lagerung von mindestens vier Wochen.

SPEKULATIUS

Dem Beinamen "speculator" des heiligen Nikolaus, der lateinischen Bezeichnung für Bischof (=Aufseher), verdankt dieses Butter-Mandel-Kleingebäck aus würzigem Mürbeteig seinen Namen. Holland und Rheinland gelten als Heimat. Es wird in mannigfachen Reliefformen ausgestochen, die Bilder aus der Nikolausgeschichte darstellen sollen und ursprünglich zu Ehren jenes Bischofs für den 6. Dezember gebacken wurde.

Lebzelt, Lebzelten, Lebzelter

Mit Camping haben diese Worte nicht zu tun, wohl aber mit Honigkuchen, die vor allem im österreichischen Raum oft so bezeichnet werden. "Leb-" ist sprachlich mit Laib verwandt und soll "Gebackenes" bezeichnen, "zelte(n)" kommt vom altdeutschen "zelto" für einen "flachen Kuchen"; andere Erklärungen wollen "Leb-" auch vom mittelalterlichen "libum" für "Faden" ableiten. So sind Lebzelten eben Leb-, Lebküchner, oder auch Pfefferküchler deren Bäcker.

Honigkuchen

Nicht jedes mit Honig zubereitete Backwerk darf sich Honigkuchen nennen. Es muß mindestens 50 % Honig enthalten.

Pfefferkuchen

Aus den morgenländischen "Pfefferländern" kamen im Mittelalter die Gewürze, und so kam das aus Mehl, Honig und verschiedenen Gewürzen bestehende Weihnachtsgebäck zu diesem Namen

Zimt, Zimtsterne

Unter Zimt, Kaneel oder Caneel versteht man die von der äußeren Borke befreite und dann getrocknete Rinde der jungen Stämme und Zweige des mit Lorbeer verwandten tropischen Zimtbaumes. In der weihnachtlichen Backstube begegnet uns diese Gewürz vor allem in den köstlichen Zimssternen.

Pfeffernüsse

Der nussähnlichen Form in Gestalt kleiner runder Plätzchen verdankt dieses aus Pfefferkuchenteig hergestellte weihnachtliche Kleingebäck seinen Namen.

Pflastersteine

Auf kaum einem bunten Weihnachtsteller fehlen diese kleinen runden, dick mit weißem Zuckerguss überzogenen Honigkuchen in der Form roh behauener Pflastersteine. Sie sollen uns daran erinnern, dass der heilige Stephan einst als erster Märtyrer zu Tode gesteinigt wurde. Seinem Gedenken gilt auch der 26. Dezember als Stephanstag.

Stolle oder Stollen

Unter welchen Namen auch immer, auf keinem fehlt wohl dieses Weihnachtsgebäck. Ihre Form soll uns heute noch an die beim Bethlehemischen Kindermord umgekommenen, in Tüchern gewickelten Kindern erinnern. Das erklärt den mittelalterlichen Brauch, die Christstollen nicht vor dem 28.12. , dem Tag der unschuldigen Kinder, anzuschneiden.

Borgholzhausen

Westfalens Nürnberg« nennt sich diese Stadt im Teutoburger Wald nahe der Ravensburg, etwa 20 km nordwestlich von Bielefeld. Zu den Haupterwerbszweigen gehört nämlich die Herstellung von Honigkuchen, die z. B. in Gestalt der bunt beschrifteten Lebkuchenherzen wohl jedem auch schon einmal auf einer Kirmes begegnet sind. Aus dem Hannoverschen kamen vor über 200 Jahren die ersten Honigkuchenbäcker nach Borgholzhausen, und bis heute wurden die geheimen Würzrezepte von Generation zu Generation vererbt.

Heilig Nacht, Heilig Abend oder Christmas

Bezeichnung für die Nacht vom 24. 12. auf den 25. 12. , in der nach der Tradition Jesus geboren wurde. Im 4. Jahrhundert wurde sein Geburtstag auf den 25. 12. festgelegt. In der bildenden Kunst versteht man unter dem Begriff der Heiligen Nacht eine Darstellung der Geburt Christi im Stall ist.

Krippe

Die in vielfachen Varianten bekannte figürliche Darstellung des Weihnachtsgeschehens mit dem in der Krippe liegenden Jesuskind leitet sich ursprünglich vom geistlichen Schauspiel des Mittelalters her. Schon in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt gab es Krippenspiele, die dann aber in Vergessenheit gerieten. Franz von Assisi war es, der am 24. Dezember 1223 in der Nähe von Rom eine Weihnachtsmesse las, bei der er als Symbol für die Geburt Christi wohl erstmals wieder ein Stall mit Holzfiguren aufbaute. Die Krippenkunst ist ein Kennzeichen vor allem des katholischen Weihnachtsfestes und wird durch künstlerisch oft wertvolle Figuren besonders Bayern, Tirol und Italien gepflegt. (Abb. S 38,39,43,44,45,46)

Bescherung

Weihnachten ohne Bescherung ist kaum mehr denkbar. Dieser Brauch ist auch schon sehr alt. Oft war die Bescherung mit dem Nikolaustag verbunden, so dass es zu Weihnachten keine Geschenke mehr gab. An die Stelle des Heiligen Nikolauses trat der "Heilige Christ". Luthers Kinder beschenkte noch im Jahre 1535 der Nikolaus, ein Jahrzehnt später ist daraus der Heilige Christ geworden. Seit dem wandert die Bescherung immer mehr zum Weihnachtsfest ab. Offenbar hat auch die Ausbreitung des Weihnachtsbaum-Brauches dazu beigetragen, dass die Bescherung zum Weihnachtsfest abwanderte. Denn zunächst hingen die Geschenke für alle am Weihnachtsbaum oder lagen dort unter seinen Zweigen. Jedenfalls gibt es heute kleinere Geschenke zu St. Nikolaus die eigentliche Bescherung bleibt (bis auf Niederlande, Teile Italiens...) dem Fest vorbehalten ist.

Bethlehem

Bet Lahm (=Brothaus) ist der amtliche Name der sieben km südlich von Jerusalem an der Straße nach Hebron liegende, von 1948-1967 zu Jordanien gehörenden, heute von den Israelis besetzten Stadt, die der Überlieferung nach (Lukas 2, Mathäus 2 ) der Geburtsort Jesu ist. Hier in der Vaterstadt Davids steht als einer der ältesten noch erhaltenen christlichen Kirchenbauten die im Jahre 330 von Kaiser Konstantin errichtete Geburtskirche, die alljährlich zur Weihnachtszeit das Ziel für Tausende von Pilgern aus aller Welt.

Weihnachten

Herkunft des Namens
"Ze den wihen nahten" hieß auf Hochdeutsch "zu den Heiligen Nächten". Welch ein Zauber geht von diesen Wörtern aus, mit dem wir den Heilig Abend, eingeleitete Fest der Geburt Christi bezeichnen.

Festlegung des Datums für Weihnachten
Der 25. Dezember, der Tag der Sonnenwende war in vielen Kulturen ein besonders wichtiger Tag. Im vorderasiatischen Mithraskult wurde an diesem Tag die Geburt des indischen Lichtgottes gefeiert. Bei den Ägyptern wurde mit dem Isiskult die Geburt des Horus auf diesen Tag gelegt. Die Römer begingen ihre feierlichen Sarturnalien zu Ehren des Gottes Saturn, des unbesiegbaren Sonnengottes, an diesem Tag. Die Germanen feierten im norddeutschen Raum bis hinauf nach Skandinavien ihr Mittwinterfest oder Julfest, zugleich ein Toten- und Fruchtbarkeitsfest. Um diese Feste ranken sich allerlei Geisterglauben, der sich in der Tradition, gerade in abgelegenen Gegenden z.B. in den Alpen, bis heute gehalten hat. Da sowohl in Rom als auch das asiatische, ägyptische und römische Fest mit großem Pomp gefeiert wurde, versuchte Papst Hyppolit bereits um 217 all diese Kulte damit zu beseitigen, dass er das Fest der Geburt Christi auf diesen Tag, den 25. Dezember, verlegte. Man verwies darauf, dass schon das Alte Testament den erwarteten Erlöser als "Sonne der Gerechtigkeit" (Mal 3,20) bezeichnet. Außerdem habe sich Christus selbst das "Licht der Welt" (Joh. 8,12) genannt, der als das "Wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet" (Joh.1,9), in diese Welt gekommen sei. Mit der Datierung des Weihnachtsfestes auf das Fest des "Unbesiegbaren Sonnengottes" gaben die Christen den Heiden zu verstehen: Die Sonne ist gut, und wir freuen uns ihres immer neuen Sieges nicht weniger als ihr. Aber sie hat ja keine Macht aus sich selbst, sondern sie hat nur Kraft, weil Gott sie erschaffen hat. So kündet sie uns von dem wahren Licht, von Gott, dem Schöpfer aller Dinge. Deshalb feiern wir an Weihnachten das Kommen des wahren Gottes. Den Urquell allen Lichtes, nicht aber sein Werk, die Sonne, die kraftlos wäre ohne ihn. Das ist der Sinn von Weihnachten: Es ist der Geburtstag Christi, die Wintersonnenwende der Weltgeschichte, die uns in allen Auf- und Niedergängen der Geschichte die Gewissheit gibt, das die dunklen Mächte der Finsternis keine endgültige Macht besitzen.

Durchsetzen konnte es aber erst Papst Liberius 354. Zum Dogma, Glaubenssatz, wurde es auf dem 2. Konzil von Konstantinopel 381 unter Kaiser Theodosius erklärt.
Im 7. und 8. Jahrhundert setzte sich der Brauch, das Fest am 25. Dezember zu feiern auch in Deutschland durch. Die Mainzer Synode erklärt 813 diesen Tag offiziell zum "festum nativitas Christi" . Mit ihm begann damals das Kalenderjahr. Der erste Januar wurde erst ca. 800 Jahre später mit Einführung des Gregorianischen Kalenders zum Jahresbeginn. Im Verlaufe der Christianisierung der Menschheit hat das Weihnachtsfest dann seine heutige weltweite Verbreitung gefunden. Der christliche Weihnachtsfestkreis beginnt mit dem vierwöchigen Vorbereitungszeit des Advents und reicht in den katholischen Bereichen bis zum 6.1. (Dreikönig). Die Griechische Orthodox feiern die Geburt Jesu erst am 6.1. , die Armenier am 18./19. 1.

Zur Theologie des Weihnachtsfestes
Wenn die frühe Christenheit vom "Anfang" der "Frohen Botschaft von Jesus Christus" sprach, so meinte sie den Beginn seines öffentlichen Wirkens. Erst später fragte die Kirche nach dem 'Ursprung Jesu in Gott', also nach seiner Geburt, seiner Kindheit und Jugend. Diese Frage wurde im Licht des Osterereignisses gestellt und beantwortet. Die dabei berichteten Ereignisse gehören nicht mehr zur 'apostolischen Autopsie'. Sie sind Glaubenszeugnisse, Christusbekenntnisse der jungen Kirche. Dabei leitet Lukas und Matthäus nicht primär ein biographisches Interesse. Die Fachliteratur spricht von einer 'homologetischen Geschichtsschreibung' (von gr. homologeo = zusagen, zusichern, frei heraussagen, bekennen). Dabei steht die Geburtsgeschichte Jesu zusammen mit der Tempelgeschichte im Mittelpunkt. Diese Geburt ist prophetisch angekündigt und direkt vorausgesagt, wobei das Schema: Verheißung Erfüllung die Kindheitserzählungen strukturiert. Ein Nebenmotiv ist die Verbindung mit den Erzählungen von der Geburt des Täufers; dabei wird primär die Zuordnung beider, erst sekundär das 'Überbietungsmotiv' deutlich.

Da in Christus die Zeit der Erfüllung und Vollendung anbricht, übernehmen die Hagiographen (Autoren der Lebensbeschreibung) die Stilmittel der Apokalyptik. Die Engel als endzeitliche Gottesboten sind hier vor allem zu nennen. So wird das Weihnachtsevangelium gleichsam von zwei Scheinwerfern angestrahlt: dem (im Licht milderen) der Prophetie und dem helleren, leuchtenderen der apokalytischen Erfüllung.

Im Evangelium des Lukas (in dem der größte Teil der Kindergeschichten Jesu beschrieben ist) fällt auf, mit wie kargen Worten die Geburt des Herrn beschrieben wird und wie breit der Evangelist die Verkündigung an die Hirten und deren Kommen darstellt. Matthäus erwähnt die Geburt nur in einem Nebensatz und wendet sich dann dem Stern der Offenbarung und dem Kommen der Magier zu. Wichtig war das Aufleuchten der Herrlichkeit Gottes, die im Kind sichtbar ist, vor den Juden und Heiden. Selbst die Weltmacht Rom (und damit alle irdische Macht) muß in den Dienst des Kindes treten. (Lukas 2,1-3 "Es begab sich aber zu der Zeit ...")
Mit der Geburt Jesu soll verdeutlicht werden, dass dieses Kind wahrer Gott und wahrer Mensch in einer unauflöslichen Verbindung ist.

Weihnachtsmann

Er ist die unbestrittene Hauptfigur der weihnachtlichen Kinderbescherung. Kulturgeschichte ist der Weihnachtsmann aus der Gestalt des Knecht Ruprechts abzuleiten.

Weihnachtsgeschenke

Sie haben ihre christliche Wurzel in dem Bibelwort 'Also hat Gott die Welt geliebt', in seinem Erlösungsgeschenk an uns in Gestalt seines eingeborenen Sohnes. Ein Geschenk, das durch nichts übertroffen werden kann, nur durch den Versuch, ihm so gut wie möglich nachzufolgen.

Die Weihnachtsgeschenke sind jedoch auch eine Erinnerung an die Gaben, die die Heiligen Drei Könige dem Jesuskind darbrachten.

Beides soll in der Liebe weiterleben, mit der Weihnachtsgeschenke ausgetauscht werden, was schon darauf hinweist, dass es nicht um irdische Geschenke geht, sondern um Sinnbilder für die Gottes- und Nächstenliebe, die wichtiger ist als die kostbarsten Sachen. Das irdische Gegengewicht und auch der Wunsch nach gewaltigen und reichen Gaben steckt in der zweiten, in der nichtchristlichen Quelle des Gebens; der Weihnachtstermin deckt sich mit dem der Saturnalien, den römischen Feiern zu Ehren des Gottes Saturn. Dies galt als der Jahresanfang, die römischen Beamten und Sklaven wurden mit Geschenken belohnt. Jenseits der Alpen in Germanien stellten die Dienstherren ebenfalls zum neuen Jahr neue Knechte und Mägde ein und das Gesinde wurde mit reichen Geschenken weiter verpflichtet.

Schließlich war es Sitte, die Kinder zu beschenken, was mit dem Christentum von den Perchten und Luzelfrauen auf die Heiligen überging, vor allem auf Martin und Nikolaus. Bis ins vorige Jahrhundert hinein ist vor allem den Kindern beschert worden, im Biedermeier hängte man die Geschenke in kleinen Päckchen ganz hoch in den Baum, so dass sie die Kinder nicht vorzeitig erreichen konnten.

Weihnachtsgeschichte

"Es gab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot vom Kaiser Augustus aus ging, dass alle Welt geschätzt wurde", so beginnt die im Evangelium des Lukas, Kapitel 2, Vers 1-20, überlieferte Darstellung von Christi Geburt.

Weihnachtsevangelium

Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihn zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden sollte. Sie antworteten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht es bei den Propheten: Du Bethlehem im Gebiet Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Judäa; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.

Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Bethlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mit, damit auch ich hingehe und ihm huldige.

Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter, da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrre als Gabe dar. Weil aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg Heim in ihr Land.

Weihnachtsspiele

So nennt man aus der kirchlichen Liturgie hervorgegangene religiöse Volksschauspiele, die in volkstümlicher Art an das Geschenken um die Geburt Christi erinnern.

Weihnachts- oder Christbaum

Das beliebteste Symbol zur Weihnachtszeit ist der Christbaum. Erstaunlich daran ist, dass es ihn noch gar nicht so lange gibt. Der Christbaum, wie wir ihn kennen, ist noch keine 400 Jahre alt. Den Brauch jedoch, die düstere Winterzeit mit grünen Pflanzen als Hoffnung auf neues Leben und Kerzen als Hoffnung auf neues Licht zu schmücken, gab es schon immer. Die Lebenskraft, die in wintergrünen Gewächsen steckte, wurde als Heilkraft gedeutet. So glaubte man sich Gesundheit ins Haus zu holen, wenn man dieses zu Neujahr mit Grünem schmückte. Schon die Römer bekränzten ihre Häuser zum Jahreswechsel mit Lorbeerzweigen. Das mittelalterliche Deutschland brachte je nach Landschaft Eibe, Stechpalme, Wacholder, Mistel, Buchs, Tanne und Fichte ins Haus. => Aberglauben in der Weihnachtszeit. (Abbildung Seite 40/41)

Die Sitte, grüne Tannenzweige (Weihnachtsmaien") ins Haus zu stellen, wird sogar schon für 1494 im "Narrenschiff" Sebastian Brants bezeugt. Schon von 1535 ist überliefert, dass in Straßburg kleine Eiben, Stechpalmen und Buchsbäumchen verkauft wurden, die noch ohne Kerzen in den Stuben aufgehängt wurden. 1605 soll es bereits einen mit Äpfeln geschmückten, aber noch kerzenlosen Weihnachtsbaum in Straßburg gegeben haben. Es soll 1611 in Schlesien der erste kerzengeschmückte Tannenbaum im Schloss der Herzogin Dorothea Sybille von Schlesien gestanden haben.

Im 18. Jahrhundert wurde der Tannenbaum häufiger, so berichtet Lieselotte von der Pfalz 1708 von einem Buchsbäumchen mit Kerzen. Goethe lernte den Weihnachtsbaum in Straßburg 1770 kennen, und in Berlin soll der erste Weihnachtsbaum um 1780 aufgetaucht sein. In Berlin stand 1780 der erste Weihnachtsbaum. Für das Jahr 1813 werden die ersten Weihnachtsbaüme aus Wien und Graz gemeldet, 1815 aus Danzig, allgemeiner verbreitet hat sich der Christbaum in Österreich erst, seit Henriette von Nassau-Weilburg, die Gemahlin des Erzherzogs Karl, im Jahre 1816 das Weihnachtsfest mit einem kerzengeschmückten Weihnachtsbaum gefeiert hatte. In die Neue Welt kam der Weihnachtsbaum gewissermaßen im Reisegepäck deutscher Auswanderer, und 1891 wurde erstmals ein Lichterbaum vor dem Weißen Haus, dem Amtssitz des Präsidenten der USA, in Washington aufgestellt.

Weihnachtsoratorium

Nicht wegzudenken aus den Konzertsälen der Vorweihnachtszeit sind die aus den Weihnachtsspielen abzuleitenden Weihnachtsoratorium. Die wohl bekanntesten schenkte uns im 17. Jahrhundert Heinrich Schütz, im 18. Jahrhundert Johann Sebastian Bach und im 19. Jahrhundert Joseph Haas mit dem Weihnachtsliederspiel "Christnacht" .

Weihnachtswetter

"Ist es Grün zur Weihnachtszeit, fällt der Schnee auf Ostereier,
Ist´s windig in den Weihnachtstagen, sollen viel Obst die Bäume tragen,
Hängt zur Weihnachten Eis an den Weiden, kannst du zu Ostern Palmen schlagen",
so lauten einige der bekanntesten volkstümlichen Wetterregeln im Zusammenhang mit der Weihnachtszeit. Ebenso bekannt wie vor allem von den Wintersportlern gefürchtet ist das sogenannte Weihnachtstauwetter, ein in Mitteleuropa häufig auftretender, durch den Vorstoß milder Meeresluft (Weihnachtszyklone) nach einer Kälteperiode ausgelöster, bis weit in den Kontinent hineinreichender Wärmerückfall in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr.

Weihnachtsfest

Das Weihnachtsfest mit seinen zahlreichen Weihnachtsbräuchen (Sternsinger, Verwendung von Lichtern, Geschenke u.a. ...), hat sich erst nach langer Zeit so entwickelt. Den ersten mit Lichtern und Sternen geschmückten Tannenbaum zeigt ein Kupferstich aus dem Jahre 1509 von Lucas Cranach dem Älteren. Um diese Zeit berichtet der Chronist Sebastian Brant von Tannenbäumen, die um die Weihnachtszeit im Elsaß aufgestellt wurden. Etwa ab 1800 ist der Christbaum in gehobenen Züricher Familien zu finden. Heute ist der Weihnachtsbaum in fast allen Häusern und Kirchen üblich. Mit dem Weihnachtsbaum zog das Weihnachtsfest bald den Brauch der Familienbescherung mit sich. Weihnachtsgebäck gehört schon seit langem zum Weihnachtsfest dazu. Ursprünglich sollten wahrscheinlich arme Menschen damit versöhnt werden.

Gänsebraten

"Eene jut jebratene Jans is ne jute Jabe Jottes", so heißt es in einem alten Berliner Spruch. Quer durch alle deutschen Landschaften ist die Gans nach wie vor der schon fast Weihnachtsvogel. Der knusprige Gänsebraten gehört zum Weihnachtsfest wie das Tannengrün und die Kerzen, ohne hier eigentlich seine Herkunft zu haben. Aus England, wo heute der Puter als Festbraten gilt, ist die Weihnachtsgans zu uns gekommen. Gewissermaßen die Geburtsstunde der Weihnachtsgans schlug am Heiligabend des Jahres 1588 am Hofe der Königin Elisabeth 1. Es gab zufällig Gänsebraten, als ihr die Nachricht von der Zerstörung der spanischen Armada. Zur Erinnerung daran galt die Gans fortan als Festbraten.

Christi Geburt

Das genaue Datum der Geburt Christi ist nach wie vor unbekannt. Gewissermaßen offiziell gefeiert wurde der Geburtstag Jesu Christi erstmalig am 25. Dezember des Jahres 354 in Rom. Falsch ist auf jedenfalls die Meinung, dass Christus im Jahre 0 geboren wurde. Das wahre Geburtsdatum liegt wohl 4-12 Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung. Als Beweisgründe seien zwei der häufigsten Erklärungen genannt: Christus wurde geboren, als 4 v. Chr. bekannt ist. Christus wurde auch geboren, als der römische Stadthalter Quirinus die erste Volkszählung durchführen ließ, die von den Historikern in das Jahr 7 oder 11 vor Christi Geburt verlegt wird.

Christmesse oder -mette auch Christvesper

Vor allem in katholischen Gegenden verbreiteten Bezeichnungen für den Gottesdienst in der Heiligen Nacht. In neuerer Zeit hat auch die evangelische Kirche neue Formen der Christmesse gefunden und diese zu einem vor allem auch musikalischen ausgestatteten Gottesdiensten besonderer Art umgeformt.

Christkindl

Wohl kein Lexikon und kein Atlas nannte diesen auf den Globus einzigartigen Flecken, bis ihn ein Poststempel in aller Welt bekannt gemacht hat: Christkindl in Oberösterreich, ein Wallfahrtsort etwa 2 km westlich der Stadt Steyr a. d. Enns gelegen. Seine Geschichte begann im Jahre 1695 oder 1696 mit dem Steyrer Thurnermeister Ferdinand Sertl, der von der als unheilbar geltenden Epilepsie befallen war. Die Zölestinerinnen in Steyr hatten ihm eine Wachsfigur des Jesuskind gegeben, die er in der Höhlung eines Baumes in der Gegend des heutigen Ortes Christkindl aufstellte und jeden Samstag zu Gebet und Andacht aufsuchte. Sertl wurde geheilt, was sich herum sprach und auch Pilger aus Tirol, Steiermark Bayern und Italien in so großer Zahl anlockte, dass aus den Opfergaben schon 1699 eine hölzerne Kapelle "Zum gnadenreiche Christkindl im Baum unserem Himmel" errichtet werden konnte. Im Jahre 1708 nach Plänen des italienischen Brauchmeisters Carlo Antonio Carlone und nach dem Vorbild des Pantheons in Rom mit dem Bau der heutigen barocken Wallfahrtskirche, die schließlich von dem österreichischen Baumeister Jacob Prandtauer vollendet und 1725 geweiht wurde. Die mehr weltlich bestimmte Berühmte von Christkindl begann im Jahre 1950 mit der erstmaligen Einrichtung Eines Sonderpostamts zur Weihnachtszeit, über das seither alljährlich von Ende November oder Anfang Dezember bis einschließlich 6. Januar zum Weihnachtsfest in alle Welt geleitet und mit einem jährlich wechselnden Sonderstempel versehen können. Wie kann man sich selbst, seinen Kindern oder Bekannten diese Freude machen? Angenommen werden mit Ausnahme Massendrucksachen, Massenwarenprodukte oder Briefsendungen mit allgemein gehaltener Anschrift alle Arten von Briefsendungen des In- und Auslandes eingeschrieben, die man ordnungsgemäß frankiert mit einem an das Postamt A-4411 Christkindl in Oberösterreich adressierten besonderen Umschlag zur Abstempelung und Weiterleitung sendet. Ausländische Interessenten, die nicht im Besitz gültiger österreichischer Briefmarken zur Weiter- oder Rücksendung sind oder sein können, müssen den entsprechenden Wert in den an jedem Postschalter Weltpostvereins beilegen. Welcher Beliebtheit ...

Christkindl(es)markt

Der größte und wahrscheinlich älteste deutsche Weihnachtsmarkt ist der Christkindlesmarkt in der Lebkuchen- und Spielwarenstadt Nürnberg. Er wird alljährlich am 4. Dezember, dem Barbaratag, feierlich vom Christkind persönlich in Begleitung lebendiger Rauschgoldengel eröffnet, endet am 24. 12. und läßt sich in seiner Frühform bis in das Jahr 1697 zurückverfolgen. Auch die österreichische Metropole Wien hat ihren Christkindlesmarkt, der ursprünglich Krippenmarkt hieß. Der Verlauf von Süßigkeiten auf einem vorweihnachtlichen Budenmarkt ist für Wien schon um 1600 nachweisbar.

Lametta

Zum verbreitetsten Schmuck des Weihnachtsbaumes, aber manchmal auch schon des Adventskranzes, gehört Lametta. Das Wort stammt aus dem Italienischen und ist eine Verkleinerungsform zu "lama" = "Metallblatt". Dünn und flach ausgewalzte Fäden aus Zinn oder Aluminium ("Silberpapier") bilden das Material. Achtung: dünne Aluminiumfäden können brennen.

Plumpudding

Wie der Mistelzweig gehört auch der Plumpudding oder der "christmas pudding" zu den traditionellen Symbolen des englischen Weihnachtsfestes. Rindernierenfett, Brotkrumen oder Semmelmehl, Rosinen, Sultaninen und Korinthen von jedem ein Pfund dazu kandierte Früchte, geriebene Mandeln, verschiedene Gewürze, Milch und Eier (und zur Überraschung für den Finder einige Münzen) ergeben in wochenlanger Vorbereitung den ebenso schmackhaften wie kalorienreichen Weihnachtspudding, der dann nach mehrstündigen Kochen im Wasserbad auf eine Platte umgestürzt, mit heißem Rum übergossen, angezündet und brennend gegessen wird. Wer sich die Arbeit und Mühe ersparen, damit aber auch die feierliche Zeremonie verzichten will, kann den ganzen Pudding fix und fertig kaufen.

Boxing-Day

Mit dem edlen Sport der Selbstverteidigung hat der Boxing-Day, wie der 2. Weihnachtsfeiertag in England heißt, nichts zu tun. »Box« ist im Englischen ein »Gefäß«, und mit solchen Gefäßen erschienen einst die Lehrlinge beim Lehrherrn, um ihre »Weihnachtsgratifikation« abzuholen. Aus diesem Brauch entwickelte sich dann im Familienkreis das Bescheren am 26. Dezember.

Weihnachtslieder

Bei allen christlichen Völkern gibt es sie in großer Zahl. In England heißen sie Christmas Carols. Die ältesten deutschen Weihnachtslieder wurden schon im 11.-14. Jahrhundert aufgezeichnet. Die heute volkstümlichsten Weihnachtslieder entstanden meist erst im 18. und 19. Jahrhundert. Besonders bekannt ist die Entstehungsgeschichte von "Stille Nacht, heilige Nacht".

Stille Nacht, heilige Nacht

In der ganzen Welt kennt man dieses für viele Menschen schönste Weihnachtslied, das um die Mitte des 19. Jahrhunderts seinen Siegeszug über die Grenzen des Ursprungslandes Österreich antrat. Im Unterschied zu vielen älteren Weihnachtsliedern sind hier Dichter und Komponist bekannt. Den Text schrieb der katholische Pfarrer Joseph Mohr und die Noten der Lehrer Franz Xaver Gruber. Die Uraufführung war am 24. Dezember 1818. Mohr wurde in Salzburg als Sohn eines Musketiers und einer Strickerin geboren. Väterliche Gönner ermöglichten dem aufgeweckten Knaben den Besuch der Laienschule des Stifts Kremsmünster. In Salzburg empfing er 1815 die priesterlichen Weihen und kam über eine Bergpfarrei im Lungau in den etwa eine halbe Autostunde von Salzburg entfernten Marktflecken Oberndorf, wo er den als Organisten tätigen Lehrer Gruber aus dem Nachbarort Arnsdorf kennen lernte und bald zum Freund gewann. Aus dieser Verbindung entstand das vielleicht innigste Weihnachtslied, das zur Christmette des Jahres 1818, zweistimmig zur Gitarre gesungen, in der Dorfkirche von Oberndorf seine Welturaufführung erlebte und die anwesenden einfachen Menschen sofort in seinen Bann schlug. Im Jahre 1838 wurde das Lied von einem Zillerthaler Quartett nach Leipzig gebracht und fand 1843 Aufnahme in Gebhardts "Musikalischen Hausfreund".

Vom Himmel hoch da komm ich her

Heiligabend 1535. Kurz nach Mitternacht. Es scheint, als rücken die Häuser von Wittenberg in der Dunkelheit näher zusammen. Nur in der Studierstube des Doktor Martin Luther brennt noch eine Kerze. Luther schreibt seine Weihnachtspredigt nieder. Dann lehnt er sich zurück und liest in einem handgeschriebenen Buch. Er liest die Verse: "Ich komm aus fremden Landen her und bringt auch viel der neuen Mär (=Nachricht) ... er liest sie einmal, zweimal Dann steckt er noch eine zweite Kerze an, rückt das Tintenfass näher zu sich heran, nimmt den Federkiel und schreibt Zeile um Zeile. Als er fertig ist, hat er den gelesenen Versen einen anderen, einen weihnachtlichen Sinn gegeben: "Vom Himmel hoch, da komm ich her, ich bringt euch gute, neue Mär; der guten Mär bringt ich so viel, davon ich singen und sagen will. Zwei Jahrhunderte später liest Johann Sebastian Bach die Verse und dichtet die Melodie dazu.

Es kommt ein Schiff geladen

In Straßburg lebte von 1300 bis 1371 ein sehr berühmter und beliebter Prediger: der Dominikanermönch Johannes Tauler. Von weit her kamen die Menschen, um seine Predigten zu hören. Er konnte in einer verständlichen und "bildhaften" Sprache predigen. Von ihm stammt das älteste uns bekannte Weihnachtslied. Die erste Strophe lautet: Es kommt ein Schiff geladen bis an den höchsten Bord, bringt uns den Sohn des Vaters, bringt uns das ewige Wort." Besonders beliebt ist dieses Lied bei den Rheinschiffern.

Ihr Kinderlein kommet

"So, das hätten wir wieder geschafft!" sagte der Kaplan Christoph Schmid und setzte einen dicken Punkt hinter eine Kindergeschichte. Wie viele er in den letzten Jahren geschrieben hatte, wusste er nicht zu sagen. Aber er hatte noch eine besondere Überraschung bereit ... Eine schwarze Fellmütze über die Ohren gestülpt, machte er sich auf den Weg zur Kirche. Ein eisiger Wind wirbelte die Schneeflocken durch die Gassen des bayrischen Dorfes Thannhausen an der Mindel. Den Leuten blieb fast der Atem weg. In der Dorfkirche war von dem rauhbeinigen Winterwetter des Jahres 1794 nicht viel zu merken, nur ab und zu rüttelte der Wind an den Kirchenfenstern. Die jungen, die in der Sakristei eine Krippe bastelten, spürten kaum etwas davon. Das habt ihr aber schön gemacht", lobte der Kaplan. "Die Krippe werden wir in der Mitte aufstellen und dann bis zum Dreikönigstag stehen lassen. Da werden eure Eltern Augen machen. Und die Ohren werden sie spitzen, wenn sie das Lied hören, das vor ihnen noch kein Mensch gehört hat Für euch, für alle Kinder dieser Welt habe ich die Worte gedichtet." Der Kaplan Christoph Schmid er war damals 26 Jahre alt holte einen Zettel aus seiner Brusttasche und las: "Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all!’ Wenig später schmetterten die Thannhäuser Mädchen und jungen zum ersten Male nach einer Melodie des Komponisten Johann Abraham Schub das neue Weihnachtslied in die Nacht hinaus.

O du fröhliche

Die Kriege unter Napoleon hatten viel Leid und große Not über die Menschen gebracht. Auch in Weimar. Die Einwohner trauerten um ihre Verstorbenen, sie froren in den kauen Wintern und hatten wenig Hoffnung. Johannes Falk, Sohn eines Danziger Perückenmachers, wollte helfen. Er gründete die "Gesellschaft Freunde in der Not" und die "Falkschen Anstalten." Das aber war ihm nicht genug Ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen, ist notwendig, aber die Menschen brauchten auch Trost. Am Heiligen Abend des Jahres 1806 an einem Abend voller trauriger Erinnerungen, summte Johannes Falk die Melodie eines alten Seemannsliedes aus Sizilien. Er hatte schon wiederholt seinen berühmten Freund Goethe gebeten, zu dieser Melodie einen neuen Text zu dichten. Jetzt versuchte er es selbst: "O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit. Welt ging verloren, Christ ward geboren, freue, o freue dich, o Christenheit!"

Es ist ein Ros´entsprungen

Der Legende nach ist ein Mönch des Mosellandes namens Laurentius vor mehr als 300 Jahren "mitten im kalten Winter" bei einer Waldwanderung eine Rose vor den Füßen erblüht. Die Melodie des "altkatholischen Trierschen Christliedlein" schuf der evangelische Kantor Prätorius, der eigentlich Schultheiß hieß, im Jahre 1571 in Thüringen geboren wurde und 1621 in Wolfenbüttel starb.

Morgen, Kinder, wird´s was geben

Das prophezeite im Jahre 1795 als Textdichter Karl Friedrich Splittegarb, als Komponist schloss sich 1809 Carl Gottlieb Hering dieser Meinung an, und so entstand dieses besonders kindertümliche Weihnachtslied, von dem es noch mehrere Vertonungen gibt, so eine von Beethoven aus dem Jahre 1798.

Morgen kommt der Weihnachtsmann

Wer kennt nicht dieses volkstümliche Weihnachtslied? Den Dichter kennt man auch, mehr allerdings als Schöpfer von "Deutschland, Deutschland über alles". Es war Hoffmann von Fallersleben, dem wir auch viele andere Volkslieder zu verdanken haben. Im Jahre 1835 schuf er den Text dieses Weihnachtsliedes.

Sei uns willkommen Herre Christ

So beginnt das älteste bekannte, noch heute bei uns gesungene deutsche Weihnachtslied. Schon in einem Aachner Evangelienbuch aus der Zeit um das Jahr 1100 findet es Erwähnung und ist somit älter als "Es kommt ein Schiff geladen", das so oft als das älteste deutsche Weihnachtslied genannt wird.

O Tannenbaum, O Tannenbaum

Zum unveräußerlichen Schatz deutscher Weihnachtlieder gehört auch diese Weise. Sie geht zurück auf ein schlesisches Volkslied des 16. Jahrhunderts, das zwar mit dem Tannenbaum, aber nichts mit dem christlichen Weihnachtsfest zu tun hatte. Erst 1820 entstand daraus das uns heute bekannte Lied, dessen erste Strophe August Zarnack dichtete. Im Jahre 1824 schuf der Leipziger Lehrer Ernst Anschütz auch die zweite und dritte Strophe.

Engel

Wie sehen Engel aus? (Geschichte)

In der Schule und im Kindergarten, überall haben sie Engel gebastelt. Und Mutti hat noch einen Holzengel, den sie auf den Adventsbaum stellen will. Aber jeder Engel sieht anders aus. Caro hat einen wunderschönen Engel aus Goldpapier gebastelt. David hat einen geknetet, und Rüdiger hat einen aus schwarzem Karton ausgeschnitten. Er hat nur die Umrisse stehen lassen und buntes Transparentpapier dahinter geklebt. Es sieht wirklich schön aus. "Dein Engel noch nicht einmal Flügel!" lacht Caro und betrachtet kritisch den Engel, den David geknetet hat.
"Engel brauchen keine Flügel!" schreit er. "Die fliegen auch so!"
Da lachen die beiden Großen den Kleinen aus. Nur Mutti lacht nicht. Sie ist sogar ein bisschen ärgerlich.
"Macht euch nur lustig!" sagt sie. ""Ihr habt ja alle schon einmal einen Engel gesehen und wisst genau, wie sie aussehen!"
Caro und Rüdiger hören auf zu lachen. Nein, ein Engel hat keiner gesehen. Da hat Mutti recht.
"Wenn sie so lieb aussehen würden wie deiner", meint Mutti, "dann hätten sich die Hirten damals bestimmt nicht so sehr gefürchtet!"
"Vor deinem aber auch nicht!" meint Rüdiger und betrachtet Muttis Holzengel näher.
"Aber Flügel hat er ja auch. Und auf allen Bildern, die ich kenne, haben Engel Flügel!"
"Was meinst du?" fragt Mutti. "Fotos oder Bilder?"
"Bilder natürlich!" lacht Rüdiger. "Engel kann man doch nicht fotografieren!"
"Aber die Maler wussten genau, dass sie Flügel haben?"
"Ach Mutti!" sagt Caro. "Die Maler haben sie sich vorgestellt. Und weil sie vom Himmel zu den Menschen kamen, brauchen sie eben Flügel!"
"Sie konnten die Engel nicht so einfach kommen und verschwinden lassen wie im Raumschiff Enterprise!" Rüdiger spürt selbst, dass das ein schlechter Witz war.
Doch Mutti antwortet ganz ernst darauf: "ES ist nicht dümmer als das mit den Flügeln!"
sagt sie. "Nur daran dachten die Maler damals noch nicht. Jedenfalls hat keiner von ihnen wirklich einen Engel gesehen.!"
"Aber es gibt doch Engel?" fragt David jetzt und blickt Mutti ängstlich an.
"Wenn Gott eine Botschaft für die Menschen hat, dann schick er Engel zu ihnen", sagt Mutti. "Engel sind die Boten Gottes!"
"Und dann fragst du mich nach Fotos von Engeln?" Rüdiger schüttelt den Kopf.
"Man weiß nie, ob man vielleicht nicht doch noch einen Engel begegnet ist!" antwortet seine Mutter leise.
"Gott kann auch Engel zu uns schicken, die so wie alle anderen Menschen aussehen! Vielleicht begreifen wir erst viel später, dass es wirklich seine Boten waren, die Gott zu uns auf die Welt geschickt hat!"
"Hast du Fotos von ihnen?" fragt David und sieht seine Mutter ernst an. Da holt sie ein Buch mit Bildern und schlägt ein paar Seiten auf. "Das könnte einer gewesen sein!" sagt sie. "Albert Schweitzer. Er ging zu den Schwarzen nach Afrika. Sein Leben lang hat er alles für sie getan, was er konnte."
Rüdiger schaut auf ein anderes Foto, das Mutti aufgeschlagen hat. "Das ist doch die Mutter Theresa!" sagt er. "Sie hilft den Armen in Indien!"
"Manche nennen sie den Engel der Armen!" erinnert sie Caro. "Aber das sagt man, doch nur so. Genau wie Vater zu dir Engel sagt!"
"Das sagen viele von ihr!" sagt Mutti. "Nicht nur einer!"
Sie seufzt. "Aber solange wir alle nicht wissen, wie Engel nun wirklich aussehen, müssen wir uns mit denen behelfen, die wir hier haben!"
Ganz behutsam nimmt sie den kleinen Knetengel von David in die Hand.
"Gefällt er dir?" fragt David. "Ich habe ihn extra für dich gemacht!"
"Sehr gut!" lacht Mutti. "Deshalb stelle ich ihn auch neben meinen Holzengel! Dann stehen zwei wunderschöne Engel nebeneinander."
"Und meiner?" fragt Caroline.
"Den stellen wir hinten auf die Eckbank. Dann können wir ihn beim Essen immer wieder ansehen und über ihn freuen!"

Rauschgoldengel

Wer sieht in ihm nicht eine Nachbildung des weihnachtlichen Verkündigungsengel? Mit Gold hat er allerdings nur den leuchtenden Schein gemeinsam. Das als Unterlage von Brautkronen, Bauernhauben usw. verwendete, beim Anfassen knitternde Flitter oder Rauschgold ist materiell betrachtet ein dünner Belag aus Messingblech. Die Heimat des Rauschgoldengels ist Nürnberg. Der angesehene Puppenmacher Balthasar Hauser aus der Lebkuchenstadt soll in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege erstmalig eine solche Figur gestaltet haben, zur Erinnerung an seine verstorbene Tochter Anna, dessen Gesichtszüge der ersten Rauschgoldengel, das "goldene Annalein" trug.

Epiphanias

"Erscheinung" bedeutet das griechische Wort "Epiphanias"; gemeint ist die Erscheinung des Herrn, die in den ersten christlichen Jahrhunderten am 6. Januar gefeiert wurde, ehe man das diesem Ereignis gewidmete Fest im 4. Jahrhundert auf den 25. Dezember vorverlegte. Erst dann bekam der 6. Januar den Namen Dreikönigstag .

Das Fest der Erscheinung, des Offenbarwerdens der Gott- und Königswürde Christi ist das zweite Hoch-Fest zur Weihnachtszeit. Es ist auch das Drei-König-Fest, das Fest der drei Magier oder Weisen aus dem Morgenland, von deren Reise hinter dem Stern her das Evangelium an diesem Tag erzählt. Die drei Magier, Kaspar, Melchior und Balthasar, sind der weiten Reise wegen, die sie vom Morgenland nach Bethlehem unternommen haben, die Schutzpatrone der Reisenden. Wirtshäuser mit den Namen "Zur Krone", "Zum Stern", "Zum Mohren" oder zu den "Drei Königen" sind nach ihnen benannt. Ihre Gebeine sind 1163 vom Orient nach Köln in den ihnen zu Ehren gebauten Dom gebracht worden, und diese Reliquien haben zu Dreikönigsspielen in Kirchen und Klöster angeregt. Daraus hat sich im Laufe des Mittelalters der Brauch der Sternsinger entwickelt.

Sternsinger

Seit Ende des 16. Jahrhunderts hat sich besonders in den Niederlanden und Belgien, aber auch in Deutschland ein Brauch eingebürgert, der sich bis heute erhalten hat. Verkleidete Männer oder Knaben zogen als Dreikönige oder auch als Gefolgsleute eines vorausgetragenen großen Sterns von Haus zu Haus. Sie trugen weiße Hemden, waren als Könige verkleidet oder hatten ortsabhängig bestimmte Kostüme an.

Die Sternsinger erzählten von der Geburt Christi, der Anbetung in Bethlehem und von Herodes und seinem Ende. Anschließend baten sie um Gaben wie Kuchen, Nüsse oder Geld.

Dieser zuerst sehr ernsthaft geübte Brauch drohte streckenweise ins Komische umzuschlagen. So wurden im 18. Jahrhundert oft Schelmenlieder in Psalmenform vorgetragen. Gegen Ende des 19 Jahrhunderts kam das Sternsingen nahezu in Vergessenheit. Erst in unserem Jahrhundert ist man bemüht, diesen Brauch wieder aufleben zu lassen.

In den Niederlanden ist aus dem ursprünglichen Sternsingen ein Kinderfest geworden. Die Kleinen ziehen dabei mit Lampions durch die Straßen.

C+M+B oder K+M+B

Noch heute werden diese Buchstaben als Segensund Beschwörungsformel am 6. Januar, dem Dreikönigstag, in katholischen Gegenden besonders in Süddeutschlands, Österreichs und der Schweiz, mit Kreide an den oberen Türrahmen geschrieben. Es sind die Anfangsbuchstaben der Heiligen Drei Könige Caspar (Kaspar), Melchior und Balthasar. Schon aus dem christlichen Altertum sind uns zahlreiche Anwendungsformen dieser Buchstabengruppe als Schutzformel überliefert, so auch zur Abwendung der verschiedensten Krankheiten vom Kinderfieber bis zur Altersgicht.

Dreikönigsfest, Dreikönigstag

Der 6. Januar führt gleich zu zwei Namen im Kalender, nämlich Epiphanias und Dreikönigstag. In vielen Familien wird der Weihnachtsbaum zum letzten Mal angezündet und anschließend geplündert. Mit dem Dreikönigstag gehen die Zwölf Nächte zu Ende, man schreibt mit Kreide die Buchstaben C+M+B an die Haustür und hofft, damit wieder für ein Jahr alles Übel fernhalten zu können. Caspar, Melchior und Balthasar, die drei Weisen aus dem Morgenland, geben den Hintergrund des Brauch.

DREIKÖNIGSZETTEL

Zu den mannigfachen Ausdrucksformen der den Heiligen Drei Königen entgegengebrachten Verehrung gehören auch amulettartig benutzte Papiere mit dem Zeichen C+M+B und den verschiedenen Beschwörungs- und Wunschformeln. Dieser Dreikönigszettel wurden vor allem von den Pilgern, aber auch sonst auf den gefährlichen Reisen im Mittelalter als beruhigendes Reisepapier mitgeführt. Die große Verehrung der Heiligen Dreikönige als Reisepatrone spielte sich noch heute auch im Namen vieler alter Gemäuer an den Zugstraßen des Verkehrs, zum Beispiel "Zum Mohren", "Zum Stern", oder gar "Zu den drei Königen" wider.

Aberglauben in der Weihnachtszeit

Aberglauben und abergläubische Vorstellungen und Bräuche gab es zu allen Zeiten. Zu bestimmten Ereignissen des Lebens- und Jahresablaufs traten sie besonders häufig auf. So auch in den langen Winternächten um die Wintersonnenwende. Schon in vorchristlicher Zeit fürchtete man sich vor den bösen Geistern der Rauhnächte, und der Glaube an die Wunderkraft der Weihnachtstage hat christliche Vorstellung damit vermischt. Reste des Aberglaubens sind bis heute erhalten.

So unternahm man lärmende Umzüge mit Schießen und Peitschenknallen, um böse Geister zu vertreiben. Davon stammt auch das heute noch bekannte Perchtenlaufen ab. In Schwaben nannte man die entsprechende Figur Pelzmärte und in Niederösterreich Budelfrau. Diese Figuren bestraften die Kinder mit der Rute, wenn sie nicht brav waren, und belohnten sie, wenn sie fleißig waren. Früher schloss man die Haustüre ab, damit das 'Wilde Heer' nicht herein konnte. Auch mussten alle unnötigen Arbeiten wie Spinnen, Wäschewaschen, Schuhputzen, Haarschneiden und dergleichen unterbleiben, um die Aufmerksamkeit Frau Holles und ihres Gefolges nicht auf sich zu lenken. (Abb. Schnabelperchten Seite 47) Dagegen wurden die Häuser mit Weihrauch und Weihwasser versehen, um die Geister zu verscheuchen. Aus dem gleichen Grund wurden die Besen umgekehrt in die Ecke gestellt. Wer neunerlei Speisen aß, brauchte nicht Schaden zu erleiden, wer aber neunerlei Holz in den Händen hielt, konnte plötzlich alle Hexen sehen. In den Brunnen warf man einen Brand gegen die Hexen. Dem Vieh legte man gefährliche Gegenstände wie Messer in die Krippe, damit es nicht verhext wurde. Es bekam doppeltes Futter, und die Bäuerin blies ihm ins Nasenloch, machte das Kreuzzeichen darüber und stellte einen Besen vor die Stalltür. Später wurde der Stall auch ausgeräuchert.

Aber auch gute Kräfte vermutete man in dieser Zeit, die zugleich die Wende des Jahres bedeutete und somit einen neuen Anfang in sich barg. So schmückte man die Häuser mit grünen Zweigen. Fichten- und Tannenzweige galten als Sinnbild des Lebens. Auch der Eibe, dem Buchsbaum, der Mistel und der Stechpalme wurden besondere Kräfte zugesprochen. Nach dem reichlichen Weihnachtsessen musste man ein Restchen vom Essen sowie ein kleines Geldstück auf dem Tisch liegen lassen, um im kommenden Jahr mit Essen und Geld versorgt zu sein. Auch schüttete man die Überreste des Weihnachtsmals über die Bäume und Felder der guten Ernte wegen und gab dem Vieh davon. Die Kühe bekamen um Mitternacht Heringsmilch, damit sie im nächsten Jahr reichlich Milch geben sollten. Obstbäume umwand man mit Stroh und schüttelte sie kräftig, um ihre Fruchtbarkeit zu steigern.

Auch Wunder vermutete man in der Weihnachtszeit. So glaubte man in der Christnacht unsichtbar und unverwundbar werden zu können. Um Mitternacht, meinte man, begännen die Tiere zu sprechen und Zukünftiges zu prophezeien. Aber wer sie hörte, der müsse sterben. Verstünde man es, in dieser Stunde den Teufel in einem Zauberkreis zu beschwören, so könne man viel Geld gewinnen. Eine in dieser Nacht gepflückte Christwurz soll Kräfte gegen Pest und Süchte haben.

Auch vorausdeuten ließe sich manches, so meinte man, gerade in der Weihnachtszeit. Was man in den Rauhnächten träumt, soll sich im nächsten Jahr erfüllen. Träumt einer von blauen Zwetschgen, so stirbt ein naher Verwandter oder Freund. Das Wetter glaubt man mit Hilfe von aufgeschnittenen Zwiebeln oder Nussschalen prophezeien zu können. Sogar heute wird noch viel zitiert: "Grüne Weihnachten, weiße Ostern."

Am interessantesten aber erschien von jeher das 'Liebesorakel'. Gerade an Weihnachten glaubten die Mädchen, etwas über ihren Zukünftigen erfahren zu können. So kehrten sie am Heiligen Abend ihre Stuben aus, trugen den Kehricht in den Hof, setzten sich darauf und warteten bis der erste Hahn krähte. Aus der Richtung, aus der er sich hören ließ, musste der Bräutigam kommen. Auch ließ man Wasser gefrieren und ersah aus den Eisgestalten den zukünftigen Ehegatten.
Im Fichtelgebirge und im Frankenwald stellten sich die Mädchen am Christabend im Kreis um eine Gänserich auf. Das Mädchen, das vom Gänserich zuerst gezupft wurde, sollte im nächsten Jahr Braut werden. Wenn ein Mädchen in der Christnacht zum Hühnerstall schleicht und dreimal anklopft, solle sie auf die Antwort achten:

Schreit der Hahn,
dann bekomm' ich einen Mann;
fängt die Henne das Gackern an,
denn muss ich warten auf den Mann.

Der Aberglaube am 1. Dezember geht auf den Untergang von Sodom und Gomorrha zurück. Diese Stadt soll an diesem Tag in Schutt und Asche gesunken sein und deshalb soll man an diesem Tag alles zu Ende führen was man anfängt und man darf keine Fehler machen, sonst hat es schlimme Vorbedeutung.

BRÄUCHE

FRAUTRAGEN

Zu den Adventsbräuchen in Süddeutschland, Tirol und im Salzburger Land gehört das Frautragen. Nachts wird von den Kindern eines Dorfes ein Marienbild jeweils von einem Haus zu einem anderen getragen, womit Fruchtbarkeit erfleht werden soll. Ein ähnlicher Brauch ist die Herbergssuche.

HERBERGSSUCHE

An die vergebliche Suche nach einer Herberge in Bethlehem soll dieser mittelalterliche, in den Alpen noch heute geübter Adventsbrauch erinnern. Eine Darstellung von Maria und Joseph wird im Dorf von Haus zu Haus getragen und jeweils für einen Tag als "Gast" aufgenommen.

KRIPPENSPIELE

Krippenspiele und Weihnachtsspiele, früher szenischen Darstellungen des Weihnachtsevangeliums nur in der Kirche oder in Klöstern, findet man heute auch in Schulen und in Familien. Besonders schön sind die bayrischen und österreichischen Krippenspiele für die Kinder.
Viele Kirchen und Landschaften führen Jahr für Jahr ihr traditionelles Krippenspiel auf. So haben zum Beispiel in Coventry, England, die Handwerker der verschiedenen Gilden und Innungen, also Goldschmiede, Weber, Schneider und andere, seit dem 14. Jahrhundert jedes Jahr ein Spiel von der Geburt des Herrn aufgeführt und haben dabei ein spezielles Weihnachtslied gesungen, das heute noch gesungen wird.

Weihnachtsbräuche in anderen Ländern

ITALIEN

In Italien werden um die Weihnachtszeit verschiedene Feste gefeiert. Am 6.Dezember kommt San Nicola, am 13. Dezember beschenkt Santa Lucia die Kleinen, am 25.Dezember wird Il Bambinello Gesu (Christkind) überall in Italien gefeiert, und am 6. Januar freuen sich alle Kinder auf La Befana (die gute Hexe).

Am 6. Dezember finden die Kinder die Geschenke von San Nicola vor der Tür des Schlafzimmers. San Nicola ist nicht wie in Deutschland als Bischof gekleidet und besucht auch nicht die Kinder in den Familien.

Santa Lucia lebte nur in der Phantasie und im Herzen der Kinder. Die Heilige Lucia wurde im Jahre 281 in Sizilien geboren, sie vermachte ihr ganzes Vermögen an die Armen. Noch heute wird an dem Tag "Torrone die poveri," eine Mahlzeit für die Armen vorbereitet. Sie besteht aus Kichererbsen, die mit Zucker gekocht werden, bis daraus eine feste Masse entsteht.

Am 25. Dezember kommt dann endlich Il Bambinello Gesu (das Jesuskind), meist früh am Morgen. Wenn die Kinder aufstehen, finden sie ihre Geschenke vor der Tür des Schlafzimmers oder unter dem Tannenbaum neben der Krippe. Verschiedene Formen von Fest und Feier haben sich in den Regionen Italiens eingebürgert. In manchen Gegenden wird ein Olivenbaum gefällt und für das Feuer im Kamin bereit gehalten. In Rom und Neapel tragen die Kinder einen großen Stern aus Pappe über einer kleinen beleuchteten Krippe von Haus zu Haus. Die wohl berühmteste Krippe ist in Rom, das Santo Bambino (Seite 38 und 39) Und am 6. Januar kommt La Befana, die gute alte Hexenfigur der italienischen Kinder. Am Abend stellen die Kinder die Schuhe vor die Tür oder hängen ihre Strümpfe vor den Kamin. La Befana fliegt von Dach zu Dach und durch die Schornsteine ins Haus hinein: Für die artigen Kinder hinterläßt sie Süßigkeiten, für die unartigen schwarze kohlen. La Befana sollte sich der Legende nach nicht schnell genug auf den weg zur Krippe gemacht haben und verpasste den Stern. Seit dem irrt sie auf der Welt nach der Suche nach dem Christkind. Sie hinterlässt in jedem Haus ihre Geschenke, in der Hoffnung, dort das Christkind zu finden.

PORTUGAL

Weihnachten ist in Portugal das bedeutendste Fest des Jahres. Es wird in der Großfamilie auf dem Land gemeinsam mit den Nachbarn gefeiert. In einigen Dörfern wird auf dem Platz vor der Kirche ein Baumstamm verbrannt, damit sich die Menschen nach der Mitternachtsmesse wärmen können. In manchen Gegenden geht man von Tür zu Tür, spielt Akkordeon, Querflöte, Gitarre oder Mandoline und singt Lieder zur Geburt des Christuskindes. Zur Mitternachtsmesse bringen die Menschen ländliche Produkte als Geschenk für das Christuskind mit. Sie legen sie vor die Krippe. Nach der Messe trifft sich die ganze Familie zum Weihnachtsfestmahl: Stockfisch, Kürbiskrapfen oder mit Zucker und Zimt bestäubte und überbratenen Weißbrotscheiben, Brotteigkrapfen, die gerade aus der Pfanne kommen, und ein Getränk, das aus Wein mit Honigrosinen und Zimt besteht.

SPANIEN

Die Adventszeit verläuft in Spanien sehr ruhig, dafür gibt es in der Zeit zwischen dem 24 Dezember und dem 6. Januar verschiedene Feste, die sehr unterschiedlich begangen werden. Zu den traditionellen Weihnachtsbräuchen gehört das Erscheinen des Olentzero (des Köhlers), der aus den Bergen ins Dorf kommt. Er wird von den Einwohnern des Dorfes auf den Schultern getragen. Weit verbreitet sind auch die Weihnachtsaufführungen, wie z.B. der von Herodes angeordneten Kindermordes und das Fest der Messdiener (Fiesta de Locosy Obissi Mos), bei dem ein Junge ausgewählt wird, der sich als Bischof verkleidet. In der Zeit vom 30.Dezember bis zum 1.Januar findet die Fiesta de la Coretta statt. Bei diesem Fest wird Brennholz gesammelt und eine Kiefer gefällt. Diese wird dann geschmückt in den Ort getragen und gesegnet. Ein weiterer Höhepunkt ist das Dreikönigsfest (Dia de los Reges). Es wird ein biblisches Spiel (Corderados) aufgeführt, und es gibt einen Umzug (Cabalgota de Reges).

POLEN

Zum Heilig Abend gehört in Polen die Weihnachtsobladen. Das sind große eckige Backobladen, meist mit einem aufgeprägten Bild. Viele Aussiedler aus Oberschlesien kennen diesen Brauch. Tagsüber wird gefastet, und Abends kommt die Familie zum Weihnachtsessen zusammen. Nach einer Suppe gibt es meist ein Fischgericht, wenn möglich Karpfen. Ein zusätzliches Gedeck steht auf dem Tisch: für einen Gast, der vielleicht unerwartet kommt. Die Familie versammelt sich bei Kerzenlicht um den Tisch, dann wird das Weihnachtsevangelium vorgelesen und gebetet. Nun teilen alle ihre Weihnachtsobladen untereinander und wünschen sich "Frohe Weihnachten". Das Teilen der Obladen ist ein Zeichen dafür, das die Familie das Leben miteinander teilen will. Es ist eine Geste der Liebe und der Versöhnung. Dann setzen sich alle zum Essen. Und die Kinder hoffen unter ihrem Teller ein Geldstück zu finden...

NIEDERLANDE

Viel wichtiger als das Christkind ist für die Kinder in den Niederlande Sinterklaas. Der bringt am 6. Dezember, begleitet vom "Zwarten Piet", seine Gaben. Um ihn freundlich zu stimmen, stellen die Kinder vor seiner Ankunft Wasser und eine Mohrrübe oder Heu für sein Pferd auf den Kamin. Am fünften Dezember wird ein großer Sack vor die Tür gelegt, den Sinterklaas dann mit seinen Geschenken füllt. Einen ganz besonderen Empfang bereiten die Amsterdamer dem Heiligen. Vom Hafen zieht eine große Prozession zum Königspalast, wo der Heilige von Königin Beatrix empfangen wird.

FRANKREICH

Auch in Frankreich lieferte früher Saint Nicolas seine Geschenke am 6. Dezember ab. Die Zeiten haben sich geändert. Nicolas hat abgedankt. Die Geschenke bringt den französischen Kindern in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember nun Pere Noel, ein Kollege des Weihnachtsmannes. Der kommt durch den Schornstein und legt seine Gaben in die bereitgestellten Schuhe. Der Heilige Abend wird alles andere als besinnlich gefeiert. Es ist ein normaler Arbeitstag, der mit einem großen Essen in schillernd bunt dekorierten Restaurants und ausgelassenem Tanzen ausklingt. Festlich wird’s erst am 25. Dezember. Dann werden auch die traditionelle "Foie Gras" (Gänsestopfleber) und der "Buche de Noel", ein Kuchen mit Buttercreme in der Form eines abgesägten Baumstammes, serviert.

ENGLAND

Gut, wer große Füße hat in England werden traditionsgemäß am Weihnachtsabend die Strümpfe an den Kamin gehängt. Durch den schlüpft Santa Claus in der Nacht vom 24. Auf den 25. Dezember und versteckt darin seine Geschenke. Zum traditionellen Weihnachtsessen am 25. Dezember gehören für die Briten der mit Brot und Hackgemisch oder sauren Äpfeln und Backpflaumen gefüllte Truthahn, Plumpudding und Eierpunsch Beim Schmausen lieben es die sonst so steifen Engländer etwas ausgeflippt: Alle tragen Papphütchen und lassen Knallbonbons platzen. Gegen 15 Uhr versammelt sich die Familie dann vor dem Fernseher. Um der 10minütigen Ansprache der Queen ans Commonwealth zu lauschen.

ESTLAND

Gnome beschenken in Estland in der Adventszeit die Kinder mit Süßigkeiten und Früchten. Kurz vor Weihnachten reinigen die Frauen die Besen in Haus und Hof besonders gründlich. Denn Hexen und Teufelchen, die um diese Zeit ihr Unwesen treiben, benutzen diese als Fluggeräte. Schmutz und Dreck darauf würden die ansonsten ganz netten Überflieger zu üblen Streichen verleiten.

NORWEGEN

Ein einziger Festschmaus ist die Adventszeit bei den Norwegen. Beim "Julbord" werden Verwandten und Freunden bis zu 60 verschiedene Leckereien aufgetischt. In der Weihnachtsnacht stellen die Kinder für den "Julmann", der mit seinen Geschenken aus Lappland anreist, eine Schüssel mit Grütze ans Fenster. Sie soll eine Art "Bestechung" sein für die Weihnachtswichte die "Julnissen", die dem Julmann helfen. Gibt’s keine Grütze, machen die Wichtel jede Menge Ärger.

GRIECHENLAND

In der Nacht zum 1. Januar legt der heilige Vassilius in Griechenland die Geschenke für die Kinder vor das Bett. Für die Familie gibt es an diesem Tag einen Kuchen, in den eine Goldmünze eingebacken wird. Wer sie findet, hat das ganze Jahr über Glück.

KENIA

Lustig gefeiert wird an Weihnachten in Kenia im Kreis der Familie. Am Heiligen Abend trifft man sich zu einem großen Festmahl. Danach haben die Kinder zu tun: Sie müssen das Haus reinigen, dekorieren und das Essen für den nächsten Tag vorbereiten. Am Morgen des 25. Dezembers wird eine Ziege geschlachtet, deren Fleisch in der Familie verteilt wird. Danach geht man von Haus zu Haus, um überall fröhliche Weihnachten zu wünschen und Geschenke auszutauschen. Zum Ausklang des Festes wird bis in den Morgen ausgelassen getanzt.

AUSTRALIEN

Von weißen Weihnachten können die Australier nur träumen. Denn bei ihnen ist an Weihnachten Hochsommer. Tannenbäume sind selten und teuer, deshalb stellt hier fast jeder einen Plastiktannenbaum auf - oft schon am 15. Dezember. Der Hitze wegen verlegen die Familien das Feiern nach draußen. Man trifft sich auf Wiesen, im Wald oder am Strand, wo man dann bis in die Nacht beieinander sitzt, Weihnachtslieder singt und Lagerfeuer entzündet. Dabei ist der Weihnachtsmann immer mit von der Partie. Die Geschenke gibt es am Morgen des 25. Dezembers. Am nächsten Tag treffen sich Freunde und Verwandte beim großen Truthahn-Picknick.

KOLUMBIEN

In Kolumbien beginnen am 14. Dezember die Weihnachtsfeierlichkeiten. Die ganze Familie wandert mit Freunden in den Wald, um Moos für die Krippe zu sammeln, die an diesem Tag schon aufgestellt wird. Bei Anbruch der Dunkelheit wird zu Hause zusammen gebetet, dann gefeiert, musiziert und Weihnachtslieder werden gesungen. Die Feier hat um Mitternacht ein Ende, wiederholt sich an jedem der neuen Tage bis zum Heiligen Abend. An diesem wird nach der Mitternachtsmesse mit Feuerwerk, Tanz auf der Straße und gutem essen und Trinken gefeiert. Beschenkt werden nur die Kinder, und zwar mit Kleinigkeiten und Süßigkeiten, die die Erwachsenen in der Nacht unter den Betten der Kinder verstecken, so dass diese sie am Morgen des 25. suchen können.

MEXIKO

Mit den spanischen Erobern kamen vor 300 Jahren auch die Weihnachtsbräuche ins Land der Inkas und Azteken. Doch ein Teil ihrer eigenen Tradition konnten die Ureinwohner den Augustinermönchen unterjubeln. So wurden die Feste um die Ankunft des Gottes Huitzilopochtli später zu Ehren von Josef und Maria gefeiert. Dazu gehören die "Psadas". Bunte Umzüge, bei denen die Herbergssuche nachgestellt wird. Dazu gibt´s Jubel, Trubel, Feuerwerk und viele Süßigkeiten. Wichtigster Bestandteil des Festes: die Pinata, ein liebevoll mit Sternen und Figuren dekoriertes Tongefäß, das mit Früchten und Süßigkeiten gefüllt und aufgehängt wird. Ein riesen Spaß für die Kinder, die mit verbundenen Augen den Topf zerschlagen dürfen und alle leckeren Bonbons essen dürfen.

RUSSLAND

Nach dem Julianischen Kalender feiert die russisch-orthodoxe Kirche am 6. Januar (entspricht dem 25. Dezember) die Geburt des Herrn. Väterchen Frost bringt hier die Gaben und wird in jedem Dorf mit Musik empfangen. Dazu gibt es Kuchen, die mit vielen Herzen verziert sind. Für jedes Herz soll ein Traum in Erfüllung gehen.

AMERIKA

Bunt gemischt wie die Bevölkerung in den USA ist auch das Brauchtum. Überall aber bringt der Santa Claus mit seinem Rentierschlitten die Geschenke in der Nacht auf den 25. Dezember. Für die Tiere stellen die Kinder am Weihnachtsabend Milch und Kekse bereit. Ein Muss sind beleuchtete Vorgärten und der Truthahn für das Fest.
Ein besonderer Tag ist in der USA der Pilgertag am 21. Dezember. Die glückliche Landung der Pilgerväter wird mit einem Gericht gefeiert, in dem sich damals neuen unbekannten Zutaten wiederfinden, die der ersten Generation der späteren Amerikaner das Leben gerettet haben.

SCHWEDEN

Am Morgen des 13. Dezembers ist in Schweden der Tag der Lichterkönigin. Die älteste Tochter erscheint als Luziabraut in einem weißen Kleid und einem Kranz aus Breiselbeerzweigen und brennenden Kerzen auf dem Kopf. Die "Lussibrud" weckt die Familie und serviert das Frühstück ans Bett. Zum "Julfest" an Weihnachten kommt auch hier der Weihnachtsmann, aber auch Julgeiß und Julbock gehören zum Fest. Wie das opulente Menü bis zu 38 Gängen! Bei dem auch die "Julkorv", eine besondere Bratwurst, serviert wird. Sie hat so große Bedeutung, dass sich auch Königin Silvia und ihre Familie dabei selbst an den Herd stellen.

Wie Marcos in Mexiko Advent und Weihnachten feiert

Weihnachten ist mein Lieblingsfest. Nicht nur, weil wir unsere Weihnachtskrippe im Freien inmitten unserer Pflanzung aufbauen und alle sich daran beteiligen, sondern auch wegen der 'posadas'. Ihr wißt nicht, was 'posadas' sind? Dann will ich es euch erklären. Als die ersten christlichen Missionare nach Mexiko kamen, versuchten sie, unseren Vorfahren den Glauben durch Feste, Theateraufführungen und Spiele nahe zu bringen. Seitdem gehören die 'posadas' zur Vorbereitung auf Weihnachten und zur Feier des Weihnachtsfestes. Zu Beginn der Adventszeit werden neun Familien ausgewählt, die in den neun Tagen vor Weihnachten für einen Tag und eine Nacht "los peregrinos’, die Pilger, aufnehmen: die Statue des hl. Josef, die der Jungfrau Maria und des Engels. Es sind die gleichen Figuren, mit denen später die Krippe in unserer Kirche aufgebaut wird. Die Dorfgemeinschaft zieht betend und singend mit den 'peregrinos' zum Haus der betreffenden Familie. Wo sie mit einem Wechselgesang mit dem Hausherrn Einlass erbitten. Am Ende wird die Tür geöffnet und Herberge gewährt. Zuerst treten die Figurenträger ein. Die Statuen werden nach indianischen Brauch mit Blumenkränzen und Weihrauch begrüßt und zu ihrem Ehrenplatz gebracht, einem blumengeschmückten Hausaltar.

Das ganze Haus ist mit Blumen und Zweigen festlich hergerichtet. Der Fußboden aus gestampfter Erde, Holz oder Stein ist dicht mit Kiefernnadeln bestreut, deren Duft das ganze Haus erfüllt. Die gastgebende Familie lädt alle ein, sich hinzusetzen und auszuruhen. Dann erhalten die Gäste das traditionelle 'aguinaldo' eine Tasse Kaffee und ein Stück Brot -, zuerst die 'peregrinos', die ja die Hauptbesucher sind und danach alle anderen Besucher. Oft tun sich mehrere Familien zusammen, um das 'aguinaldo' aufbringen zu können. Bevor die 'peregrinos' am nächsten Abend weiterziehen können, überreicht der Hausherr dem Kirchenvorsteher eine 'piñata'. Das ist eine bunte, aus Pappmasché hergestellte Phantasiefigur, die mit allerlei süßen Überraschungen gefüllt ist. Sie wird für die Mitternachtsmette aufbewahrt.

In der heiligen Nacht versammelt sich die ganze Gemeinde um 24:00 Uhr vor der Kirche. Es werden Freudenfeuer und Feuerwehrkörper abgebrannt, und mit dem 'Baile de la Flor', dem Blumentanz, beginnt die Mitternachtsmette. Nach der hl. Messe werden die Kirchenbänke zur Seite gerückt. Nun beginnt vor der Krippe das Geburtstagsfest für das Jesuskind. den Höhepunkt bildet das Knacken der neun 'piñatas'. An einer Schnur wird jeweils eine 'piñata' von der Decke herabgelassen. Mit einem Stock soll sie nun 'geknackt' werden. Das ist nicht ganz einfach, denn jeder hat nur drei Schläge und das auch noch mit verbundenen Augen.

Zuerst versuchen die Kinder ihr Glück, dann die Jugendlichen und zuletzt die Erwachsenen; bis alle 'piñatas' geknackt sind und ihr süßer Inhalt verspeist worden ist. Mit Musik, Liedern und einem Tanz klingt die fröhliche des Geburtstagsfeier Jesuskindes aus.