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Bunker in Siegen

Informationen über den Bunker an der Burgstraße in Siegen (Beispielhaft).

Ohne den Bau der Bunker durch Alfred Fissmer wären noch mehr Menschen am 16.12.1944 umgekommen.


Siegen galt als Luftschutzort erster Ordnung weil - Siegen Garnisonsstadt war (Truppenergänzung und -verschiebung) - kriegswichtige Fabriken hier ansässig waren - Angreifer aus der Luft sich gut an den Bahnlinien und der Sieg orientieren konnten

Seit 1919 war Alfred Fissmer Bürgermeister von Siegen und ab 1923 Oberbürgermeister. In dieser Funktion leitete er zu Kriegsbeginn als örtlicher Luftschutzleiter umfangreiche Luftschutzmaßnahmen ein. Dazu gehörte neben dem Bau von 16 Hochbunkern der Ausbau von Bergwerksstollen zu Schutzräumen. Ausschlaggebend für den Standort der Bunker war die Entfernung zu Wohn- und Arbeitsbereichen. Bei einem Luftangriff sollte ein Bunker in max. 500 m Entfernung erreichbar sein. Darum gibt es in der Oberstadt von Siegen fünf große Bunker, u.a. den Bunker in der Burgstrasse. Die Bunker waren unterschiedlich groß und boten 300 bis 1000 Personen Schutz.

Jeder Bunker wurde mit zwei Zugängen gebaut, falls einer zerstört werden sollte. Die Eingänge wurden durch bombensichere Vorbauten gesichert. Eine Gasschleuse hinter dem Eingang sollte Sicherheit gegen Gasbomben garantieren. Bei den Hochbunkern wurden auf der Betondecke Steildächer aufgebaut, unter denen sich zum Teil Wohnungen, Versammlungs- und Lagerräume befanden.

Größe der Bunkerräume Normalerweise sollten in Einzelräumen 6 Personen untergebracht werden, da der Einzelraum als Aufenthalts und Liegeraum gedacht war. Um mehr Menschen unterzubringen wurden nicht alle Räume mit Liegepritschen ausgestattet.

Neben den Einzelräumen mit einer Größe von 6 bis 7 qm gab es besondere Aufenthaltsräume für den Bunkerwart, die Wachgruppe, einen Raum für Erste Hilfe und technische Räume. Auf jedem Stockwerk befanden sich Toilettenräume die mit einfachen Waschbecken ausgestattet waren.

Ausgestattet waren die Bunker mit - einem gut funktionierendem Be- und Entlüftungssystem - zusätzlich einer Belüftungsanlage für kampfstoffgefilterte Luft - Nachtlichtbatterien oder Notstromaggregat - mit einer Koksheizung um die Luft zu erwärmen - Wasserzuleitung und Abwasserentsorgung

Angriffe auf Siegen

Die ersten Bombenangriffe im Siegerland sollten im Mai 1940 die kriegswichtige Charlottenhütte treffen. Ab 1944 war das Siegerland zunehmend von Bombenangriffen betroffen. Diese Angriffe fanden ihren Höhepunkt am 16. Dezember 1944 bei dem 348 Menschen ums Leben kamen. Bei Kriegsende war Siegen fast vollständig zerstört, über 4000 Gebäude mit Bombenschäden und 715 Tode.

Nach dem Krieg wollte die Englische Besatzungsmacht die Bunker sprengen um Siegen zu entmilitarisieren. Die Stadt Siegen hingegen wollte die Bunker in Wohnraum umwandeln. Beide Pläne wurden nicht umgesetzt.

Quelle: Regioreport Siegerland- Die Stadt Siegen und ihre Bunker von Daniel Altkemper


Von Siegen aus wurde am 16. Dezember 1944 ein Angriff gegen das belgische Antwerpen befohlen. Britische Truppen hatten die Stadt am 4. September 1944 befreit. Aufgrund ihres Seehafens, der von strategischer Bedeutung für die alliierten Nachschublinien war, wurde sie zum Ziel der deutschen Fernwaffen. Um 15:20 Uhr, beinahe zeitgleich mit dem britischen Angriff auf Siegen, ging eine V2-Rakete auf Antwerpen nieder und schlug in das vollbesetzte „Rex“-Kino ein. 561 Menschen kamen bei dem Angriff ums Leben, 291 wurden schwer verletzt.


Alfred Fissmer und der Nationalsozialismus

2018 wird ein Bürgerantrag auf Umbenennung der Fissmer-Anlage neben der Nikolaikirche gestellt. Drei Jahre nach Antragstellung würde Michael Groß die Anlage sofort umbenennen. Dennoch die „Alfred-Fissmer-Anlage“ bleibt. Eine Gedenktafel beinhaltet die Leistungen Fissmers und die Beziehungen zum Nationalsozialismus.


Damit der Zeitgeist besser erfasst werden kann, hier ein Artikel zu Pfarrer Ochse:

„1935: Pfarrer Ochse, der sonst vergleichsweise vorsichtige Seelsorger, erklärte in dem bereits erwähnten Gespräch mit den Müttern von Kommunionkindern, es seien von 10000 Berliner Landjahrmädchen 3000 schwanger nach Hause gekommen. Eine der Mütter, die Frau eines Beamten, trug die Äußerung weiter. Die Gestapo begann zu ermitteln, die Akte wanderte zur Staatsanwaltschaft beim Sondergericht Dortmund, die für politische, so genannte „Heimtückedelikte“ zuständig war. Ochse war kein unbeschriebenes Blatt. Er hatte Flugblätter verteilt, die Broschüre „Christus, nicht Hitler“, und er hatte sich vehement für katholische Jugendliche eingesetzt, die beim Reichsbahnausbesserungswerk keine Lehrstelle bekommen hatten, weil sie keine Hitlerjungen waren. Und: Er hatte 1933 den gefolterten Kommunisten Löw angehalten, seine Folterspuren fotografisch festhalten zu lassen. Das alles machte Ochse zu einer aus Sicht der Nationalsozialisten sehr verdächtigen Person. Der Prozess begann im September 1935 …. In seinem Schlusswort sagte er aus, er sei das Opfer einer „systematischen Hetze von kleinen Hitlers“ geworden.“

Lit.: Raimund Hellwig: Siegen unter dem Hakenkreuz - Ein alternativer Stadtrundgang, Siegen 2011, Seite 36-38


Infolge dessen musste auch Alfred Fissmer gegenüber den Nationalsozialisten sehr vorsichtig agieren um für die Bürger der Stadt Siegen „das Beste“ herauszuholen. Dieser Meinung ist auch Helene Wildenberger „Ich kenne niemanden der sich so für die Bürger der Stadt eingesetzt hat“

Leserbrief Siegener Zeitung

Helene Wildenberg zu Fissmer: Zum Bericht „Neuer Name für Alfred­Fißmer-Anlage?„ (Siegener Zeitung vom 24. Mai 2018) Integrer Mann Am Ende des zweiten Weltkrieges war ich 31 Jahre alt und somit Zeitzeugin. Als Sekretärin im Siegener Verwaltungsbereich kannte ich Oberbürgermeister Fissmer und hatte beruflichen Kontakt zu ihm. OB Fissmer habe ich nie als Parteigenossen wahrgenommen, und er ist auch nie als solcher aufgetreten. Vielmehr habe ich miterleben müssen, wie sich OB Fissmer im Nebenzimmer umzubringen suchte, nachdem er wegen eines angeblichen Wirtschaftsvergehens ungerechtfertigterweise auf Veranlassung des Gauleiters Giesler an­geklagt worden war. Über Wochen haben die Siegener Bürger für die Genesung gebetet! Ein weiteres persönliches Erlebnis: Am Karfreitag 1945 kamen ein Wehrmachtsgeneral und dessen Adjutant nach Siegen. Ersterer eröffnete Herrn OB Fissmer und Herrn Hauptmann Niggemann in dem Büro der Befehlsstelle im Kaisergartenbunker die für den nächsten Tag geplanten Maßnahmen. Zeitgleich klärte der Adjutant mich und andere Personen darüber auf: ,,Siegen wird zur Kampfzone erklärt, die neue Waffe wird eingesetzt, es wird künftig kein grünes Blatt mehr wachsen, morgen werden die Brücken über die Sieg gesprengt. Wir verteidigen bis zum letzten Stein das Obere Schloss“. In dem Moment hörte ich einen fast übernatürlichen Schrei von OB Fissmer herüberschallen: ,,Sind sie wahnsinnig geworden?„ Zu der Zeit verbrachte ich auch die Nacht im Bunker. Etwa um 1 Uhr in der Nacht am Ostersamstag klopfte es an der Tür der Schlafstelle. OB Fissmer fragte wörtlich: ,,Wildenberg, darf ich reinkommen? Ich kann nicht schlafen.“ Nachdem ich mir schnell einen Morgenmantel umgeworfen hatte, erzählte er mir von den Sorgen um seine Stadt und das Wohlergehen der Siegener Bürger. Auf einmal kamen unvorhergesehen auch der Direktor des Stadtkrankenhauses, die Oberin des Kinderkrankenhauses, Bankdirektoren. Sie fragten den OB: „Was sollen wir machen, wie geht es weiter?„ Der Oberbürgermeister: ,,Ich weiß es nicht.“ Dann kam die Frage an Fissmer: „Was machen Sie denn?„ Und Fissmer reckte sich in seiner zerknitterten Gewandung aufrecht hoch und antwortete: „Ich bleibe hier!“ Und es tönte, man hatte es wohl mitgehört, aus einer Etage tiefer: ,,Das ist ein Wort, Herr Oberbürgermeister!„ Darauf die versammelten und gerade noch verunsicherten Mitverantwortlichen der Stadt: ,,Wir bleiben auch hier!“ So viel über die Einstellung und den sich um die Siegener Bürger und seine Stadt Sorgen machenden OB Alfred Fissmer. Die Brücken wurden am Ostersamstag gesprengt. Und nun will man einem solch hochverdienten, integren Mann aus durchsichtigen ideologischen Gründen die Reputation nehmen. Der Netphener Verursacher dieser Diskussion sollte mal in sich gehen und sich mit dem Lebenswerk von OB Fissmer auseinandersetzen, z. B. auch mit dem Buch von Manfred Zabel: ,,Die Heimatsprache der Begeisterung„, Seiten 135 bis 137.



Krieg im Siegerland und Nationalismus|


Im einem Luftschutzstollen unter der Stadt

flucht_unter_tage.pdf – ein Luftschutzstollen des Zweiten Weltkrieges in Siegen

16.12.1944 Zerstörung von Siegen

Weitere Informationen mit Interviews WKI, WKII, …Krieg im Siegerland und Nationalismus|


Zeitzeugenbericht von Eberhard Jung / Quelle Radio Siegen

Zeitzeugenbericht Maria Enders


Weitere Informationen mit Interviews WKI, WKII, …Krieg im Siegerland und Nationalismus|


Dinge die kein Mensch braucht! Glück Auf!

bunker_in_siegen.txt · Zuletzt geändert: 2021/12/16 18:56 von heupel